6. Februar 2018

Jahresempfang des Hauses der Heimat Nürnberg

Mit dem Trompetensolo „Verdammt in alle Ewigkeit“ von Fred Karger eröffnete Walter Schatschneider musikalisch einen Abend voller historischer und gesellschaftlich relevanter Momente. Peter Daniel Forster, CSU-Bezirksrat von Mittelfranken, appellierte in seinem Grußwort leidenschaftlich: „Es ist an der Zeit, aus der Vergangenheit endlich mal zu lernen, d.h. gemeinsam sind wir stark! Durch Einigeln oder Ins-Kleine-Teilen werden wir die Herausforderungen der aktuellen Gegenwart leider nicht meistern können!“
Auch rief er auf, „keine Gruppen auszugrenzen und sich mit allen politischen Kräften hart in der Sache auseinanderzusetzen: Man darf sie nicht ausgrenzen, sonst werden die Ränder gestärkt.“ Zum Schluss bat er das Haus der Heimat, dass es „für alle weiterhin die Türe offenhält und Anlaufpunkt bleibt!“ SPD-Stadträtin Gabriele Penzkofer-Röhrl sprach, auch in Vertretung des Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly, die Menschenrechtsverletzungen vor 100 Jahren und von heute an und versicherte: „Wenn die Demokraten zusammenstehen und die Sorgen und Wünsche der Menschen ernst nehmen und Lösungen aufzeigen, sind wir auf einem guten Weg, weiterhin eine stabile Demokratie zu haben.“ Laut Bertelsmann-Stiftung würden 80% der Deutschen die kulturelle Vielfalt in unserem Land akzeptieren. „Dass kulturelle Vielfalt als Bereicherung empfunden wird, ist auch den Aktiven im Haus der Heimat mit zu verdanken! Die Offenheit Ihres Hauses hat zu einem Abbau von Vorurteilen und zu viel Verständnis und Toleranz für Zugewanderte geführt!“ Grünen-Stadträtin Monika Krannich-Pöhler dankte u.a. dafür, „dass Sie es geschafft haben, Ihre Kultur zu uns herüber gebracht zu haben und uns damit zu erfreuen!“ CSU-Stadtrat Max Höffkes schätzt die Kurzvorträge, die traditionell im Mittelpunkt der HdH-Jahresempfänge stehen: „Der Jahresempfang des Hauses der Heimat hat einen gewissen Tiefgang, den er auch haben sollte, weil wir sonst nur an der Oberfläche sind und das wollen und sollen wir nicht sein!“ Sogar die Begrüßung der Ehrengäste durch Geschäftsleiterin Doris Hutter stand im Zeichen von Krieg und Frieden, wobei passende Zitate von Leo Tolstoi geboten wurden.

Den Vortrag „Kriegsende 1918 – Deutsche in Ost- und Südosteuropa nach dem Krieg“ hielt Horst Göbbel, der Vereinsvorsitzende des Hauses der Heimat.
Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat ...
Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat e.V. in Nürnberg, beim Jahresempfang. Foto: Annette Folkendt
Gekonnt sprach er von Konsequenzen des 1. Weltkriegs in einzelnen Ländern wie z.B. die Gründung der Tschechoslowakei 1918, dass Rumänien einige Gebiete wie Siebenbürgen hinzubekam, Litauen, Estland und Lettland aus dem Zarenreich ausgebrochen und ihre Unabhängigkeit erklärt haben, erwähnte die neuen Situationen in Polen, Pressburg (Bratislava), Belgrad, Brüssel, London usw. Der Referent sprach vom zermürbenden Abschlachten von Menschen im Krieg und erläuterte kurz, wie es zu Verschiebungen der Grenzen einzelner Länder nach dem Krieg kam. Er erläuterte knapp das Zustandekommen deutscher Siedlungsgebiete im Laufe der Jahrhunderte und zeigte auf der Landkarte, wo überall im Osten Europas und in Asien bis zum Kaukasus und Kaspischen Meer Deutsche lebten, die nachher als Kriegsverlierer flüchten mussten bzw. vertrieben wurden. 1937 lebten insgesamt mehr als 8600000 Deutsche in Osteuropa, davon 1500000 in der Sowjetunion, 1150000 in Polen und 750000 in Rumänien. Heute sind es insgesamt noch etwa 950000, davon ca. 400000 in Russland.

Horst Göbbel präsentierte anhand von Bildern und Zeitdokumenten auch eine kulinarische Zeitreise 1918-2018 mit der ersten fahrbaren Suppenküche in Berlin 1916 über die Zeit, als die fehlende Kartoffelversorgung 1917 durch Kohlrüben ersetzt wurde und Unterernährung sowie Hungertod herrschten (ca. 800000 Hungertote in Deutschland im I. Weltkrieg), bis zur Novemberrevolution 1918 in München, die zum republikanischen „Freistaat Bayern“ führte. Um die Zeit auch geschmacklich nachvollziehen zu können, hatte Horst Göbbel eigens Kohlrübensuppe gekocht, die zusammen mit den Kartoffel-Schnittchen von Doris Hutter beim folgenden Büfett großen Anklang fand. Unterstützt wie immer tatkräftig von den Angestellten des HdH, mündete auch dieser Jahresempfang in einen anregenden Austausch der zahlreichen Gäste. Weit weg waren dann auch die Kanonenkugeln des 1. Weltkriegs. Die Rumkugeln, ein Geschenk von Pauline Huschitt, hingegen versüßten den Abend und spannten einen köstlichen Bogen ins kalorienreiche Jahr 2018.

Doris Hutter

Schlagwörter: Haus der Heimat, Nürnberg, Jahresempfang, Horst Göbbel

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