27. Juli 2019

Werner Söllner gestorben

Der Lyriker und ehemalige Leiter des Hessischen Literaturforums, Werner Söllner, ist tot. Er erlag am 19. Juli im Alter von 67 Jahren einer kurzen, schweren Krebserkrankung.
Werner Söllner wurde 1951 in Neupanat/Horia im Banat geboren und studierte in Klausenburg zunächst Physik, dann Germanistik und Anglistik. Mit einer Arbeit über das Frühwerk Paul Celans schloss er sein Studium 1975 ab und war nach einer kurzen Station als Lehrer von 1976 bis 1982 als Lektor für deutschsprachige Literatur im Bukarester Kinderbuchverlag Ion Creangă tätig. 1982 verließ er Rumänien und lebte seitdem in Frankfurt/Main, wo er von 2002 bis 2010 das dortige Hessische Literaturforum leitete. Söllner gab dieses Amt auf, nachdem er bei einer Tagung Anfang Dezember 2009 in München öffentlich erklärt hatte, in den 1970er Jahren unter dem Decknamen „Walter“ als Spitzel für die Securitate, den damaligen rumänischen Geheimdienst, tätig gewesen zu sein. Von da an arbeitete er als freischaffender Autor und Übersetzer und blieb auch dem Literaturforum als freier Mitarbeiter verbunden.
Sanfter Rebell mit IM-Vergangenheit: Werner ...
Sanfter Rebell mit IM-Vergangenheit: Werner Söllner nach einer Lesung im Münchner Lenbachhaus im März 1990. Foto: Konrad Klein
Mit den Gedichtbänden „Kopfland, Passagen“ (1988) und „Der Schlaf des Trommlers“ (1992) wurde der Banater Schwabe Werner Söllner in der Bundesrepublik bekannt. „Er galt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Lyriker“, schreibt Christoph Schröder in seinem Nachruf auf dem Onlineportal www.journal-frankfurt.de. Danach wurde es, zumindest publizistisch, still um ihn, bis 2015 der Band „Knochenmusik“ erschien, „eine Aufforderung zum Nachdenken über die Zeit, in der wir leben, und darüber, wie wir es tun“, so Edith Ottschofski in der Siebenbürgischen Zeitung. Der Band stelle fast so etwas wie ein Vermächtnis dar, schrieb die Rezensentin damals – sie konnte nicht wissen, dass er tatsächlich das letzte Werk von Werner Söllner bleiben sollte.

dr

Mircea Dinescu mit Werner Söllner und Gerhardt ...
Mircea Dinescu mit Werner Söllner und Gerhardt Csejka (von links) während der zweisprachigen Autorenlesung Dinescus „Der Tod liest Zeitung“ kurz nach der Wende im Münchner Gasteig (30. März 1990). Die Gedichte wurden im Original von Dinescu vorgetragen, danach in der deutschen Nachdichtung von Söllner. Csejka führte in das Werk des rumänischen Autors und Bürgerrechtlers ein. Foto: Konrad Klein

Schlagwörter: Lyriker, Söllner, Banater Schwabe, Hessen, Frankfurt, Nachruf, Literatur

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