4. Juni 2018

Brâncoveanu-Preis für Professor Harald Zimmermann

War dies nun in München oder in Bukarest? Jedenfalls ist es die Jury der Alexandrion-Stiftung aus Bukarest, die sich beehrt, in München Prof. Dr. Dr. Dr. h.c Harald Zimmermann (Universität Tübingen) mit dem Constantin-Brâncoveanu-Preis auszuzeichnen. Dessen umfangreiches Lebenswerk ist der Geschichtsforschung, besonders jener des Mittelalters, gewidmet, wofür der siebenbürgisch-sächsische Wissenschaftler weltweit höchste Anerkennung genießt.
„Zimmermann ist einer der schöpferischsten Mediävisten unserer Zeit, der sich durch tiefgründige und originelle Denkleistungen ausgezeichnet hat. Ihm verdanken wir ein neues Bild des Mittelalters“, sagt Prof. Dr. Andrei Marga, der langjährige Rektor der Klausenburger Universität „Babeș Bolyai“ und ehemalige Unterrichts- sowie Außenminister von Rumänien, in seiner Laudatio.

Da seine Ärzte dem Hauptpreisträger dieses Abends die Anreise aus Tübingen untersagt haben, übernimmt Dr. Konrad Gündisch in seinem Auftrag den Preis. „Er hat mich gebeten, seinen herzlichen Dank für diese große Ehrung zu überbringen, nämlich für einen Preis, der den Namen eines der bedeutendsten Fürsten in der Geschichte Rumäniens trägt, eines herausragenden Politikers mit guten Beziehungen zu Österreich, aber auch eines Kunst- und Kulturmäzens, der seine Epoche und einen rumänischen Baustil geprägt hat“, sagt Dr. Gündisch und zählt auch einige bedeutende deutsche Mediävisten auf, die zu Zimmermanns Schülern gehören, „die alle stolz darauf sind, dass ihr akademischer Lehrer heute diesen Preis erhält“. Der Präsident der Bukarester Alexandrion-Foundation, Dr. Nawaf Salameh, ist ein christlicher Syrer, der in Bukarest u.a. Medizin studiert und danach in Rumänien ein erfolgreiches und ins Ausland auf drei Kontinente expandierendes Unternehmen aufgebaut hat, das insbesondere durch erlesene Weine und Spirituosen (u.a. den Brandy „Vinars Brâncoveanu“) bekannt geworden ist.
Prof. Dr. Harald Zimmermann freut sich auf der ...
Prof. Dr. Harald Zimmermann freut sich auf der Veranda seiner Tübinger Wohnung über die Ehrenurkunde und die Brâncoveanu-Statuette des Bildhauers Ioan Bolborea. Besonders freut er sich, dass zum Preis auch die Förderung der Übersetzung und Drucklegung seines Werkes „Das Mittelalter“ durch die Alexandrion-Stiftung gehört. Foto: Konrad Gündisch
Der Name Constantin Brâncoveanu (1654-1715) erinnert an einen bedeutenden Fürsten der Walachei, der 1711 die Veröffentlichung der ersten gedruckten Bibel in arabischer Sprache und Schrift für die Christen in Syrien, dem Irak, Libanon und Palästina gefördert hat.

Seit 2014 verleiht die den Namen seines Unternehmens tragende Stiftung den Brâncoveanu-Preis in unterschiedlichen Großstädten (Bukarest, London, New York) und in festlichem Rahmen, diesmal am 23. Mai im Münchner „Künstlerhaus“, in Anwesenheit der ehemaligen rumänischen Außenminister Andrei Marga und Lazăr Comănescu, des rumänischen Botschafters in Berlin, Emil Hurezeanu und weiterer herausragender Persönlichkeiten aus Deutschland und Rumänien.

Die Veranstaltung wurde direkt im rumänischen Fernsehen übertragen; daher wurden die Ansprachen in Deutsch und Rumänisch, einmal sogar Englisch gehalten bzw. eine Simultanübersetzung versucht, unter den gegebenen Umständen ein schwieriges Unterfangen. Der Moderator der Gala, der Journalist Mihai Rusu, der abwechselnd deutsch und rumänisch sprach, hatte es nicht leicht.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde der Constantin-Brâncoveanu-Preis – auch in Form von gewichtigen Brâncoveanu-Statuetten und schön gerahmten Urkunden – an weitere vier in Deutschland lebende Preisträger verliehen, unter ihnen der rumänisch-orthodoxe Bischof von München Dr. Sofian Brașoveanu und der bekannte Stuttgarter Herzchirurg Dr. Adrian Ursulescu. Ein Ehrenpreis ging an den Historiker Pavel Chihaia.

Bogdan Simion, Alleinunterhalter mit einer besonderen Art vor Mandoline, sorgte an diesem Abend, der auch „Supergala“ genannt wurde, für eine hochwertige musikalische Einlage. Und schließlich wurden ehemalige rumänische und deutsche Mitarbeiter des Senders „Freies Europa“ geehrt. Am Ausgang gab es zum Mitnehmen edle Pralinen, mit Brâncoveanu-Weinbrand „geehrt“ („cinstite cu vinars“ – Noblesse oblige...). An den schön gedeckten runden Tischen im Festsaal des Künstlerhauses mögen die meisten Gäste sich noch länger wohlgefühlt haben.

Ja, man fühlte sich von Constantin Brâncoveanu geehrt. Und auch der Schreiber dieser Zeilen fühlte sich mal wieder wie zuhause in seinem Geburtsort Bukarest.

Ewalt Zweyer

Schlagwörter: Auszeichnung, Historiker, Zimmermann, München, Wissenschaft

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