13. Juli 2019

Friedrich Eberle: „Siebenbürgen in Aquarellen“

Wer Siebenbürgen mag, wer siebenbürgisch-sächsische Kirchen und Kirchenburgen gern hat, wer sie in einem besonderen Licht sehen, wahrnehmen will, der ist hier an der richtigen Stelle. Friedrich Eberle, Jahrgang 1927, geboren in Liebling im Banat, 1945-1947 zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, seit 1955 mit der Siebenbürger Sächsin Waltraud Edith, geb. Tausch, aus Reußdorf verheiratet und seit 1977 in Deutschland lebend, seit jeher in die siebenbürgisch-sächsische Welt verliebt, zeigt seine hohe Kunst aktuell in einem handlichen, apart erstellten Bildband „Siebenbürgen in Aquarellen“.
Eben erschienen im Schiller Verlag, Hermannstadt – Bonn, zeichnet sich dieses bestens verarbeitete Buch durch redaktionelle und gestalterische Stärken aus. Die ausgewählten Aquarelle zeigen Motive aus Siebenbürgen, wie sie keine Fotografien festhalten können. Die immer wieder überraschende Architektur vieler Kirchenburgen in ihrem örtlichen Kontext in der überschäumenden sommerlichen oder auch winterlichen Natur, sie wirkt anziehend, attraktiv, bietet dem Auge und dem Gemüt eine angenehme Raststätte. Kräftige Farbgebung lässt die Kirchenburgen förmlich aufleben. Die große Breite der „zeichnerischen Begabung“ (Lassel) lässt das vielgestaltige Oeuvre von Friedrich Eberle wahrhaftig leuchten. Die gut überlegte Auswahl der Bilder (manchmal mehrere von einem Ort – etwa von Schäßburg, das gleich auf elf Seiten dargestellt wird), der Vergleich des gleichen Motivs, mal umgeben vom sommerlichen bunten Pflanzenschmuck, mal im schneebedeckten winterlichen Kleid, deren geschickte alphabetische Anordnung von Agnetheln bis Zuckmantel und ganz besonders die ungewohnt erfrischenden Bildtexte von Anselm Roth – auch ein wahrer Meister – mit ihren abwechslungsreichen historischen und aktuellen Bezugspunkten unterstreichen die große Lebendigkeit dieses Bildbandes.
Sehr überzeugend wird der Band vom großen Meister der gemalten Illusion (Trompe-l´oeil) Michael Lassel (seine aktuelle Ausstellung am Heimattag 2019 in Dinkelsbühl war ein Kunstereignis erster Güte) eingeführt. Lassel spricht die herausragende Qualität der Bilder des „Vollblutkünstlers“ Friedrich Eberle an, erwähnt mit hoher Achtung die Bandbreite seiner Kunst, dessen „Klang der Farben“, das Beherrschen der altmeisterlichen Arbeitstechnik. All das ist im Bildband deutlich nachvollziehbar. Dipl.-Ing. Johann Imrich kommentiert anschließend begeistert eine der letzten Eberle-Ausstellungen im Haus der Heimat in Nürnberg. Schließlich folgt am Ende des Bildbandes eine ausführliche Darstellung der Lebensdaten und der Maltechnik von Friedrich Eberle aus wirklich berufenem Munde durch seine Tochter Waltraut Eberle. Auch sie hält zustimmend fest: „Die Ortschaften in Siebenbürgen hatten es ihm besonders angetan.“ Man könnte sagen: Die Liebe zu seiner siebenbürgischen Ehegattin hat auch die Liebe zu deren Heimat Siebenbürgen deutlich befördert. In einem bunt zusammengefügten Anhang melden sich Besucher von Ausstellungen im Gästebuch zu Wort. Die einzelnen ausgewählten Mitteilungen zeugen von der großen künstlerischen Breite und zugleich von der emotionalen Tiefe der Kunst von Friedrich Eberle.
Friedrich Eberle: Maniersch, Aquarell, 30 x 40 ...
Friedrich Eberle: Maniersch, Aquarell, 30 x 40 cm, 1999. In Maniersch steht dieses komplett originale Ensemble aus dem 16. Jahrhundert, wesentlich älter ist wohl der mächtige Glockenturm mit Wehrgang, links im Bild.
Schließlich sei noch erwähnt, dass die beigefügte Karte der dargestellten Orte es jedem Betrachter ermöglicht, sich auch geografisch präzise einzufinden – und eventuell vor Ort beim nächsten Besuch in Siebenbürgen Abbild im Band mit dem Original in der siebenbürgischen Kulturlandschaft zu vergleichen. Der Bildband mit seinen 120 Seiten, davon 104 Bilder und fest gebundenem Einband im Format 22,5x22,5 cm, im Schiller Verlag Hermannstadt - Bonn, ISBN 978-3-946954-50-7 erschienen, kann bezogen werden zum Preis von 26 Euro zuzüglich Versandkosten bei Friedrich Eberle, Pirmasenser Straße 58, 90469 Nürnberg, Telefon: (0911) 486857, E-Mail: friedricheberle69[ät]gmail.com.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Buchbesprechung, Bildband, Eberle, Aquarelle, Siebenbürgen, Kirchenburgen, Heimattag, Dinkelsbühl, Ausstellung

Bewerten:

14 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.