20. Januar 2019

Siebenbürgen in unruhigen Zeiten: Neues Geschichte-Buch von Wilhelm Andreas Baumgärtner

„Vom Halbmond zum Doppeladler Siebenbürgens Anschluss an Österreich“ von Wilhelm Andreas Baumgärtner ist als achter Band der Reihe „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ im Schiller-Verlag in Hermannstadt erschienen. Er berichtet sehr anschaulich und eingehend von Siebenbürgen in unruhigen Zeiten zwischen der Belagerung Wiens durch die Türken (1683), der Befreiung Ungarns von den Osmanen (1687), der Loslösung Siebenbürgens aus dem Machtbereich der Hohen Pforte und der widerstrebenden Eingliederung ins Habsburger Kaiserreich unter Leopold I. (1688). Mittelpunkt dieser spannenden Ereignisse bilden der niedergeschlagene Aufruhr und der große Brand in Kronstadt (1689).
Der erste Teil des Buches – „Der Griff nach dem goldenen Apfel“ – zeichnet detailliert und kenntnisreich die Belagerung Wiens 1683 durch die Türken unter dem Oberbefehl des Großwesirs Kara Mustafa nach. Gestützt auf eine Vielzahl historischer Quellen (Briefe, Tagebucheinträge und militärische Berichte) entsteht vor dem Auge des Lesers ein lebendiges Bild jener dramatischen Tage, in denen Wien belagert wurde, die Mineure Sprengtunnel unter den Mauern der Stadt vorantrieben und die durchaus realistische Gefahr bestand, dass Wien, das die Osmanen als den goldnen Apfel begehrten, den Türken in die Hände gefallen wäre.

Die Christenheit Europas sah sich durch eine türkische Streitmacht, unterstützt von Tataren und Kuruzzen, bedroht. Dieser osmanischen Übermacht stand eine Allianz christlicher Herrscher gegenüber, vor allem der Habsburger Kaiser Leopold I. und Jan Sobieski, König von Polen. Siebenbürgen war insoweit an dieser Besetzung und Schlacht beteiligt, als es gezwungen war, unter Michael Apafi I., Fürst von Siebenbürgen, an dem Feldzug auf türkischer Seite teilzunehmen.
Baumgärtners Buch besticht nicht nur durch die ...
Baumgärtners Buch besticht nicht nur durch die sehr guten geschichtlichen Inhalte, sondern auch äußerlich durch den Umschlag, den Anselm Roth gestaltet hat.
Sehr anschaulich wird das Zeltlager der osmanischen Besatzer beschrieben, die mit riesigem Tross, mit Frauen, Kindern und sogar dem Privatzoo des Großwesirs Kara Mustafa siegessicher vor Wien lagern. Wie wichtig der Sieg des christlichen Heeres war, zeigt der Autor mit dem Hinweis auf die Hauptglocke des Wiener Stephansdoms, der sogenannten Pummerin, die aus den erbeuteten türkischen Kanonen gegossen wurde.

Unter dem Titel „Der Flug des Adlers“ beschreibt Baumgärtner im zweiten Teil, wie die sogenannte Heilie Allianz nach ursprünglichen Misserfolgen und Rückschlägen nach und nach in der Schlacht um Ungarn Boden gut macht, so dass sich das Machtgefüge zu Gunsten des habsburgischen Doppeladlers gegenüber dem osmanischen Halbmond verschiebt, was für die Einflusssphäre in Siebenbürgen nicht ohne Folgen bleiben kann. Deswegen versucht Michael Apafi I., Fürst von Siebenbürgen, sich aus dem Einflussbereich der türkischen Pforte zu lösen und mit dem Wiener Hof Sondierungsgespräche aufzunehmen. Mit der Belagerung und Einnahme Ofens nach wechselhaftem Kriegsglück der Kaiserlichen im Jahre 1686 wird die Position der Habsburger in Ungarn konsolidiert und der Machtanspruch der Osmanen - spätestens nach dem Sieg in der Schlacht bei Mohatsch 1687, bei der sich Prinz Eugen von Savoyen einen Namen gemacht hat, weiter zurückgedrängt. Mit den folgenden Verträgen von Wien und Sathmar nach dieser „Zeit der Siege“ rückt Siebenbürgen endgültig in den Fokus Habsburger Interessen, die das Land jenseits der Westkarpaten als „Vormauer der Christenheit“ (S. 93) betrachten.

Diese Zusammenhänge erläutert Baumgärtner auf der Grundlage fachwissenschaftlicher Literatur sehr genau.

In Siebenbürgen sieht man diese Entwicklung allerdings mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist man erleichtert, aus dem Einflussbereich des osmanischen Reichs heraus zu treten, andrerseits befürchtet man aber, die bisherige Eigenständigkeit zu verlieren. Siebenbürgen ist zwischen die Fronten geraten: „Den Siebenbürgern ging es nicht nur um den Verlust ihrer Unabhängigkeit, sondern sie sahen darin auch die Gefahr, die Türken könnten das als Verrat ansehen und militärisch eingreifen.“ (S. 212) Mit dem Vertrag von Blasendorf muss Siebenbürgen die Einquartierung kaiserlicher Truppen und deren Versorgung hinnehmen, es wird darin allerdings auch der „Fortbestand der Verfassung“ (S. 124) garantiert.

Der dritte und zentrale Abschnitt der Studie – Das „befreite“ Siebenbürgen – führt die Bezeichnung „befreit“ zu Recht in Anführungsstrichen. Siebenbürgen ist zwar dem osmanischen Regime und den Tributzahlungen entronnen, stöhnt nun aber unter den Kosten und den Beschwernissen der Einquartierung kaiserlicher Truppen. Die Städte Hermannstadt, Kronstadt, Klausenburg, Mühlbach, Bistritz u.v.a. können die Belastung der zunächst nur als vorübergehendes Winterquartier gedachten Truppenstationierungen kaum tragen und geben die Last teilweise an das Umland weiter.

Obwohl versucht wird, den Druck zu mindern, nimmt die Unzufriedenheit der Bevölkerung in dem Maße zu, in dem die Vorräte im Laufe des Winters 1687/88 zur Neige gehen: „Aber selbst die Sachsen, die ja schon immer für den ‚deutschen Kaiser‘ eingetreten waren, erlebten ihre Enttäuschungen. Die Lasten, die schon bisher nicht gering waren, stiegen plötzlich ins Unermessliche.“ (S. 132) Die neuen Oberbefehlshaber regieren „mit harter Hand“. So lässt z.B. General Carrafa „auf dem Großen Ring einen Galgen errichten“, um die einheimische Bevölkerung abzuschrecken (S.135).

Mit der „Loslösung Siebenbürgens von der Hohen Pforte und dem Anschluss an Österreich“ (S. 136) – die im Zentrum dieses Bandes der Geschichte Siebenbürgens stehen – steigt die Belastung der Bevölkerung. Gleichzeitig wird befürchtet, dass die Privilegien und Garantien, die Siebenbürgen noch im Vertrag von Blasendorf zugesichert worden waren, verloren gehen und die absolute Macht der Habsburger durchgesetzt wird. Mit der „Deklaration von Hermannstadt“ (S. 131) legt man Siebenbürgen ein Huldigungsschreiben vor, das mit Entsetzen zur Kenntnis genommen wird, ist es doch mit erheblichen Kontributionen verbunden. Der Kaiser garantiert aber weiterhin gewisse Privilegien und vor allem die freie Religionsausübung.

Als die fürstlichen Abgesandten in Kronstadt beginnen, die hohen Abgaben einzutreiben, kommt es zu Unruhen und einer Rebellion der Zünfte gegen den Rat der Stadt. Die Aufständischen reißen die Leitung der Stadt an sich, die Bürger besetzen Schloss und Stadtbefestigung und übernehmen die Verteidigung der Mauern und des Umlandes bis zur Törzburg (Bran), dem Vorposten Kronstadts. Der Rat und die Geistlichkeit versuchen vergeblich die Aufrührer zu beruhigen. Die Stände hoffen den Konflikt aus eigener Kraft beilegen zu können. Dem steht die fortschreitende Radikalisierung der Aufrührer gegenüber. Pfarrer Martin Albrich, Rektor des Honterusgymnasiums, unternimmt einen letzten erfolglosen Versuch, die Situation zu befrieden. Ratsherren werden zum Tode verurteilt.

Truppen des habsburgischen Generals Veterani und des siebenbürgischen Fürsten Apafi sowie eine Abteilung Szekler greifen die Stadt an, die sich aber „auf Gnade und Ungnade“ (S. 157) ergibt, da ihr „Pardon versprochen und zugesagt“ (S. 156) wurde. Die Vorstädte werden geplündert und einige Häuser abgebrannt, Kronstadt selbst bleibt aber verschont. Die Bürger werden auf dem Marktplatz versammelt und müssen den Treueeid auf den Kaiser ablegen. Ratsherren müssen sich in Hermannstadt vor General Caraffa rechtfertigen und werden in strenge Haft genommen. Die Stadt wird entwaffnet, verliert das Recht auf Selbstverteidigung, die Aufrührer werden gesucht und hart bestraft.

Anfang 1689 müssen die Kronstädter die Einquartierung kaiserlicher Truppen in Bürgerhäuser dulden. Auch der römisch-katholische Gottesdienst der Besatzer wird ungern gesehen. Hinzu kommen kaum erfüllbare Steuerforderungen, Dienstleistungen und Sachleistungen als Kontributionen. Die habsburgischen Besatzer sind bei den Bürgern verhasst. „Es waren düstere Tage in Kronstadt, die Straßen waren leer, die Märkte verödet.“ (S.166)

Da bricht am 21.April 1689 in der Schwarzen-Gasse ein Brand aus, der schnell um sich greift, so dass später auch von mehreren gleichzeitigen Brandherden und von Brandstiftung die Rede ist. „Der Große Brand“ (S. 166) erfasst schnell die ganze Altstadt, sogar das einzeln stehende Rathaus und letztendlich auch die Stadtpfarrkirche, die so zu ihrem heutigen Namen als Schwarzen Kirche kommt. In dieser Nacht verlieren viele Bürger Kronstadts ihre Häuser, einen großen Teil ihres Hab und Guts, mit den verbrannten Lagerbeständen und zerstörten Handwerksgeräten auch ihre Existenzgrundlage. Hinzu kommt der kulturelle Verlust. Kunstgegenstände der Kirche, die Handschriftensammlung des Rathauses und renommierte Privatbibliotheken werden ein Raub der Flammen.

Diese hochdramatischen und letztlich tragischen Ereignisse werden sehr genau, detailreich, äußerst anschaulich und spannend auf der Grundlage umfangreicher historischer Quellen, von Augenzeugenberichten, Dokumenten und geschichtlichen Darstellungen geschildert. Sie bilden den dramatischen Höhepunkt dieses Bandes der Geschichte Siebenbürgens. Diese eingehende Verwendung unmittelbarer Zeugnisse belegt nicht nur das Geschehen minutiös, sondern lässt durch den sprachlichen Originalton die fürchterlichen Ereignisse lebendig vor das Auge des Lesers treten: „In grässlichem Getümmel erfüllte das Volk den weiten Raum. Einige rannen jammernd in ratloser Verwirrung umher, andere lagen schluchzend und händeringend auf ihren Knien, während noch andere stumm und bleich vor Schrecken ein Häuflein geretteter Habe bewachten.“ (S.169)

„In dieser so schrecklichen Prüfung durch den göttlichen Zorn“ (S. 173) sucht man nach den Verursachern des Brandes. Die Besatzung beschuldigt die aufmüpfigen Bürger, den Brand als Zeichen gegen die verhassten Truppen selbst gelegt zu haben. Die Bevölkerung verdächtigt die kaiserlichen Soldaten in der Stadt, denen das Plündern verboten worden war, der Brandstiftung. Ungarn und Szekler, denen man den Zugang zur Stadt verweigert hatte, werden ebenfalls verdächtigt, den Brand gelegt zu haben. Es gab eine Untersuchungskommission, die Zeugenaussagen gesammelt hat, aber keinen Schuldigen ausfindig machen konnte. Unstrittig scheint, dass es mehrere Brandherde gegeben haben könnte, was auf Brandstiftung schließen lässt, und dass die kaiserlichen Truppen die Löscharbeiten nicht unterstützt, sondern eher behindert haben. Einzelne Soldaten sollen mutwillig in die Flammen geschossen haben. Es gab Plünderungen durch Besatzungssoldaten und „Habenichtse“. Es kam der Verdacht auf, dass nicht alle 200 Toten dieser schrecklichen Nacht Brandopfer waren.

Bemerkenswert ist aber, dass die Bürger unmittelbar nach der Brandnacht daran gingen, die Kirchenruine behelfsmäßig zu decken, Notunterkünfte zu errichten und sich gegenseitig zu helfen. Der Magistrat „startet ein Hilfsprogramm“, es gibt „öffentliche Unterstützung“, „Gottesdienstbesucher hatten die Gelegenheit, für ihre Mitbürger zu spenden“ (S. 182). Es ist diese Fähigkeit der Bevölkerung, immer wieder neu zu beginnen und verloren Geglaubtes neu aufzubauen, die vielleicht der entscheidende Faktor ist, der es der sächsischen Bevölkerung ermöglicht hat, sich im Spannungsfeld der Großmächte zu behaupten.

Der Aufruhr von Kronstadt hat allerdings ein juristisches Nachspiel. Den geständigen fünf Anführern der Rebellion wird der Prozess gemacht und sie werden zum Tode, allerdings ehrenvoll durch das Schwert, verurteilt und auf dem Rathausplatz hingerichtet. Es ist ein für Kronstadt seltenes Spektakel. Weitere Urteile und Strafen folgen. Betroffen ist vor allem die Schuster-Zunft, die sich maßgeblich am Aufstand beteiligt hatte. „Deshalb wurde im Volksmund der Bürgeraufstand von Kronstadt auch der Schusteraufstand genannt.“ (S. 191)

Der vierte und letzte Teil der Veröffentlichung – Siege und Niederlagen - öffnet den Blickwinkel wieder und bettet diese hochdramatischen Ereignisse in Siebenbürgen in den Kontext der politischen Großwetterlage zwischen dem habsburgischen Kaiserhof und dem osmanischen Machtbereich ein. Es geht um die Eroberung Belgrads und die Zerschlagung der türkischen Festungssysteme in Bosnien und Serbien sowie die Reaktionen der osmanischen Pforte darauf. Siebenbürgen wird in diesem Zusammenhang als „erschöpftes Land“ (S. 211) beschrieben, das die Lasten der Kriege mittragen muss.

Nach dem Tod von Michael Apafi I., Fürst von Siebenbürgen, 1688 erhoffen sich sowohl der kaiserliche Hof in Wien als auch die osmanische Hohe Pforte „direkten Zugriff auf Siebenbürgen“ (S. 221), das so wieder zwischen die Fronten gerät. Die Türken ernennen Thököly zum Fürsten und marschieren mit Unterstützung der Tataren über Törzburg (Bran) in Siebenbürgen ein. Thököly wird in Großau als Fürst Siebenbürgens ausgerufen und das Land befindet sich wieder unter türkischer Kontrolle. Diese geht aber wieder an die Kaiserlichen über, als der Markgraf von Baden Thököly vertreibt. So gewinnt Habsburg 1690 Siebenbürgen zurück, büßt aber sämtliche Eroberungen auf dem Balkan, einschließlich Belgrad ein. „Nach dem Verlust Großwardeins verloren die Türken (1692) ihre Verbindung zu Siebenbürgen.“ (S. 240) und der Markgraf von Brandenburg vertreibt die umherziehenden Tataren. Siebenbürgen verbleibt im Einflussbereich Habsburgs und der kaiserliche General Caraffa empfiehlt im „Contributionswesen gelind mit den Siebenbürgern“ zu verfahren (S. 243) und die „evangelische Religion der Sachsen in Siebenbürgen auf keine Weise zu berühren“, „denn in diesem Stück ist das Volk, besonders die Sachsen [...]so eifrig, dass die um ihre Religion zu vindiciren, alles auf die Spitze setzen“. (S. 244)

So vollzieht mit dem Landtag in Fogarasch 1691 und dem sogenannten „Leopoldinischen Diplom“, dessen Bedingungen Wilhelm Andreas Baumgärtner minutiös zitiert, zur Jahreswende 1691/92 der endgültige Wechsel Siebenbürgens aus der Herrschaftssphäre der Osmanen in den Machtbereich der Habsburger, „vom Halbmond zum Doppeladler“.

„Nach Jahrhunderten der Selbstbestimmung waren die Siebenbürger Sachsen in einen Zustand der politischen Unmündigkeit geraten. Sie, die bisher allein bestimmten, was auf ihrem Grund und Boden zu geschehen hatte, mussten sich fremdem Willen beugen“ (S. 250) – so lautet das Fazit des Autors Wilhelm Andreas Baumgärtner. Das ist die Quintessenz der umfangreichen und umfassenden Darstellung dieses kurzen Abschnitts in der Geschichte Mittel- und Südosteuropas (1683-1692), der für Siebenbürgen aber so schwerwiegende Folgen hatte.

Anschließend beschreibt Baumgärtner das „Leben unter der Besatzung“ (S. 250ff.). Für die verbleibenden Spannungen zwischen den Siebenbürger Sachsen und den kaiserlichen Besatzern steht sie sogenannte „Schlacht auf dem Huetplatz“, bei der sich „Studiosi“ des Brukenthal-Gymnasiums mit Besatzungssoldaten geprügelt haben.

Abschließend hält der Autor eine „Siebenbürgische Nachlese“ (S. 260ff.), in der der „schrittweise... Anschluss an Österreich...unter Wahrung der Landesverfassung“ (S. 270) und damit die Integration Siebenbürgens in das Habsburger Reich skizziert wird.

Die Reihe „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ insgesamt und der Band 8 „Vom Halbmond zum Doppeladler“ im Besonderen richten sich an eine an Siebenbürgen und seiner Geschichte interessierte Leserschaft, die Genaueres über diese bewegten Zeiten in Mittel- und Südosteuropa erfahren möchte, sich aber nicht mit der manchmal schwer zugänglichen und sprachlich sperrig formulierten Fachliteratur zu diesem Zeitabschnitt abmühen will. Fachhistorikern werden einige der dargestellten Zusammenhänge, z.B. die Belagerung Wiens durch die Türken, der Machtverlust der Ottomanen nach der Belagerung Ofens und die Schlacht bei Mohatsch sowie der Eroberung Belgrads, bekannt sein. Doch auch für sie wird, wie für das allgemein geschichtlich interessierte Publikum, dieser Band wegen der sehr anschaulichen Darstellung der Zusammenhänge und der detaillierten Beschreibung der Zeitumstände, von besonderem Interesse sein.

Daten, Orte und Angaben wurden sehr genau recherchiert und exakt wiedergegeben. Eine große Hilfe bietet das umfangreiche Personen- und Ortsregister (mit Namensnennungen in Deutsch, Rumänisch und Ungarisch). Für diese übersichtliche und genaue Zusammenstellung gebührt, wie wohl auch für die umfangreiche und umfassende Recherche der geschichtlichen Daten, der Dank der Mitarbeiterin Heidemarie Bonfert.

Während die Sachangaben bei Kontributionen, Tributen und Unterstützungsleistungen unmittelbar fassbar sind (Kübel oder Scheffel Getreide, Stück Schlachtvieh, Fässer Wein etc.), bleiben die angegebenen Geldsummen bei Abgaben, Steuern, Geldgeschenken und Lösegeldforderungen eher abstrakt und können nur schwer zugeordnet werden, zumal es sich um unterschiedliche Währungen und Wertangaben handelt (Dukaten, rheinische oder ungarische Gulden, Goldsäckchen). Hier würde man sich die Angabe von Referenzgrößen (z.B. durchschnittliches Jahreseinkommen eines Handwerkers bzw. eines Pfarrers oder Haus- und Grundstückspreise) wünschen.

Die Anschaulichkeit der historischen Darstellung wird durch die nachempfundenen Skizzen historischer Abbilder der Hauptakteure dieser Zeit erhöht, z.B. des Großwesirs Kara Mustafa, von Michael Apafi I., Fürst von Siebenbürgen, oder Emmerich Thököly, dem Kuruzzenfürst. Was man als interessierter Leser allerdings vermisst, wären Kartenskizzen, die einen Überblick über die entsprechenden Gebiete, Städte und Landschaften ermöglichen würden.

Das übersichtliche Literaturverzeichnis umfasst nicht nur Quellen und Forschungsliteratur, auf die sich der Autor in seinen Ausführungen stützt, sondern auch Grundlagenliteratur zur Geschichte Siebenbürgens.

Die Farbbilder im Mittelteil des Buches setzten aktuelle Aufnahmen wichtiger Handlungsorte mit den historischen Ereignissen in Bezug. So kann der Leser die geschichtlichen Ausführungen mit Ortschaften, die man bei einer Reise durch Siebenbürgen besuchen sollte, in Verbindung bringen. Sie stammen wie die Schwarzweißfotos im Text weitgehend von Ovidiu Sopa und Anselm Roth. Auf dieser Grundlage erfolgte auch die sehr gelungene Umschlaggestaltung durch Anselm Roth, die diesen Band in die optisch ansprechende Reihe „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ von Wilhelm Andreas Baumgärtner einfügt. Hinzu kommt die schöne Ausstattung mit solider Bindung und festem Einband (und das zum Preis eines Taschenbuchs).

Klaus M. Groß



Wilhelm Andreas Baumgärtner: Vom Halbmond zum Doppeladler. Siebenbürgens Anschluss an Österreich (=Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 8) Schiller-Verlag Hermannstadt-Bonn 2018, 286 Seiten, Preis 14,95, ISBN 978-3-946954-20-0, zu bestellen im Buchhandel oder beim Schiller Verlag, (0228) 90 91 95 57 (Bonn), Internet: www.schiller.ro.

Der Verfasser der Rezension, Klaus M. Groß, ist Studiendirektor a.D. Er wurde 1953 in Heltau in Siebenbürgen geboren, hat am dortigen Lyzeum das Bakkalaureat gemacht, in Kronstadt Chemie/Physik studiert und nach der Ausreise 1974 am Klenze Gymnasium in München das Abitur noch einmal abgelegt. Er hat 1974/82 an der Ludwig-Maximilians-Universität München Germanistik, Geschichte, Politische Wissenschaften und Geographie studiert und am Theodor-Heuss-Gymnasium in Nördlingen 30 Jahre lang Deutsch, Sozialkunde und Geographie unterrichtet.

Schlagwörter: Rezension, Baumgärtner, Geschichte, Siebenbürgen

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