13. März 2019

Urzeln aus Franken vertreiben griechischen Winter

Eigentlich war keine Griechenland-Fahrt geplant, als die Urzeln aus Franken am 23. Februar in Nürnberg ins Flugzeug nach Thessaloniki stiegen, um am Festival „Bellroads“ teilzunehmen. Als der einbrechende Winter die Landung vereitelte und sie im 600 km entfernten Athen aus dem Flugzeug stiegen, begann eine mit Überraschungen gespickte Reise, auf der die Urzeln nicht nur ihr Bestes gaben, um den Winter mit Schellen und Peitschen zu vertreiben, sondern auch um Siebenbürgen mit hochrangigem Sang und Klang zu vertreten.
Sowohl auf der achtstündigen Busfahrt aus Athen als auch in Thessaloniki erlebten wir die Griechen als entspannt, zuvorkommend freundlich und dann bei der Urzelparade als sympathische Zuschauer. Am Sonntag trafen wir die Urzeln von der „Breasla Lolelor“, die sich aus Agnetheln mit einem Bus durch das tief verschneite Bulgarien durchgekämpft hatten, um gemeinsam mit den Urzeln aus Franken die Parade auf Thessalonikis Promenade mit zu gestalten.

„Bellroads“, das Festival der „Glockenträger“ in Thessaloniki, präsentiert seit fünf Jahren Winterbräuche aus Europa. Der Umzug beginnt beim Weißen Turm und endete heuer im Hafen, wo sich die Gruppen aus Ländern wie Griechenland, Italien und speziell Sardinien, Bulgarien, Rumänien, Deutschland eine Viertelstunde lang dem griechischen Fernsehen vorstellten. Die Urzeln begannen ihr Bühnenprogramm mit ihren besten Knallern und schlossen es so ab, wie die Lole es schon die Jahre zuvor in Thessaloniki praktiziert hatten, nämlich mit unserem Siebenbürgenlied. Gefragt, wieso die Lole aus Rumänien und die Urzeln aus Franken gemeinsam laufen und dasselbe Lied singen, erklärte ich, dass wir denselben Brauch pflegen und unsere Aktion gelebtes Europa ist. Im Hafen gab es abends eine Party, in den Kneipen kulinarische Spezialitäten und gute Stimmung.
Urzeln und Lole beim Festival „Bellroads“ in ...
Urzeln und Lole beim Festival „Bellroads“ in Thessaloniki. Foto: Annette Folkendt
Die Urzeln aus Franken erlebten weitere zwei interessante Tage mit Führungen, u. a. von Karin Vavatzanidis, einer in Griechenland lebenden Deutschen, die uns mit viel Herzlichkeit begleitete und mit interessanten Details über die Stadt und deren Menschen versorgte.

Als die Urzeln Thessaloniki verließen, war der Winter vertrieben worden, es wurde 18 Grad warm. Ob wir auch alle bösen Geister vertreiben konnten, wird die Zukunft zeigen. Die Zeit vertrieben haben wir uns in fröhlicher Geselligkeit. Ich danke dem Haus der Heimat für seine finanzielle Unterstützung und den teilnehmenden Urzeln, die unseren Brauch würdig präsentiert haben und in Thessaloniki nicht nur auf den Straßen „Hirräii!“ gerufen, sondern auch „Siebenbürgen, Land des Segens“ gesungen haben.
Urzeln und Lole beim Festival „Bellroads“ in ...
Urzeln und Lole beim Festival „Bellroads“ in Thessaloniki. Foto: Annette Folkendt

20 Jahre Urzeln in Franken!


Närrische Zeit auch in Franken: In Hilpoltstein ist die Pflege des Urzelbrauches im Hause Roth auch zur Tradition geworden und die knallenden Urzeln sind gern gesehene Gäste im Ort. Sie haben sich auch heuer mächtig ins Zeug gelegt und erfolgreich gegen das Schneetreiben geknallt. Bei den Fastnachtsumzügen in Pleinfeld und Wolframs-Eschenbach mussten sie den Winter nicht vertreiben, weil der Frühling schon eingezogen war. Als der Winter wieder zurückkehrte, wurde es beim Umzug in Thalmässing richtig kalt, das Knallen also besonders wichtig. Den Nürnberger Fastnachtszug führten sie zwei Tage später bei bestem Wetter mit den traditionellen Schembartläufern wieder an, wobei Yvonne Langer beim Reifenschwingen von Fred Untch und Reinhold Burkart begleitet wurde. Das Urzelkraut gab es im Haus der Heimat.
20 Jahre Urzeln in Franken, hier beim Umzug in ...
20 Jahre Urzeln in Franken, hier beim Umzug in Pleinfeld. Foto: Annette Folkendt
In Weisendorf, wo im Haus Berner eingekehrt wird, war es am Faschingsdienstag regnerisch und so windig, dass Ute Schuster nur an wenigen Stellen den Reifen mit gefülltem Weinglas schwingen konnte. Auch im Weisendorfer Gaudiwurm laufen die Urzeln schon immer vorneweg und trotzten tapfer dem Regen, was die lokale Presse zu würdigen wusste. So haben sie sich in 20 Jahren einen ehrenwerten Ruf in Franken erarbeitet, dem ich hiermit ein kräftiges „Hirräii!“ widme. Das ist der Urzel-Schlachtruf europaweit. An die Urzeln, die diesen Agnethler Brauch pflegen, geht ein riesengroßes DANKESCHÖN.

Doris Hutter

Schlagwörter: Urzeln, Franken, Brauchtum, Griechenland

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