16. April 2018

Kirchenburgen als touristische Attraktion

Am 3. April fanden sich im Bischofspalais in Hermannstadt über 40 geladene Gäste aus Presse, deutschem und österreichischem Konsulat, Präfektur, Vertreter von Heimatgemeinschaften, evangelische Pfarrer und Gemeindekuratoren ein zur feierlichen Eröffnung der 6. Tourismussaison der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR). Stefan Bichler, Pressesprecher der EKR, begrüßte zur Eröffnung am Osterdienstag alle mit: „Der Herr ist auferstanden!“
Bischof Reinhart Guib griff in seiner Ansprache das Wort „Auferstehung“ auf. Im Rahmen des Projektes „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ gehe es nicht nur um die Wiederauferstehung von Gebäuden, sondern auch um die unserer evangelischen Spiritualität, Gastfreundlichkeit und anderer siebenbürgischer Werte. Desgleichen betonte er, dass in Europa das Jahr des Kulturerbes ausgerufen worden sei – ein Trumpf für uns, die wir all das Schöne, Wertvolle, Gute und die Gastfreundlichkeit bei uns fördern wollten. Dazu komme noch etwas Prägendes für Siebenbürgen: 450 Jahre seit dem Erlassen des religiösen Toleranzediktes von Thorenburg/Turda (1568). Dieses Edikt habe eine Beispielfunktion für ganz Europa. Bischof Giub endete mit dem Wunsch: „Mit und zusammen lasst uns dieses alles entdecken.“

Projektleiter Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă wies auf zwei neu hinzugekommene Objekte hin: die Kirchenburg von Almen, die durch ein Projekt der Mihai-Eminescu-Stiftung zu einem Kulturzentrum geworden ist, und die nicht bewehrte romanische Kirche von Mönchsdorf bei Bistritz, die mit der romanischen Bergkirche von Michelsberg zu unseren ältesten Kirchen zählen. Im Gegenzug sind zwei Kirchenburgen weggefallen, da der Zugang für die Besucher nicht zufriedenstellend gesichert werden konnte. 2018 liegt der Schwerpunkt unseres Projektes, der Förderung des Kulturtourismus, auf Nordsiebenbürgen. Es werden gezielt neue Projektpartner gesucht. Einer davon hat sich dann auch gleich anlässlich der Pressekonferenz vorgestellt: die Weinkellerei „Liliac“ aus Botsch im Reener Ländchen. Es gab auserlesene Weine zur Verkostung mit Erklärungen dazu seitens eines Sommeliers. Alle Partner aus dem Tourismusbereich und der Gastronomie werden auf der Webseite www.transilvania-card.ro vorgestellt.
Evangelische Kirche in Keisd, vom Klosdorfer ...
Evangelische Kirche in Keisd, vom Klosdorfer Hattert aus gesehen. Die Kirche und der Dorfkern gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Kirchturm, der dem Schäßburger Stundturm ähnelt, soll in diesem Jahr renoviert werden. Foto: Siegmar Schmidt
2017 wurden 1500 Kirchenburgenpässe (Transilvanian-Card) verkauft. Dazu gehört immer auch eine Landkarte Siebenbürgens, auf der alle 50 Kirchen und Kirchenburgen angezeigt sind. Es wurden rund 6200 Besuche mit dem Kirchenburgenpass verzeichnet. Das bedeutet, dass im Durchschnitt ein Gast fünf Kirchen besucht hat. Schließlich kündigte Pfr. Cosoroabă noch die Ausschreibung der Stelle eines Urlauberseelsorgers in Zusammenarbeit mit der EKD an.

Hauptanwalt Friedrich Gunesch ging auf die Thematik der Kirchenrenovierungen ein. Einige der Kirchenburgen, die im Rahmen von EU-Projekten instandgesetzt werden, müssen zeitweilig geschlossen werden. Gleichzeitig unterstrich er die Bemühungen unserer Landeskirche, mit Hilfe von vielen Partnern, darunter sehr vielen sächsischen Heimatortsgemeinschaften, diese zu erhalten und zu fördern. Auch in Nordsiebenbürgen.

Pfr. Stefan Cosoroabă wies darauf hin, dass es dieses Jahr Neuausgaben der Siebenbürgen-Landkarte in zwei Versionen geben werde: rumänisch/ französisch und deutsch/englisch. Dazu wird es wieder einen Kulturkalender geben, der ungefähr 200 Veranstaltungen beinhaltet, die in den Kirchen und Kirchenburgen oder in ihrem Schatten stattfinden werden. Der zweite Teil der Pressekonferenz betraf Nordsiebenbürgen: Es gab ein Quiz mit zehn Fotos von Kirchen aus dem Nösner Land und Reener Ländchen, vorbereitet von Christian Drăghici von „Siebenbürgenfotos“. Dann hielt Dr. Hans Franchy, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Bistritz-Nösen, eine beseelte Rede. Er erklärte warum die Kirchen im Norden nicht bewehrt sind, da die Ottomanen nicht bis hin gelangt seien, dass aber die Nordsiebenbürger ihren Tribut 1944 bezahlt hätten und dass einige Kirchen nur dadurch vor dem Ruin bewahrt worden seien, weil sie an andere Glaubensgemeinschaften, vornehmlich Orthodoxe, weitergegeben wurden. Diese seien heute in gutem Zustand. Weiter wies er darauf hin, dass nächstes Jahr ein Jubiläum ansteht: 500 Jahre seit der Fertigstellung des Bistritzer Kirchturms 1519. Daher wurde angeregt, 2019 das jährliche große Sachsentreffen in Bistritz zu veranstalten. Franchy betonte das beispielhafte Engagement des Bistritzer Bürgermeisteramtes bei der Wiederherstellung des 2008 abgebrannten Kirchturms und Teilen des Kirchendaches. Die Rumänen sind aufgerufen, sich dieses einmaligen sächsischen Kulturerbes anzunehmen.

Siegmar Schmidt

Schlagwörter: Kirchenburgen, Siebenbürgen, Tourismus, EKR

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