7. Juni 2017

Siebenbürgischer Nachmittag mit Frieder Schuller in Fürth

Es zeigte sich wieder einmal, dass gute Vorbereitung auch gutes Gelingen garantiert. Schon im April konnten die Besucher des Siebenbürgischen Nachmittags im Gemeindehaus der St.-Pauls-Kirche in Fürth einen gründlich durchdachten und anschaulich gestalteten Flyer lesen und mitnehmen, der auf die nächste Veranstaltung hinwies. Das Farbbild darauf: eine Häuserzeile aus dem siebenbürgischen Dorf Waldhütten, davor ein Festzug von elf Büffelgespannen, die eine Kirchenglocke ziehen, fesselt sofort die Aufmerksamkeit, dann die Ankündigung: Frieder Schuller kommt nach Fürth, er stellt seinen Film „Der Glockenkäufer“ selbst vor.
Der Erfolg war durchschlagend: Etwa 150 Siebenbürger/innen trafen am 17. Mai um 14.30 Uhr im Gemeindehaus der St.-Pauls-Kirche in Fürth ein. Sie wurden von den beiden Verantwortlichen des Siebenbürgischen Nachmittags, Angelika Meltzer und Gerda Bürger, Pfarrerin Vera Ostermayer, der Hausherrin der St.-Pauls-Kirche, und der Vorsitzenden des Kreisverbandes Nürnberg, Annette Folkendt, willkommen geheißen.

Frieder Schuller, Schriftsteller, Regisseur und Drehbuchautor, erzählte lebendig und anschaulich, unter welch schwierigen Bedingungen dieser erste Spielfilm zum Thema Heimatverlust der Siebenbürger Sachsen gedreht wurde. Im Jahre 1986, im damals noch kommunistischen Rumänien, brauchte es seiltänzerische Feinarbeit, um nicht in Kollision zu geraten mit den rumänischen Behörden, um Harmonie herzustellen zu dem rumänischen Filmteam, die letzten Sachsen im Dorf nicht zu verletzen, im Gegenteil, sie einzubinden in die Geschehnisse rund um den Film, und das alles unter dem wachsamen Auge der Securitate.
Der Schriftsteller und Regisseur Frieder Schuller ...
Der Schriftsteller und Regisseur Frieder Schuller spricht zu den zahlreichen Gästen des Siebenbürgischen Nachmittags. Foto: Annette Folkendt
Frieder Schuller bereitete die Anwesenden darauf vor, dass ihnen alles im Film dunkel, trüb und grau und das Dorf verfallen vorkommen werde, dass es aber damals nicht nur in Waldhütten, wo die Handlung spielt, so war. Der Film wurde mit großer Anteilnahme und Aufmerksamkeit verfolgt. Die Aussprache danach zeigte, dass die Besucher ihn nicht als Dokumentarfilm aufgenommen hatten, sondern durchaus, wie bezweckt, den tieferen Sinn darin erkannten und auch eine gewisse Betroffenheit spürten. Die mit viel Bedacht formulierten Dialoge, die die Landsleute, die die Zeit des Kommunismus noch erlebt hatten, sehr wohl deuten und verstehen konnten, und der bis zum Ende des Filmes anhaltende Spannungsbogen hatten zur Reflexion und Diskussion angeregt.

Es ist vorstellbar, dass sich die Gedanken der Zuschauer noch eine Weile mit dem „Glockenkäufer“ beschäftigen, da er für jeden von uns etwas zum Nachdenken liefert. Am Ende bedankte sich das Publikum bei Frieder Schuller für seine Darbietung mit zwei Liedern von Andreas Schuller: Kutt, ir Med, sätzt äm mich nedder und Dro kunn ich wedder hiemen, bekannt unter dem Titel Bäm åålden Appelbum in der Vertonung von Grete Lienert-Zultner. Angelika Meltzer arbeitet an einem siebenbürgisch-sächsischen Liederbuch. Unter den Liederdichtern fehlten ihr biographische Daten zu Andreas Schuller. Die Recherche ergab: Er ist der Onkel von Frieder Schuller, der 1890 in Schaas geboren wurde und als junger Mann nach Amerika ausgewandert ist. Angelika Meltzer nahm darauf die Verbindung zu Frieder Schuller auf, und so kam der Filmnachmittag zustande. Wie das Leben so spielt!

Die beiden Organisatorinnen Angelika Meltzer und Gerda Bürger sowie ihr Team hatten sich selbst übertroffen in der Gestaltung des Nachmittags. Außer Film und Vortrag, guten Gesprächen und Gesang gab es auch Nussstriezel und Kaffee für alle und am Abend zum Ausklang noch ein Glas Wein und belegte Brote für die Gäste, die gerne die Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch mit dem Autor wahrnahmen.

Katharina Unberath

Schlagwörter: Frieder Schuller, Nürnberg, Fürth

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