30. Dezember 2018

Deutsch-rumänisches Kosmonautentreffen in Berlin

Der erste und bislang einzige Rumäne, der 1981 ins Weltall flog, Dumitru Prunariu, und der erste deutsche Raumfahrer, Sigmund Jähn, der 1978 den Kosmos bereiste, berichteten im Berliner Zeiss-Großplanetarium über ihre Missionen im Weltall als Teilnehmer am Interkosmos-Weltraumprogramm. Auch amüsante Anekdoten aus dem Kosmonauten-Nähkästchen wurden offenbart.
Als Veranstalter dieser spannenden Veranstaltung für Experten und die Öffentlichkeit fungierte das Rumänische Kulturinstitut Berlin (RKI), das mit diesem hochkarätigen Ereignis einen besonderen Höhepunkt im RKI-Programm 2018 setzte.

„Im Jahr der 100-Jahresfeier des Vereinten Rumänien lassen wir die bedeutendsten rumänischen Errungenschaften des letzten Jahrhunderts Revue passieren, und dazu gehört zweifelsohne der Raumflug Dumitru Prunarius aus dem Jahr 1981“, so der Direktor des RKI, Claudiu Florian, der die Idee zu dieser Veranstaltung hatte. Er kannte Sigmund Jähn nur indirekt, aus medialen Schilderungen des Fluges, der Raumfahrt-Ausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz und aus der Filmkomödie „Goodbye, Lenin!“ Claudiu Florian kannte Prunariu schon aus seiner Zeit im Außenministerium, als dieser ein sehr geeigneter und kompetenter Botschafter Rumäniens in Moskau gewesen war.
ZEISS-Großplanetarium Berlin, Europas größtes und ...
ZEISS-Großplanetarium Berlin, Europas größtes und modernstes Planetarium, der Veranstaltungsort des rumänisch-deutschen Kosmonautentreffens am 22. Oktober 2018, initiiert und realisiert vom Rumänischen Kulturinstitut Berlin (RKI).
Der Ort der Veranstaltung, das Berliner Zeiss-Großplanetarium, war für das deutsch-rumänische Kosmonautentreffen geradezu prädestiniert, zählt dieses Planetarium doch zu den renommiertesten der Welt. Seit der Renovierung und Hightech-Ausstattung 2016 mit 400 Sitzplätzen spricht man in Expertenkreisen vom „Theater of Science“ und modernstem Planetarium in Europa. Die RKI-Veranstaltung stand unter dem Motto „Geschichte und Ewigkeit. Der erste Deutsche und erste Rumäne im Weltall“.

Der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn (81), Ehrengast dieser Veranstaltung, stimmte das Auditorium mit seinem Vortrag im repräsentativen Kuppelsaal des Planetariums auf die Weltraumfahrer-Thematik ein. Dabei kam auch der Humor nicht zu kurz, indem er einige amüsante Anekdoten aus seiner Kosmonauten-Laufbahn zur DDR-Zeit zum Besten gab. Der am 13. Februar 1937 in der kleinen sächsischen Gemeinde Morgenröthe-Rautenkranz, Bezirk Chemnitz, geborene Sigmund Jähn startete am 26. August 1978 mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski in Baikanur in Kasachstan im Rahmen des Interkosmos-Programms an Bord des sowjetischen Raumschiffes „Sojus 31“ als Forschungskosmonaut zur Weltraumstation „Saljut 6“. Sieben Tage, 20 Stunden und 49 Minuten dauerte sein Aufenthalt im All. Während der 125 Erdumkreisungen führte der DDR-Kosmonaut zahlreiche wissenschaftlich-technische Experimente zur Erdfernerkundung, z.B. mit der Multispektralkamera KF 6, durch.
Moderator Claudiu Florian (links), Direktor des ...
Moderator Claudiu Florian (links), Direktor des Rumänischen Kulturinstituts Berlin (RKI), der Kronstädter Kosmonaut Dumitru Prunariu (Mitte), der erste und bislang einzige Rumäne, der 1981 ins Weltall flog, und der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn (81).
Schmunzeln bei den Teilnehmern der Veranstaltung löste der erste deutsche Kosmonaut am Ende seiner Einführung aus, als er die „Kosmische Großvater-Anekdote“ zum besten gab: Die DDR-Führung hätte Bedenken gehegt, dass Pressemedien der Bundesrepublik den DDR-Erfolg mit Schmäh-Schlagzeilen wie „DDR-Großvater als erster Deutscher im Weltall“ abwerten könnten, schließlich herrschte damals der Kalte Krieg zwischen der DDR und BRD. Kurz vor dem Start ins Weltall erblickte Sigmund Jähns Sohn Daniel die Welt.

Dumitru Prunariu im Weltall

Dumitru Prunariu, am 27. September 1952 in Kronstadt (Brașov) geboren, schloss an die Einführung seines Kosmonauten-Kollegen und Freundes Sigmund Jähn seine Powerpoint-Präsentation nahtlos an. Titel: „Internationale Weltraum-Kooperation aus der Perspektive pilotierter Raumfahrt“. Didaktisch exzellent präsentierte der Kronstädter wissenschaftlich-technische Fakten und Etappen der Weltraumfahrtgeschichte. Das Spektrum reichte dabei vom Beginn des Wettrennens zum Mond zwischen der Sowjetunion und den USA zu Zeiten des Kalten Krieges mit solchen markanten Ereignissen wie dem ersten Mann im Weltall 1961, Juri Gagarin, und dem ersten bemannten Flug mit einer Mondlandung am 20. Juli 1969 im Rahmen des Apollo-Programms der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA bis hin zum Interkosmos-Programm und der Internationalen Raumstation ISS.

Schwerpunkt seines Vortages bildete dabei das Interkosmos-Programm, unterzeichnet von der Sowjetunion im April 1967 und ihren sozialistischen „Bruderstaaten“. Von 1978 bis 1988 wurden 14 nicht-sowjetische Kosmonauten im Interkosmos-Programm eingesetzt, darunter der Deutsche Sigmund Jähn 1976 und der Rumäne Dumitru Prunariu 1981. Der Kronstädter legte während seines Flugs mit seinem russischen Kollegen Leonid Popov vom 14. bis 22. Mai 1981 rund 5.260.000 km um die Erde zurück. An Bord des Weltraumlabors „Saljut 6“ führte er 22 wissenschaftliche Experimente in den Bereichen wie Astrophysik, Weltraummedizin und Biologie durch.

Prunarius Weltraummission öffnete Türen zu Gremien wie ESA

Die Weltraummission im Jahre 1981 des mit 29 Jahren jüngsten Interkosmonauten war von epochaler Bedeutung für Rumänien, quasi die Eintrittskarte in den elitären Club der Länder, welche direkt an der Erforschung des Universums beteiligt sind. Dieser Erfolg setzte auf einer höheren Ebene die Tradition der Beiträge aus Rumänien zur Forschung auf den Gebieten Luft- und Raumfahrt fort, eng verknüpft mit fundamentalen Leistungen des ersten Raumfahrtpioniers Hermann Oberth.
Die Kosmonauten Dumitru Prunariu (66) und Sigmund ...
Die Kosmonauten Dumitru Prunariu (66) und Sigmund Jähn (81) mit Dominic (8), der vielleicht auch einmal den Kosmos erkunden wird. Das Porträt in den Händen der beiden Kosmonauten zeigt Dumitru Prunariu als Raumfahrer im Jahre 1981. Foto: Berndt Brussig
Mit berechtigtem Stolz berichtete Dumitru Prunariu in der anschließenden Diskussion mit Teilnehmern der Veranstaltung über die Aufnahme Rumäniens als Vollmitglied in die Europäische Weltraumorganisation ESA am 22. Januar 2011. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Hermann Oberth, den er überraschenderweise ausgerechnet in Moskau auf einer Konferenz im Jahre 1982 kennengelernt hatte. Zu seinen größten Auszeichnungen zählt der Kronstädter die „Hermann-Oberth-Goldmedaille“, die er aus den Händen des legendären Raumfahrtpioniers erhielt.

Der jüngste Teilnehmer an der RKI-Veranstaltung, der achtjährige Dominic, extra gekleidet in einem professionell aussehenden Raumfahreranzug, wollte vom Raumfahrer Dumitru Prunariu wissen, wie denn die Erde vom Weltall aus aussehe. „Sehr schön! Viel Grün und Blau“, schwärmte der Kosmonaut. Aber auch Umweltsünden der Menschen seien vom Weltall aus deutlich zu sehen, bedauerte Prunariu.

Berliner Kosmonautentreffen als Teil eines „Kosmischen Dreiecks“

„In metaphorischem Sinne schließt diese Veranstaltung ein ‚kosmisches Dreieck‘ mit dem einen Punkt in Rumänien, dem zweiten Punkt in Deutschland und dem dritten im Weltall. Es ist erfreulich, dass wir an diesem Abend zwei der insgesamt bislang 560 Erdbewohner mit Weltallerfahrung im berühmten Berliner Zeiss-Großraumplanetarium zusammenbringen konnten, die unsere beiden Länder auch auf diesem Wege haben näher aneinander rücken lassen“, resümierte RKI-Direktor Claudiu Florian.
Kosmonaut Dumitru Prunariu mit Ionela van Rees ...
Kosmonaut Dumitru Prunariu mit Ionela van Rees-Zota, Direktorin des Deutsch-Rumänischen Kulturzentrums Nürnberg, das seit dem 6. Oktober 2018 den Ehrennamen „Cosmonaut Dr.-Ing. Dumitru Prunariu“ trägt. Die Bilder, Drucke auf handgefertigten Spezialpapier mit Weltraumfahrt-Motiven, wurden vom Bukarester Verlag PAIDEIA zur Verfügung gestellt.

Nürnberger Kulturzentrum trägt Namen des rumänischen Kosmonauten

Der RKI-Direktor, der die Veranstaltung moderierte, stellte vor der anschließenden Kosmonauten-Autogrammstunde noch die aus Nürnberg angereiste Direktorin des Deutsch-Rumänischen Kulturzentrums, Ionela van Rees-Zota, vor. Herzlicher Applaus dankte der Direktorin des Kulturzentrums für ihre gute Nachricht: Das Deutsch-Rumänische Kulturzentrum Nürnberg trägt seit dem 6. Oktober 2018 den Namen „Cosmonaut Dr.-Ing. Dumitru Prunariu“. Ein ganz besonderes Highlight auf der Agenda ihres Kulturzentrums für 2019 steht schon fest: eine Feier zum 1. Jahrestag der Namensgebung „Cosmonaut Dr.-Ing. Dumitru Prunariu“ im Oktober 2019, natürlich im Beisein des Namensgebers persönlich sowie von Repräsentanten aus Politik und Kultur aus Deutschland und Rumänien. In Kooperation mit dem Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum in Nürnberg-Feucht wird 2019 eine Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Premiere des Science-Fiktion-Stummfilms „Die Frau im Mond“ des legendären Regisseurs Fritz Lang organisiert. Im kommenden Jahr ist zudem eine Feier anlässlich des 25. Jubiläums seit Eröffnung des Hermann-Oberth-Museums in Mediasch geplant.

Berndt Brussig

Schlagwörter: Weltraumfahrt, Kosmonauten, Rumänisches Kulturinstitut Berlin, Berlin, Kronstadt, Mediasch, Nürnberg

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