15. April 2019

Siebenbürgisch-sächsisches Chortreffen in NRW

„Zuvor so lasst uns grüßen von Herzen, was von Herzen singt. Ein Band soll uns umschließen …!“ Einfühlsam begrüßten 126 Sängerinnen und Sänger mit einem Lied von Werner Gneist die vielen Gäste, die ins Kulturhaus Drabenderhöhe gekommen waren. Sie erlebten ein eindrucksvolles Treffen von fünf siebenbürgisch-sächsischen Chören aus Nordrhein-Westfalen, die in ihren Trachten ein harmonisches Bild boten. Für Dirigentin Regine Melzer gab es auf der Bühne keinen Platz, sie stand auf einer Empore davor, um den Taktstock zu schwingen.
„Eine alte Tradition ist wieder aufgelebt“, sagte Gerda Gusbeth, die in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Vereinigten Siebenbürger Chöre NRW mit dem Landesvorsitzenden Rainer Lehni die Initiative zu diesem Treffen ergriffen hat. Sie führte aus, dass aus Mangel an Dirigenten, Sängerinnen und Sängern sich im Laufe der Jahre einige ältere Chöre auflösten, so dass es 2006 nur noch den Stephan-Ludwig-Roth-Chor aus Setterich und den Honterus-Chor in Drabenderhöhe gab, in dem Gusbeth selbst singt. Heute gehören noch die Saxonia-Chöre aus Dortmund und Wuppertal dazu sowie der Chor der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein, der aus fünf Männern und zehn Frauen besteht und vor zwei Jahren gegründet wurde. Unter der musikalischen Leitung von Judith Dürr-Steinhardt erzählte die kleine Singgemeinschaft musikalisch aus ihren Erfahrungen bei der Probenarbeit: „Singen macht Spaß, singen tut gut, singen macht Mut.“



„Das schreit nach Wiederholung, das war ein Abend der Extraklasse, den wir genossen haben!“ Mit diesen Worten zollte Rainer Lehni den Chören nach ihren Auftritten Anerkennung und Dank für das Dargebotene. „Wir verbeugen uns vor euch allen und diesem tollen Erlebnis, das in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss“, betonte Lehni, der in seiner Begrüßung die siebenbürgisch-sächsischen Chöre als Aushängeschilder „unserer Kultur“ bezeichnete, die Gemeinschaft, Tracht und Mundart pflegen. „Ziel der Chorarbeit sollte immer eine gute Mischung aus Liedern in Mundart, Hochdeutsch und gerne auch in anderen Sprachen sein. Siebenbürgisch-sächsisches Liedgut ist Teil des deutschen Kulturgutes. Und wer, wenn nicht unsere Chöre, sollen das erhalten und der Öffentlichkeit präsentieren“, so Lehni. Auch Gerda Gusbeth meinte abschließend, dass dieses schöne Chortreffen eine Verpflichtung sei weiterzumachen. Tosender Beifall und Rufe nach Zugaben von Seiten des Publikums unterstrichen das.
Vereinigte Siebenbürgische Chöre NRW mit dem ...
Vereinigte Siebenbürgische Chöre NRW mit dem Landesvorsitzenden Rainer Lehni (ganz links). Foto: Christian Melzer
Unter dem Motto „Det Frähjohr kit än de Wegden“ (Das Frühjahr kommt in die Weiden) traten zuvor die Chöre nacheinander mit ihren Dirigenten auf, präsentierten einen bunten Strauß aus Frühlings-, Freundschafts- und Gute-Laune-Liedern, bei denen die siebenbürgisch-sächsische Mundart nicht fehlen durfte.

„Bei uns gibt es immer viel zu lachen“, erklärten Chorleiter Hans-Jürgen Seidner sowie die Vorsitzende Katrin Maerker vom Saxonia-Chor Dortmund, dessen 23 Mitglieder sich seit fünf Jahren aus Spaß und Freude am geselligen Beisammensein treffen. Ihr Repertoire besteht vorwiegend aus siebenbürgischen und kirchlichen Liedern. Mit dem „Lied der Freundschaft“ von Manfred Bühler und dem „Sommerowend“ nach einer Weise von Grete Lienert-Zultner erfreute der Chor unter anderem.



Der Stephan-Ludwig-Roth-Chor aus Setterich, dessen Dirigent Hanns Scheilen das Glück hatte den zwölf vor ihm stehenden Frauen den Takt anzugeben, erntete für seine Vorträge von „One Way Wind“ (Arnold Mühren) und „Zauber der Musik“ (Somaris/Bühler) viel Beifall. Vorsitzende Erika Fritsch machte den jüngeren Ensembles Mut: „Wir sind der älteste Chor, haben 2014 unser 60-jähriges Bestehen gefeiert und nehmen gern an diversen Treffen teil, weil wir dann Menschen begegnen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben.“



Temperamentvoll dirigierte Chorleiter Erich Krafft seinen Wuppertaler Saxonia-Chor, der aus 30 Sängerinnen und Sängern besteht, die gerne bei einem Glas Wein feiern. Passend dazu ließen sie Lieder erklingen wie „Ein schöner Tag“ von Jack White und „Zieh einen Korken raus“ von K. Lauterbach. „Schließt die Augen und lasst euch auf eine Reise in die Heimat entführen“, forderte Krafft die Besucher auf, die das gern taten und einem wunderbaren Heimatlieder-Potpourri lauschen konnten und leise mitsummten. Für Gänsehaut pur sorgte das innig vorgetragene „Vergiss nie, wo du herkommst, vergiss die Wurzeln nicht … Wo deine Wiege stand, ist immer Platz für dich!“ (Text/Musik von T. Klein).



Vorsitzende Anneliese Dürr stellte den Honterus-Chor Drabenderhöhe vor, der 1966 gegründet wurde und unter der musikalischen Leitung von Regine Melzer steht. Zur Zeit zählt er 43 Sängerinnen und Sänger, die Frühjahrs- und Weihnachtskonzerte geben und eine eigene Theatergruppe besitzen, die jährlich den Katharinenball mit Aufführungen bereichert. Mit „Wir schenken euch ein Lied“, der Titelmelodie aus dem „Zauber der Musik“ von Bühler, und der Farbe des Frühlings aus „Zirkel der Jahreszeiten“ verzauberte der Chor das Publikum.

Es war ein rauschendes Finale, als die 126 Sängerinnen und Sänger wieder auf der Bühne standen und unter Leitung von Regine Melzer noch einmal gemeinsam ihre Stimmen erklingen ließen bei „Freude und Freunde“, „Die Gedanken sind frei“ und „Af deser Ierd“.



Ein herzlicher Dank geht an das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das durch seine finanzielle Unterstützung im Rahmen der Förderung der Kulturarbeit der Vertriebenen und Aussiedler dieses Event ebenso möglich gemacht hat wie die gemeinsame Probe der Chöre, die am 27. Januar ebenfalls in Drabenderhöhe stattfand.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Chortreffen, Nordrhein-Westfalen, Drabenderhöhe, Mundart, Brauchtumspflege

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