20. Februar 2018

Die Erinnerung bleibt: Nachruf auf die Schauspielerin Beatrice Schuschnig

Am 2. Februar dieses Jahres verstarb in Altusried im Allgäu die Schauspielerin Beatrice Schuschnig, geborene Gutt, langjähriges Mitglied der Deutschen Bühnen Hermannstadt und Temeswar.
Den Mimen flicht bekanntlich die Nachwelt keine Kränze. Und doch folgten und folgen immer wieder junge Menschen dem Ruf der Bühne. So auch Beatrice Gutt, von allen liebevoll „Babe“ genannt. Geboren am 18. April 1936 in Herrmannstadt, wuchs sie zusammen mit zwei Geschwistern in einem musischen Elternhaus auf. Der Vater war Geiger, die Mutter eine anerkannte Klavierlehrerin. Der Wunsch, Sängerin oder Schauspielerin zu werden, war früh da. Folgerichtig schloss sie sich der 1956 neu gegründeten Deutschen Bühne in Hermannstadt begeistert an. Der Bühne sollte sie treu bleiben bis zu ihrer Ausreise 1982, ausgenommen die Jahre 1962-1969, ihrem Intermezzo an der Temeswarer Deutschen Bühne.

Aus der Vielzahl ihrer gespielten Rollen sind besonders hervorzuheben: Die Hauptrolle in „Das Katzenspiel“ von István Örkény, die Rolle der Frau im Zwei-Personen-Stück „Die Zimmerschlacht“ von Martin Walser, wo sie dem Bukarester Star Emmerich Schäffer eine ebenbürtige Partnerin war. Dann die Rolle der Fräulein Mathilde von Zahnd aus Dürrenmatts Stück „Die Physiker“, Celestina aus „Don Juan oder die Liebe zur Geometrie“ von Max Frisch, die Hausbesitzerin Mi Tzü aus „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht und nicht zuletzt die Rolle der Frau Peachum in Brechts „Dreigroschenoper“.
Beatrice Gutt als Daja in Lessings „Nathan der ...
Beatrice Gutt als Daja in Lessings „Nathan der Weise“ in Hermannstadt (1976).
Aber Beatrice Gutt setzte auch den vielen kleineren gespielten Rollen ihren eigenen unverwechselbaren Stempel auf. Privat führte das Schicksal Regie. In dem Leiter der Schauspieltruppe Hanns Schuschnig fand sie den Lebensgefährten und späteren Vater ihrer Söhne Tristan und Marc. Es war für sie bestimmt nicht immer leicht neben dem umtriebigen, rastlosen Theatermenschen, Schritt zu halten. Fakt ist, dass sie ihm in allen Lebenslagen tatkräftig zur Seite stand. Auch in der neuen Heimat Altusried, wo ihr Mann die Leitung der Freilichtspiele bis 1999 innehatte, war sie ihm unentbehrlich: als „Frau“ für alles, als Regieassistentin, Kostümbildnerin, aber auch als Darstellerin in verschieden Produktionen. Nebenbei, als die Söhne ein Puppentheater in Rothenburg o.d. Tauber übernahmen, fertigte sie in mühevoller Kleinarbeit 150 lebensgroße Puppen, mit denen sie die Aufführungen bestritten. Beatrice Schuschnig fühlte sich in der neuen Heimat angekommen. Sie war glücklich inmitten der Familie in ihrem Haus, das sie zusammen mit ihrem Mann nach eigenen Plänen aufgebaut hatten. Ein offenes, gastfreundliches Haus für den großen Freundeskreis.

Der Tod ihres Mannes vor vier Jahren hat sie sehr getroffen. „Er fehlt mir so sehr“, sagte sie immer wieder zu Freunden. Nun ist sie ihm in die Ewigkeit gefolgt. Was bleibt, ist Erinnerung.

Luise Pomarius


Schlagwörter: Nachruf, Schauspielerin, Theater, Schuschnig

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Neueste Kommentare

  • 08.03.2018, 08:47 Uhr von emo schuschnig: Mein Beileid an die Söhne Tristan und Mark. Faire well,Babe. [weiter]

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