25. Februar 2017

Zweite Bausznern-CD des „Berolina Ensemble“

Dynamisch, charaktervoll, durchdacht, abwechslungsreich – kurzum, eine Musik, die mit großer Professionalität gespielt wird und vor Lebendigkeit sprüht. Die CD Waldemar von Bausznern –„Chamber Music“ (Kammermusik) Vol. 1, eingespielt von dem „Berolina Ensemble“, bezaubert schon bei den ersten Klängen. Nun will das junge Ensemble dem siebenbürgisch-sächsischen Komponisten eine zweite CD widmen.
Es handelt sich um eine vielversprechende, junge Musikergruppe aus Berlin, die bereits die Auszeichnung „Opus d’or“ sowie zweimal den Echo-Klassik-Preis (2014, 2016) erhalten und sich insbesondere mit „unentdeckter“ Musik einen Namen gemacht hat. Die Diskographie von „Berolina“ umfasst CD-Einspielungen mit Werken von Hugo Kaun, Ernst Rudorff und Heinrich Hofmann. Alle drei Komponisten sind – genau wie Waldemar von Bausznern – biographisch mit Berlin verbunden und haben Musik geschrieben, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hohe Wertschätzung genossen hat.

„Bausznern ist insbesondere für seine Suiten bekannt, die traditionell komponiert sind und etwa den Stil von Brahms strikt weiterführen – sprich, im Schatten der großen Komponisten bleiben“, sagt der Geiger David Gorol, Gründer von „Berolina“ und zusammen mit der Klarinettistin Friederike Roth künstlerischer Leiter der Gruppe. „Bisher war Waldemar von Bausznern also bekannt, aber eher von seiner ‚romantischen‘ Seite. Das voraussehende Schaffen, in dem er die Grenzen der Tonalität berührt und mit neuen Wegen überrascht, muss noch entdeckt werden“, so Gorol.

Das erste Bausznern-Album von „Berolina“ wird von einem aus dem Manuskript eingespielten Oktett für Klavier, drei Violinen, Flöte, Klarinette, Cello und Kontrabass in d-Moll eröffnet. Das Stück wurde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs geschrieben und „dem Lande meiner Kindheit“ gewidmet – damit ist Siebenbürgen (damals als Teil Ungarns) gemeint. Denn Waldemar von Bausznern (1866-1931) verbrachte seine ersten Lebensjahre in Hermannstadt und Budapest, studierte dann in Berlin, dirigierte Gesangensembles in Mannheim und Dresden, lehrte am Kölner Konservatorium und leitete schließlich die Musikschule in Weimar und das Konservatorium in Frankfurt.
Auf Melodik und Rhythmik aus der Heimat griff er immer wieder zurück, er beschränkte sich aber nicht aufs direkte Zitat, sondern verwandelte die Elemente mithilfe außergewöhnlicher harmonischer Mittel und neuer formaler Ideen. So sind auch die einzelnen Oktett-Sätze – „Zug durch die Puszta“, „Csardas“, „Wienerischer Ländler“, „Ungarische Trauermusik“ – kompositorisch überraschend, aber zugleich fern vom viel zitierten Elfenbeinturm neuer Musik. In der Darbietung von „Berolina“ ist das Oktett lebendig, spannungsgeladen und vielgestaltig. Das anspruchsvolle Werk wird auf der CD von einer bezaubernden, filigranen Elegie für Violine und Klavier in c-Moll ergänzt, die zu Lebzeiten Bausznerns zu seinen bekanntesten Kompositionen gehörte. Schließlich gibt eine Serenade für Violine, Klarinette und Klavier dem ­Ensemble noch einmal die Gelegenheit, seine reiche Bandbreite von künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten auf die Probe zu stellen. Graziös, kühl, tänzerisch oder impulsiv – die Musiker sind stilistisch versiert und allzeit bedacht aufeinander zu hören. Sie spielen sehr präzise, bauen mit großer Geduld die musikalische Spannung auf, setzten der Fantasie jedoch keine Grenzen, sodass die pure Freude an der Musik stets zu hören ist.

Das neue Bausznern-Album, das zurzeit in Arbeit ist, verspricht ein weiterer musikalischer Genuss zu werden. Einige Stücke wurden bereits aufgenommen, während für andere, die nur in Handschrift vorhanden sind, zuerst Noten gesetzt werden müssen. Laut David Gorol wurde vor kurzem ein unveröffentlichtes Streichtrio „aus der Taufe gehoben“, das auf der neuen CD zu hören sein wird.

Auf Bausznern kam das Ensemble mehr oder weniger zufällig. Die Musiker hatten in ihren Konzerten die Komponisten Friedrich Kiel und Woldemar Bargiel porträtiert und Werke von deren Schülern Robert Kahn, Wilhelm Berger und eben Waldemar von Bausznern dazu genommen. „Bausznerns Musik kam uns am Anfang etwas zäh vor“, erinnert sich David Gorol. „Die anderen waren zunächst zugänglicher, wurden aber nach und nach monoton, während die Werke von Bausznern mit der Zeit immer mehr Spaß machten. Außerdem kamen sie beim Publikum grandios an.“

Dies motivierte die jungen Musiker, sich auf Spurensuche zu begeben. Ihnen ist es beispielsweise zu verdanken, dass bei der Akademie der Künste in Berlin ein Waldemar-von-Bausznern-Archiv mit dem Nachlass des Komponisten eingerichtet worden ist. Die Bestände stammen von der Bausznern Gesellschaft e.V. in Roßdorf bei Darmstadt und umfassen neben Korrespondenz mit Ferruccio Busoni, Wilhelm Furtwängler, Max Liebermann und Thomas Mann auch wertvolle Manuskripte, u. a. zu den Opern „Der Bundschuh“, „Dichter und Welt“, „Herbort und Hilde“ und „Saryros“ sowie zu Sinfonien, die lange Zeit als verschollen galten.

Weitere Informationen über das „Berolina Ensemble“ sowie ein Online-Shop mit den bisher veröffentlichten Musikalben stehen unter www.berolina-ensemble.de zur Verfügung.

Christine Chiriac




Die CD „Waldemar von Baußnern – Chamber Music Vol. 1“ des „Berolina Ensemble“ ist im Musikhandel unter MDG 948 1826-6 bestellbar.

Schlagwörter: Musik, Waldemar von Bausznern, CD

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