12. Mai 2018

Von Leipzig nach Bukarest: Dokumentation in den Leipziger Hauptbahnhof-Promenaden

Leipzig – Bukarest, genauer: Die Geschichte der Lipscani, der Leipziger Straße in der rumänischen Hauptstadt, lautete der Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung, die in den Promenaden des Leipziger Hauptbahnhofs vom 12. April bis 6. Mai präsentiert wurde. Im Anschluss an die diesjährige Leipziger Buchmesse im März, bei der Rumänien zum zweiten Mal Gastland war, hatten Adrian Majuru, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Bukarest, und das Center-Management der Promenaden die Schau zur Geschichte der Flaniermeile Lipscani arrangiert.
Die Promenaden sind nicht irgendein flüchtiger Ausstellungsort, den man in einem Bahnhof vermuten könnte – nein: die Promenaden sind ein Magnet der Zuschauergunst; regelmäßig gastieren hier große Schauen, z.B. auch die World Press Photos. „Diese Ausstellung ist ein Geschenk an die Leipziger Bürgerschaft“, sagte Majuru. Und der rumänische Honorarkonsul Dr. Nikolaus Petersen ergänzte: „Die engen Verbindungen der beiden Städte reichen zurück bis Anfang des 19. Jahrhunderts“. Während Bukarest nämlich kulturell im frankophonen Raum verankert war, war die Berufs- und Gewerbekultur deutsch geprägt – was sich nicht nur in den prächtigen Gebäuden und Geschäften zeigt, sondern auch in den Biographien bedeutender Geschäftsleute wie den Familien Gaiser, Storck, Oppler und besonders der Familie Speck von Sternburg. Sie hatte nicht nur in Leipzig ein eindrucksvolles Handelshaus in der Innenstadt (das nach der Wende prächtig renoviert wurde), sondern besaß ebenfalls ein solches in der Bukarester Lipscani.
Schautafel in der Ausstellung ...
Schautafel in der Ausstellung
Von 1800 bis 1900 war Rumänien das Ziel vieler Auswanderer, die sich im Osten Europas der besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten wegen niederließen und rasch ­hohes Ansehen gewannen. „Wenn Du einen Schlosser oder Schreiner brauchst, ruf einen Deutschen“, war damals ein geflügeltes Wort, notierte der Promenaden Express des Hauptbahnhofes Leipzig. Die deutsche Gemeinde in Bukarest zählt um 1900 fast dreitausend Geschäftsleute, Ärzte, Banker, Journalisten.
Der Promenaden Express berichtete über die ...
Der Promenaden Express berichtete über die Ausstellung.Fotos: Ulrich Werner Schulze
Über die Geschichte der Lipscani, zu der es auch ein wunderbares Buch gibt, informierten ca. 30 großformatige Fotodokumente, Karten und zahlreiche Erläuterungen und gaben einen eindrucksvollen Einblick in die Historie von „Klein Paris“, das um 1900 von einem Handelszentrum zum Bankenviertel Rumäniens geworden war. Dass die Verbindung Leipzig – Bukarest oder Deutschland – Rumänien weiter besteht, unterstrich Petersen mit einem Beispiel: „Die Krankenhäuser des Bundeslandes Sachsen, dessen Geschäftsmittelpunkt Leipzig ist, könnten ohne rumänische Ärzte und Krankenschwestern nicht mehr auskommen“.

Ulrich Werner Schulze

Schlagwörter: Ausstellung, Leipzig, Bukarest, Buchmesse

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