28. Juni 2017

Im Zeichen des Reformationsjubiläums: Ausstellung in Kronstadt und Themenabend in Freiburg im Breisgau

Um die Reformation in Siebenbürgen im Kontext des Zeitgeschehens in Mittel- und Osteuropa zu beleuchten, hat das Deutsche Kulturforum östliches Europa mit Sitz in Potsdam, Direktor Dr. Harald Roth, eine hervorragende siebenteilige Ausstellung erstellt, die in mehreren Ausgaben in mehreren Sprachen nun als Wanderausstellung in Osteuropa – und nicht nur hier – gesehen werden kann.
Die Präsentation dieser Ausstellung am 15. Mai 2017 in der ehrwürdigen Schwarzen Kirche zu Kronstadt war ein beeindruckendes Ereignis. In Anwesenheit von über 100 Gästen, die im Gestühl im Chor der Kirche Platz genommen hatten, eröffnete Stadtpfarrer Christian Plajer die Vernissage. In seiner kurzen Rede ging er auf die heute anstehenden ethnischen und konfessionellen Aspekte im Kirchengeschehen ein. Dr. Harald Roth erläuterte die Ausstellung. Er ging in seiner Darlegung auf den Teil der Ausstellung ein, der die „Reformation im östlichen Europa – Siebenbürgen, Transilvania, Erdély” behandelt und dessen Tafeln, ausgestellt im Chor der Kirche, in den drei Landessprachen erläutert werden. Es war sinnvoll und notwendig die Reformation in diesem Teil Europas so eingehend zu behandeln, da sie im Vergleich mit Deutschland Besonderheiten aufweist: Sie wurde von einer Vielfalt von Glaubensrichtungen geprägt und musste sich mit den anderen hier ansässigen Konfessionen auseinandersetzen. Und Kronstadt spielte eine besondere Rolle: Es war Ausgangspunkt der Reformation in Siebenbürgen (beginnend schon mit dem Jahr 1520 und erstrecht 1541), ja für Ungarn. Der bedeutendste siebenbürgische Humanist, der Kronstädter Johannes Honterus, spielte eine ausschlaggebende Rolle bei der Annahme der lutherischen Reformation in Siebenbürgen, was ihn zu einer Identifikations- und Erinnerungsfigur – nicht nur für die Siebenbürger Sachsen – werden ließ.

Nach Dr. Harald Roth trug Thomas Șindilariu M.A., Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt, ein paar Gedanken zur Reformation vor. Er verwies auf die Re-Formation, die Luther eigentlich anstrebte, und dass die Reformation für die Gesellschaft des ausgehenden 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts positive Änderungen bewirkte – bis zum unheilvollen 30-Jährigen Krieg (1618-1648). Bzgl. Johannes Honterus hob er dessen Leistung in Sachen Reformation des Schulwesens, beginnend mit dem Jahr 1533, hervor. Beispielhaft erwähnte er Honterus’ Weltbeschreibung „Rudimenta Cosmografica“ (erste Ausgabe 1530 in Krakau, endgültige Ausgabe 1542 in Kronstadt). Dieses Werk wurde in ganz Europa in 60 Jahren noch 26 Mal neu gedruckt, Teile davon sogar noch 150 Jahre lang 45 Mal für den Schulgebrauch veröffentlicht.

Eingangs und zwischen den Reden trug Dr. Steffen Schlandt – Organist der Schwarzen Kirche in dritter Generation – selten gehörte Kompositionen des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter eine von ihm entdeckte und für die Orgel bearbeitete Notenschöpfung des frühen 17. Jahrhunderts, eine Kronstädter Cantionale, auf der im Chor der Kirche 2012 aufgestellten Repser Orgel aus dem 17. Jahrhundert vor, die von der Orgelbau-Lehrwerkstatt aus Honigberg restauriert wurde.

Unter der Empore war der in englischer Sprache gehaltene Part der Ausstellung „Reformation in East Central Europe“ auf sieben Tafeln für das internationale Publikum montiert. Es wird auf die Reformation in Siebenbürgen, Ober-Ungarn und der Slowakei, Polen, Litauen, Preußen und im Baltikum, Pommern und Brandenburg, Böhmen-Mähren und Schlesien eingegangen. Im Anschluss an diese äußerst gelungene Veranstaltung konnte man bei Sekt und Gebäck die einzelnen Tafeln studieren, sich austauschen, Kontakte pflegen. Den Organisatoren und allen an der Darbietung Beteiligten gebührt ein uneingeschränktes Lob.

Im selben Kontext ist eine ähnliche Veranstaltung vom 4. Mai in Freiburg beim Institut für Volkskunde der Deutschen im östlichen Europa zu erwähnen. Dr. Harald Roth präsentierte das oben genannte siebenteilige Ausstellungsprojekt des Deutschen Kulturforums östliches Europa (einige Tafeln waren dort auch ausgestellt). Anschließend konferierte Dr. Ulrich A. Wien, Universität Koblenz-Lindau, Vorsitzender des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, brillant über das reformatorische Geschehen in Ostmitteleuropa, vom Baltikum bis Siebenbürgen, mit Fokus auf dem Südosten. Bedauerlicherweise wurde dieser niveauvolle Themenabend nur von etwas mehr als zehn Anwesenden besucht (etwas mehr als die Hälfte Siebenbürger). Auch hier gab es im Anschluss – bei von den Hausherren gespendetem Getränk und Gebäck – anregende Gespräche mit den beiden Bestreitern des Abends.

Manfred Kravatzky

Schlagwörter: Reformationsjubiläum, Deutsches Kulturforum östliches Europa, Kronstadt, Freiburg

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