14. Juni 2017

Edelsteine an einer wertvollen Kette - Preisverleihungen in Dinkelsbühl

Pfingstsonntagnachmittag in der Sankt-Pauls-Kirche zu Dinkelsbühl. Der Stellvertretende Vorsitzende des Kulturpreisgerichts Hofrat Pfr. Volker Petri begrüßt das feierlich gestimmte Publikum, darunter den Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien Reinhart Guib und den Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern des Bundes der Vertriebenen, Christian Knauer, zu den diesjährigen Preisverleihungen. Heuer galt es fünf Preisträger für ihre herausragenden Leistungen zu ehren. Vier von ihnen, die beiden Kulturpreisträger Dr. Heinz Heltmann und Gerhard Roth als auch die Jugendpreisträger Kurtfelix und Eginald Schlattner, mussten allerdings krankheits- oder altersbedingt absagen. Der Festakt verlor dadurch an Glanz – umso heller funkelte der Ehrenstern der Föderation, umso freudiger strahlte die Bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm über die ihr verliehene Auszeichnung.
„Ich vergleiche unsere Kulturpreisträger“, sagte Volker Petri einführend, „mit den Edelsteinen an einer wertvollen Kette, die sich unsere Gemeinschaft umhängen darf. Jeder Stein ist ein Unikat! Heute fügen wir zwei weitere Pretiosen hinzu. (…) Wir alle wissen, dass unsere Gemeinschaft ganz besonders durch die Kulturträger Aufwertung und Anerkennung findet und dafür sind wir dankbar.“



Vor der Dankbarkeit war zunächst Empfänglichkeit gefordert für das dargebotene künstlerische Klang-Bild-Erlebnis. Immerhin wurde die Festgemeinde Ohren- und Augenzeuge der Uraufführung von Prof. em. Heinz Ackers Komposition „Kalendersprüche für Singstimme und Klavier nach Linolschnitten von Sieglinde Bottesch, Januar bis Dezember“. Der gebürtige Hermannstädter Heinz Acker begleitete die in Kronstadt geborene Jazz-Sängerin Petra Acker am Klavier. Beide Musiker sind nicht miteinander verwandt und hatten sich erst tags zuvor ­persönlich kennengelernt. „Alle Tage ist nicht Festtag“, sang Petra Acker zur Eröffnung der Preisverleihungen. Dazu erschien, an die Kirchenwand projiziert, das entsprechende Kalenderbild; in ihrer expressionischen Anmutung einnehmende druckgrafische Arbeiten der letztjährigen Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreisträgerin Sieglinde Bottesch.

Ehrenstern an Barbara Stamm für herausragende Sozialarbeit

Den Ehrenstern der Föderation der Siebenbürger Sachsen verleihen deren Mitgliedsverbände in Deutschland, Österreich, Siebenbürgen, den USA und Kanada seit 2009 an Persönlichkeiten, die sich um die Belange der Siebenbürger Sachsen in besonderer Weise und über das Wirkungsgebiet eines Mitgliedsverbandes hinaus Verdienste erworben haben. 2014 wurde diese Auszeichnung den Politikern Dr. Christoph Bergner und Klaus Johannis zuteil, 2017 nun der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm.

In seiner Laudatio zählte der Föderationsvorsitzende Dr. Bernd Fabritius MdB einige Eckdaten des Lebenslaufes von Barbara Stamm auf. Die 72-jährige CSU-Politikerin (in Bad Mergentheim geboren, römisch-katholisch, verheiratet, drei Kinder, ausgebildete Erzieherin) ist seit 2008 Präsidentin des Bayerischen Landtags. Unmittelbar nach der Wende in Rumänien besuchte die damalige Staatssekretärin das postkommunistische Land und machte bei ihren ersten Arbeitsreisen nach eigener Schilderung „erschütternde Erfahrungen“, andererseits beeindruckten sie „die Menschen im Lande mit ihrem Lebens- und Einsatzwillen“, ebenso die „Gastfreundschaft und menschliche Wärme trotz bitterster Armut“. Ihre „Hilfe zur Selbsthilfe“ nahm hier ihren Ausgangspunkt. Stamm ist ehrenamtlich engagiert als Vorsitzende der Stiftung Bavaria-Romania für Sozialassistenz in Rumänien und als Vorsitzende des Kuratoriums der Bayerischen Kinderhilfe Rumänien. Die „ellenlange Liste von Großprojekten und Gründungen“ zeuge von einer „unglaublichen Leistung“ in den vergangenen fast 27 Jahren, anerkannte Fabritius, und nannte beispielhaft das „Mutter-Kind-Projekt“ in Iași, das Pilotprojekt Pastraveni in der Moldau und den Aufbau einer Fachschule für Heilerziehungspflege und Altenpflege in Hermannstadt. Darüber hinaus kümmere sich Stamm, die in Siebenbürgen, dem Banat und anderen Regionen „als Freundin unter Freunden“ unterwegs sei, auch noch um die Kirchen und die Ökumene in Rumänien. Durch ihre unermüdliche Arbeit habe sie „zur Verbesserung der Lebensverhältnisse unserer Landsleute maßgeblich beigetragen“. Ihre Begeisterung und „aus tiefstem Herzen kommende Nächstenliebe“ seien „hoch ansteckend“, so Fabritius. Im Alten- und Pflegeheim „Dr. Carl Wolff“ in Hermannstadt sei Stamm fast schon zu Hause, dank ihrer starken Unterstützung habe dort kürzlich das erste Kinderhospiz in Rumänien den Betrieb aufgenommen. Barbara Stamm habe durch ihr langjähriges Engagement in Rumänien „auch für uns wichtige Weichen gestellt und Anstöße zu einer modernen, europäischen Sozialarbeit gegeben“.
Freudestrahlend empfängt die Bayerische ...
Freudestrahlend empfängt die Bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm den Ehrenstern der Föderation von Dr. Bernd Fabritius. Foto: Christian Schoger
In ihrer Danksagung brachte Landtagspräsidentin Barbara Stamm ihre große Freude über diese Auszeichnung zum Ausdruck und sprach von einer „wunderbaren Ehre“. Ihre Beziehung zu den Siebenbürger Sachsen stufte sie als Freundschaft ein. Deshalb komme sie immer wieder sehr gerne zum Heimattag nach Dinkelsbühl, als „Freundin unter Freunden“. Sie stellte anerkennend fest, dass der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland nicht rückwärtsgewandt agiere, vielmehr die „gemeinsame Gestaltung der Zukunft im Vordergrund“ stehe, etwa in der Jugendarbeit oder im Bereich der Kultur. Sie selbst sei bekanntlich keine Siebenbürger Sächsin, verstehe aber den Ehrenstern „auch ein wenig als endgültige ‚Einbürgerung‘ in Ihre Gemeinschaft“ und „als einen in jeder Hinsicht weiterhin motivierenden Ansporn“, betonte Barbara Stamm. Die Festgemeinde erhebt sich zum Applaus.

Plädoyer für Humanität, Lebenswürde und Gerechtigkeit

Der dotierte Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis, die höchste Auszeichnung der Siebenbürger Sachsen, wird seit 1968 von den Verbänden der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und in Österreich verliehen, in diesem Jahr an Dr. Heinz Heltmann und Gerhard Roth.

Als Laudator für den österreichischen Schriftsteller Gerhard Roth trat der mit dem Preisträger befreundete ehemalige Bundesvorsitzende des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Hofrat Pfr. Volker Petri, ans Rednerpult. Der Kulturpreis werde Gerhard Roth für sein literarisches Schaffen verliehen. Sein Werk gehöre im doppelten Sinne zur Weltliteratur: „als literarisches Oeuvre des 20. und 21. Jahrhunderts“ und als ein „Schaffen, das Räume, Zeiten und tiefgehende Ideen umspannt“. Der mehrfach preisgekrönte, zuletzt mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnete Autor ist 1942 in Graz zur Welt gekommen als zweites von drei Kindern seines „siebenbürgisch-patriarchalischen Vaters“ Dr. med. Emil Roth und seiner österreichischen Mutter Erna. Dem Wunsch seines Vaters entsprechend begann er das Studium der Medizin, das er jedoch wieder aufgab zugunsten seiner eigentlichen Bestimmung, dem Beruf des Schriftstellers. Seine „frühe Mentorin“ war die aus Reps stammende, zuletzt in Kronstadt lebende verwitwete Großmutter Friederike, Sie wanderte in den 1950er Jahren zu ihrem einzigen Sohn nach Graz aus, erkannte das künstlerische Talent des Enkels. Petri erinnerte in seiner Laudatio an die schweren Nachkriegsjahre für fast alle Siebenbürger Sachsen in Österreich: Die einstigen Altösterreicher galten damals als „gebrandmarkte und besonders nationalsozialistisch belastete ‚Volksdeutsche‘“. Erst 1954 wurde den meisten Landsleuten die Staatsbürgerschaft verliehen. Dabei halfen sie von 1945 an tatkräftig beim Neuaufbau Österreichs mit und erwiesen sich als „vertrauenswürdig und wertvoll für die neue Heimat“. Roth habe in den 1950er Jahren „jenes unbegreifliche Grauen“, das die Nachkriegszeit überschattete, „gefühlt und daran gelitten“, erklärte der Laudator. Sein Werk greife diese Wirklichkeit auf und verarbeite sie „in ihrer ganzen Komplexität anhand von Menschengeschichten und tiefsinnigen ‚Chiffren‘“. Als Schriftsteller trete er „gegen das lähmende und alles vergessen wollende Schweigen“ an. In seinen Romanen zerre er die dunkelsten Kapitel der Geschichte ans Licht. Besonders „Das Alphabet der Zeit“ gehöre in unsere Bibliotheken, das Werk habe „uns und unserer neueren Geschichte ‚jenseits von Siebenbürgen‘ im deutschsprachigen Raum ein Denkmal gesetzt“.

„Wir älteren Siebenbürger in Österreich, Kanada und Deutschland“, führte Petri aus, „ringen mit unserer stark ‚konservativ und rückgewandten Sicht des Lebens‘ um ein gewandeltes Selbstverständnis und Identität in unseren neuen Lebensräumen“. In diesem Prozess ermutige Roth dazu, „unsere ‚Archive des Schweigens‘ zu öffnen und damit unsere Geschichte neu zu sehen und zu verstehen“. Er lehre uns aber auch, „dass die Abstammung, die für uns Siebenbürger Sachsen noch immer ein wichtiger ‚Mosaikstein‘ unserer Persönlichkeit ist, nicht im Vordergrund stehen darf“, befand Volker Petri. Dem Autor und uns gehe es letztlich im Leben um Gerechtigkeit, Humanität und Lebenswürde, eben um Kultur Auf Wunsch des gesundheitlich verhinderten Preisträgers las der Laudator anstelle einer Danksagung einen Abschnitt aus Gerhard Roths Roman „Das Alphabet der Zeit“, der von dessen Großmutter Friederike handelt.

Breitenwirksame naturwissenschaftliche Forschung und Lehre

Gleichfalls mit dem Kulturpreis geehrt wurde Dr. Heinz Heltmann. Die Laudatio auf den 85-jährigen Naturwissenschaftler hielt Dr. Erika Schneider (Rastatt). Eingangs ihrer Rede wies die Laudatorin darauf hin, dass der Name Heinz Heltmann den Lesern der Siebenbürgischen Zeitung aufgrund seiner zahlreichen biografischen Beiträge über siebenbürgische Naturwissenschaftler bzw. zu vielfältigen landeskundlichen und botanischen Themen bekannt sein dürfte. Der 1932 in Schaas bei Schäßburg geborene Preisträger könne auf eine „berufliche und ehrenamtliche Tätigkeit von mehr als 60 Jahren zurückblicken“, die in ihrer Vielfalt von wissenschaftlicher Arbeit, über Lehre und Forschung, Publikationen und Fachvorträge, Tagungen und Studentenexkursionen bis hin zu sozialem Engagement reiche.

Bereits seit früher Kindheit geprägt von seiner für Kultur und Natur offenen Familie, lernte er auf Streifzügen mit dem Vater die siebenbürgische Hügellandschaft kennen. Heinz besuchte die Bergschule in Schäßburg. Nach dem Erwerb des Lehrerdiploms nahm er sein Biologiestudium an der Klausenburger Universität auf, das er 1955 als Diplom-Biologe abschloss. Schon während des Studiums konnte er eine beachtliche Pflanzensammlung vorlegen. Heltmann wurde Kustos der botanischen Sammlungen am Lehrstuhl für Botanik des Kronstädter Forstinstituts und, so Erika Schneider, durch seine Sammel- und Forschungstätigkeit für das Institutsherbarium ein „guter Kenner der Flora und Vegetation des Burzenlandes“. Im April 1958 ernannte ihn die Naturschutzkommission der Rumänischen Akademie der Wissenschaften zum ehrenamtlichen Kustos für Naturschutz, im September 1958 erfolgte die fristlose Kündigung im Zuge einer stalinistischen Säuberungsaktion. Er fand eine Anstellung an der Hoterusschule als Laborant für den Naturkunde- und Chemieunterricht, dann als Naturkundelehrer am Honterus-Gymnasium. Seine Laufbahn als Gymnasiallehrer endete 1963, als Heltmann wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Arzneipflanzenforschung der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt am Hangestein bei Kronstadt wurde. 1971 verteidigte er seine Doktorarbeit an der Universität Bukarest.

Zwei Jahre später übersiedelte seine Familie nach Deutschland. Ab 1974 bis zu seiner Verrentung 1996 arbeitete Heltmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazeutische Biologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Der Naturwissenschaftler wirkte vielfältig in Forsche und Lehre, führte dabei auch Studienfahrten und Exkursionen nach Siebenbürgen und in andere Landesteile Rumäniens durch. Eine Brücke zwischen Deutschland und Siebenbürgen schlug Heinz Heltmann auch durch sein ehrenamtliches Wirken im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde. Er war, wie die Laudatorin betonte, 1975 die „treibende Kraft und eines der Gründungsmitglieder der Sektion Naturwissenschaften“, deren Leitung er bis 1995 innehatte. Schneider erinnerte an die Einführung der Märztagungen, die Herausgabe der Tagungsbände und vieler weiterer Publikationen. Insgesamt belaufe sich Dr. Heltmanns Herausgeber- und Mitherausgeberschaft auf 22 Bände. Daneben sind von ihm zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften erschienen, viele populärwissenschaftliche Beiträge, auch in der Siebenbürgischen Zeitung. Erika Schneider bescheinigte dem Preisträger, durch sein umfassendes publizistisches Wirken „eine für die siebenbürgische Gemeinschaft über Generationen hin breitenwirksame Tätigkeit entfaltet“ zu haben.

Brüder Schlattner für engagierte Jugendarbeit ausgezeichnet

Seit 1993 verleihen die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland und Studium Transylvanicum jährlich den dotierten Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis. 2017 werden die Brüder Kurtfelix und Eginald Schlattner geehrt: „für seinen Vorbildcharakter und sein vielseitiges Engagement in der siebenbürgisch-sächsischen Jugendarbeit. In seiner Bereitschaft, sich öffentlich mit schmerzhaften Erinnerungen auseinanderzusetzen, zeigt er jungen Menschen einen versöhnlichen Weg des Umgangs mit der Vergangenheit.“ (beide Preis-Urkunde haben den identischen Wortlaut) Die Laudatio hielt Bettina Mai seitens von Studium Transylvanicum.

Angesichts des hohen Alters der Preisträger – Eginald ist Jahrgang 1933, Bruder Kurtfelix 1936, beide sind in Arad geboren und vornehmlich in Fogarasch aufgewachsen – warf Mai die Frage auf nach der Begründung für den Jugendpreis. Im Vorfeld hatten die Brüder Schlattner ihre Verwunderung über den zuerkannten Jugendpreis geäußert. So leistete die Laudatorin in ihrer Rede gewissermaßen nochmalige „Überzeugungsarbeit“ im Beisein von Sabine Schlattner, die die Auszeichnung stellvertretend für ihren Vater Eginald und ihren Onkel Kurtfelix (mit unverhüllter Skepsis) entgegennahm.
Sabine Schlattner (Mitte) nimmt für ihren Vater ...
Sabine Schlattner (Mitte) nimmt für ihren Vater Eginald Schlattner und den Onkel Kurtfelix Schlattner den Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises 2017 entgegen; neben ihr die Laudatorin Bettina Mai (Studium Transylvanicum) und SJD-Bundesjugendleiter Edwin-Andreas Drotleff. Foto: Christian Schoger
Bettina Mai referierte die von einigen Parallelen gekennzeichneten Lebensläufe der Brüder Schlattner. Beide nahmen zunächst ein Studium auf: Eginald studierte in Klausenburg evangelische Theologie, Kurtfelix ebenfalls in Klausenburg zwei Semester Geschichte. 1958 gerieten die Brüder in die Fänge der Securitate, nach ihrer Verhaftung folgte jahrelange Haft: Eginald war zwei Jahre inhaftiert, Kurtfelix fünf Jahre, teilweise in einer Strafkolonie im Donaudelta. Erst 1999 wurden die Urteile gegen alle in den politischen Prozessen Verurteilten aufgehoben. Eginald arbeitete nach seiner Haftentlassung als Baumeister, Technischer Zeichner und Bauleiter im Banat und den Westkarpaten, Kurtfelix als Bautechniker in Sighet und Kronstadt. Beide schlossen später ihr Studium ab, Eginald an der Theologischen Fakultät in Hermannstadt; sein Bruder studierte Geografie in Jassy, um danach in Schellenberg und Hermannstadt zu unterrichten. Eginald wurde nach seiner Ordination Pfarrer in Rothberg und Neudorf, später auch in Burgberg. Nach seiner 1994 genehmigten Ausreise zog Kurtfelix nach München, arbeitete bei der Heimatauskunftsstelle. 1999 ging er in Rente und pendelt seither zwischen München und Hermannstadt. Anders Eginald, der Rumänien und seinen Pfarrhof in Rothberg nicht verlassen hat. Seit seiner Berufung zum Gefängnispfarrer der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien ist er prinzipiell für evangelische Gefangene in den 44 Haftanstalten zuständig, erläutert Bettina Mai. Auf die Frage, weshalb er dieses Amt auch im hohen Alter noch ausübe, antworte er stets: „Ich bin der richtige Mann am rechten Ort.“

Der Pfarrhof in Rothberg sei „oft Anlaufstelle für Menschen in den ungewöhnlichsten Lebenssituationen“. Eginald betone immer wieder: „Bis heute spreche ich mit jedem Zigeunerkind, als ob es der Bischof wäre. Doch nicht umgekehrt.“ Den Jugendpreis erhielten die Brüder Schlattner freilich insbesondere dafür, dass sie „seit Jahren fester Bestandteil der Siebenbürgischen Akademiewoche“ seien. Dabei vermittelten sie ohne Selbstmitleid oder Verbitterung „Wissen um eine Zeit, die in der heutigen Wahrnehmung junger Menschen kaum noch eine Rolle spielt“. Die Laudatorin verwies auch auf Eginald Schlattners literarische Verarbeitung der schrecklichen Ereignisse in den Romanen „Rote Handschuhe“ und „Das Klavier im Nebel“. Kurtfelix schildere vor Schülern seine Zeitzeugenerinnerungen. Beide Brüder seien am Leben junger Menschen interessiert, hätten den Anschluss an die nachfolgenden Generationen nicht verloren, vielmehr befänden sie sich „im stetigen Dialog miteinander und mit ihrem Umfeld“. Trotz aller Ambivalenzen seien sie jungen Menschen ein Vorbild. Nach Ansicht der Laudatorin sollten die Brüder Schlattner „nicht nur einen siebenbürgisch-sächsischen Jugendpreis erhalten, sondern einen internationalen“.
Applaus für die Künstler (von links) Sieglinde ...
Applaus für die Künstler (von links) Sieglinde Bottesch, Prof. em. Heinz Acker und Petra Acker, die für das musikalisch-visuelle Kunsterlebnis im Rahmen der Preisverleihungen in der Sankt-Pauls-Kirche verantwortlich zeichneten. Foto: Christian Schoger
Mit Heinz Ackers „Kalendersprüchen für Singstimme und Klavier: Oktober, November, Dezember“ klangen die diesjährigen Preisverleihungen aus. Die Festgemeinde spendete den Musikern Petra Acker und Heinz Acker und der Künstlerin Sieglinde Bottesch anerkennenden Applaus.

Christian Schoger

Schlagwörter: Heimattag 2017, Dinkelsbühl, Preisverleihung, Ehrenstern, Föderation, Kulturpreis, Jugendpreis, Bottesch, Roth, Heltmann, Stamm, Fabritius, Schlattner

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