29. Mai 2019

Ehrendoktorwürde für den Theologen Prof. em. Dr. Hermann Pitters

Der Senatsaal der Universität Ovidius in Konstanza füllt sich am 23. Mai bis auf den letzten Sitz. Über den Bildschirm flimmern zwei Gesichter – beide große Persönlichkeiten des interkonfessionellen Dialogs: der evangelische Theologe und emeritierte Kirchengeschichte-Professor Dr. Hermann Pitters, der an der Lucian Blaga-Universität in Hermannstadt lehrte, und Dumitru Stăniloae (1903-1993), einer der bedeutendsten Geistlichen der rumänischen Orthodoxie.
Dank Pitters, der 1985 die Dogmatik Stăniloaes in drei Bänden auf Deutsch übersetzte, konnten sich auch Theologen im Westen an seinen Lehren und den von ihm erschlossenen Kirchenvätern der Philokalie inspirieren. „Damit ging ein enormer Schatz in das internationale Kulturerbe der Kirchen ein“, erklärt der Dekan der Fakultät für orthodoxe Theologie an der Ovidius-Universität, Bogdan Moise, in der Laudatio. Die Ehrendoktorwürde erhielt Pitters für seine besonderen Aktivitäten im Dienst des interchristlichen Dialogs sowie die Förderung und Erschließung orthodoxer Werte auf internationalem Niveau. „Hermann Pitters ist vielleicht der bedeutendste Unterstützer der orthodoxen Theologie und des innovativen Denkens von Vater Dumitru Stăniloae im deutschen Sprachraum“, betont Moise. „Er hat sich im In- und Ausland für den interchristlichen Dialog eingesetzt und trug auf diese Weise wesentlich zur Erschließung orthodoxer Werte im Westen bei, auch in seiner Funktion als Mitglied der Kommission des Lutherischen Weltbundes für den theologischen Dialog mit den orthodoxen Kirchen (1978-2012) und als Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie in Berlin.“

Erzbischof Teodosie von Tomis, Inhaber des Lehrstuhls für orthodoxe Theologie, erklärt: Die zwölf Bände der Philokalie über die Lehren der sogenannten Alt- und Wüstenväter vom 4. bis 15. Jahrhundert, Stăniloaes Dialog mit Heidegger und anderen zeitgenössischen Philosophen des Existenzialismus, aber auch die Neuinterpretation der Gedankenwelt großer mittelalterlicher Mystiker und früher Theologen – Grigore Palamas (1296-1359), Simeon der neue Theologe (949-1022) oder Nicolae Cabasila (1319-1391) - waren neu und faszinierend für die Theologen aus der westlichen Welt. Und überrascht mit der Aussage: „Es gab wohl mehr Protestanten als Orthodoxe, die Doktorarbeiten über Stăniloae geschrieben haben.“
Hermann Pitters bei einer Theologie-Konferenz ...
Hermann Pitters bei einer Theologie-Konferenz 2018. Foto: George Dumitriu
Nach der Laudatio wendet sich der Erzbischof sichtlich bewegt direkt an Prof. Pitters: „Sie sind eine Brücke zwischen den Konfessionen und zwischen den Menschen, unabhängig von deren sozialem Statut. Ich bin stolz, dass Sie jetzt zu unserer Gemeinschaft an der Ovidius-Universität gehören. Wir wollen diesen Dialog kontinuierlich aufrechterhalten.“ Hermann Dankwart Pitters wurde am 23. Januar 1932 in Schäßburg als fünftes Kind des evangelischen Pastors Samuel Pitters und der Grundschullehrerin Hilde geboren. Nach Schule und Pädagogikstudium in Hermannstadt kehrte er als Lehrer nach Schäßburg zurück, studierte dann aber von 1951-1955 evangelische Theologie in Klausenburg. 1955 heiratete er Helga Rehner, der Ehe entstammen drei Söhne. Zwischen 1955 und 1961 wirkte Hermann Pitters als Pfarrer in Zied-Agnetheln. Von 1961 bis 1978 unterrichtete er praktische Theologie an der evangelischen theologischen Fakultät der Universität Klausenburg, wo er schließlich zum Professor für Kirchengeschichte emeritierte. Von 1986 bis 1998 fungierte er als Dekan der Fakultät für evangelische Theologie an der Universität Lucian Blaga in Hermannstadt, von 1978 bis 2000 leitete er zudem als Chefredakteur die Publikation der evangelischen Landeskirche (EKR) „Kirchliche Blätter“. 2004 erhielt Pitters den Orden für kulturelle Verdienste im Rang eines Ritters, 2009 den Titel „Professor Honoris Causa“ der Universität Bukarest, 2012 die Ehrenmedaille der von ihm mitbegründeten Evangelischen Akademie Siebenbürgens (EAS).

Was ihn bewogen hat, sich vom Lehramt der Theologie zuzuwenden, verrät der Geehrte nach der Feier: „Es ging mir eigentlich um die Frage der Erziehung. Die Kirche war eine Möglichkeit, sozial zu arbeiten und die Erziehung in einem etwas anderen Sinne zu praktizieren, als damals in der Zeit des Kommunismus vorgeschrieben war. Das war ein Anlass für mich – dem bin ich dann auch treu geblieben. Ein Stück Freiheit des Denkens.“

Nina May

Schlagwörter: Ehrung, Ehrendoktor, Pitters, Theologe, Hermannstadt, Konstanza

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