2. April 2018

„Der befestigte Glaube“: Neuer Bildband zu Kirchenburgen in Siebenbürgen

Ende Februar 2018 ist im Wissenschaftsverlag Logos in Berlin eine Neuerscheinung zu verzeichnen, die eine Lücke im großen Panorama der siebenbürgischen Kirchenburgen-Fotografie schließt: die zeitgenössische Schwarzweiß-Kunstfotografie. Der Fotograf Jürgen van Buer, emeritierter Professor an der Humboldt-Universität Berlin, ist dem siebenbürgischen Publikum kein Unbekannter. In Dinkelsbühl zu Pfingsten 2016 hatte er seine erste Ausstellung mit siebenbürgischen Kirchenburgen. Gleich danach folgten in Nürnberg zwei Ausstellungen, dann in München und im November 2017 schließlich in Regensburg.
Drei Reisen hat Prof. Dr. Dr. h.c Jürgen van Buer zwischen den Jahren 2014 und 2017 nach Siebenbürgen unternommen und im besten Herbstlicht die unzähligen Facetten dieser einzigartigen Bauten, der Kirchenburgen in Siebenbürgen, mit seiner Kamera festgehalten und dabei „Poesie des Lichts und Schattens“ komponiert. Der Fotograf bezeichnet diese Bilder als einen Höhepunkt seines Schaffens. Denn sein Auge wurde in den letzten Jahren geschult an der Alhambra in Granada; ein Bildband ist in Spanien mit seinen Fotografien in Vorbereitung. Die historischen Bauten Syriens hat er in einer Zeit mit der Kamera verewigt, als der Friede das ermöglichte. In einer Dauerausstellung in der Humboldt-Universität in Berlin, Unter den Linden, hängen seine Berlin-Fotos.
Umschlagfoto: Kirchenburg Wurmloch ...
Umschlagfoto: Kirchenburg Wurmloch
Nun hat Jürgen van Buer zusammen mit Josef Balazs ein Opus Magnum zusammengestellt und im Logos-Verlag in Berlin als Bildband herausgegeben. In drei Teile ist das Buch wohlüberlegt aufgeteilt: Nach-Spüren, Nach-Schauen und Nach-Denken, wobei der erste und letzte Teil Aufsätze enthalten. Konrad Gündisch stellt die Wehrkirchen in Siebenbürgen im geschichtlichen Kontext dar. „Es ist spannend“, bekennt der Historiker Gündisch in einem Schreiben an den Verleger, „wie viel Unbekanntes man aus dem ‚Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen‘ zum Thema Wehrkirchen in Siebenbürgen finden kann. Insbesondere die päpstliche ‚Definition‘ einer Wehrkirche sei sehr interessant.“

Josef Balazs geht der alten Mär nach, wonach die Siebenbürger Sachsen Nachfahren der entführten Hamelner Kinder seien, und stößt sogar auf Publikationen des 17. Jahrhunderts in englischer Sprache zu diesem Thema.

Im letzten Teil übernehmen Wissenschaftler der Humboldt-Universität und der Universität der Künste aus Berlin das Wort und analysieren, inwiefern die Fotografie mit Kontexten zu kommunizieren vermag.

Den Hauptteil des Bandes bilden die circa 260 Schwarzweiß-Fotografien von Jürgen van Buer, in zwölf Bildepisoden aufgeteilt. Eingeleitet wird jede Bildepisode von kurzen Texten, die den Fotografen van Buer auch als einen sensiblen Autor von poetischer Prosa verraten. Die Fotografien von van Buer sind keine zufälligen, harmlosen Darstellungen von Altbekanntem. Nein, in den mit viel Bedacht und Akribie erstellten Bildkompositionen, durch die gewählte spannende Perspektive, sind Fotografien entstanden, die eine große Dramatik ausstrahlen. Es sind Bilder, die zum Nachdenken, Nachgrübeln animieren, die Fragen aufwerfen, die dem Betrachter im Gedächtnis bleiben. Es sind einzigartige Fotografien, die so noch nie da waren.

Elsa Mühlenbacher


Jürgen van Buer, Josef Balazs (Hrsg.): „Der befestigte Glaube. Kirchenburgen in Siebenbürgen“, Logos Verlag, Berlin, 2018, 320 Seiten, 55,00 Euro, ISBN 978-3-8325-4613-7.

Schlagwörter: Rezension, Bildband, Kirchenburgen, Siebenbürgen, Fotografie

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