7. November 2016

Autorenlesung von Dagmar Dusil und Dietfried Zink in Schwabach

Wenn ein Autoren-Ehepaar wie Dagmar Dusil und Dietfried Zink eine Lesung bestreitet und das auch noch mit verschiedenen Themen, dann kann es mitunter sehr abwechslungsreich sein. In der Literaturreihe „Schwabach liest“ gab es eine Dreiviertelstunde Spannung mit viel Humor, meisterhaft vorgetragen von den beiden Autoren Dagmar Dusil und Dietfried Zink.
Es war so ruhig im Café am Wehr, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können zwischen den Vorlesepausen, die die Autoren zum Atmen brauchten oder um einen Schluck Wasser zu nehmen. Dietfried Zink las zunächst aus seinem Roman „Für einen Fingerhut Freiheit“. Zuvor sagte er einige Worte über sich selbst und seinen Roman. Wichtig sei ihm, dass der Zuhörer wisse, dass er nichts davon, was er in diesem Roman geschrieben habe, selbst erlebt habe. Es sei keine Autobiographie! Die Haupthandlung sei frei erfunden, doch die Geschichten in jedem Kapitel seien authentisch. Es sei also auch kein Schlüsselroman. Man könne es eher als einen Liebesroman bezeichnen, der in der Ceaușescu-Ära spiele, sagte der Autor. Es beginne ein Kampf gegen diese „Unterdrückung“, denn die Freiheit, sich voll zu entfalten, wurde von Jahr zu Jahr kleiner, als würde man einem Vogel das Fliegen verbieten, indem man ihm die Schwungfedern beschneidet. So durchzieht das Thema Flucht den ganzen Roman wie einen roten Faden. Flucht wird hier großgeschrieben, die Vorbereitungen dafür, das Wagnis eingehen wohl wissend, dass man mit dem Leben bezahlen kann oder mit einer hohen Gefängnisstrafe im Sinne eines Schwerverbrechers. Und dabei kommt die Liebe nicht zu kurz. Oder genau deswegen. Denn solche Aktionen verbinden einen für ein ganzes Leben. Es sind besondere Verbindungen und Freundschaften, die die Aura einer geheimnisvollen Verschwörung umgibt. Für die Freiheit riskiert man so einiges! Und sei es auch nur ein Fingerhut voll Freiheit.
Dagmar Dusil und Dietfried Zink bei ihrer Lesung ...
Dagmar Dusil und Dietfried Zink bei ihrer Lesung im Café am Wehr in Schwabach
Der Autor Zink nennt seine Kapitel „Sätze“, in Anlehnung an eine fiktive Musik-Komposition mit mehreren Sätzen, die handelnden Personen sind Instrumenten eines Orchesters gleichsetzt. Aus seinem „Vierten Satz: Drei Fluchtvarianten“ las er den Ausschnitt, in dem sich der Protagonist Winfried Algen auf den Weg macht, die Flucht über die Donau anzutreten. Dabei trifft er mitten in der Nacht auf das Ehepaar Schobel, am Donauufer kurz vor der Überquerung nach Jugoslawien. Winfrieds Angst, entdeckt worden zu sein, ist förmlich spürbar, kennt er die beiden doch nicht. Schnell wird allen klar, dass sie den gleichen Plan haben. Schicksal! Ein Schicksal, das in kurzer Zeit die drei Menschen vereint und zu einer langen Freundschaft führt. Voller Spannung und mit angehaltenem Atem lauscht das Publikum der Lesung. Die Spannung steigt! Endlich, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, sagt der Autor, wer wissen wolle, wie es weiter gehe, der müsste das Buch kaufen. Jetzt spendet das Publikum einen langanhaltenden Applaus.

Dann sitzt die Autorin Dagmar Dusil vor dem Mikrofon. Sie liest nicht wie angekündigt aus dem Buch „Blick zurück durchs Küchenfenster“, weil es inzwischen ausverkauft ist, sondern aus dem Buch „Kulinarisches Heim- und Fernweh“. Ein Buch, das hundertprozentig biografisch ist, wie die Autorin Dusil verlauten ließ. Eigentlich sind es drei Bücher, die hier vereint wurden: ein Reisebuch, ein Kochbuch und ein Geschichtenbuch. In jeder Geschichte findet man dieses Dreier-Gespann. Immer mit dabei sind die Fröhlichkeit, der Humor und lustige Begebenheiten, die der Autorin während ihrer Reisen passiert sind. Frei nach dem Motto: fremdes Land, fremde Sitten. Und Achtung „Stolperfallen“, was die Mentalität des jeweiligen Landes betrifft. Zu Gehör kamen die beiden Geschichten „Nepal-Dakshim Kali und die Melone“ sowie „Ägypten - von Lehrern und fast einer Entführung“. Es sind Geschichten, die meistens ganz harmlos anfangen, mit einer etwas peinlichen, lustigen oder dramatischen Situation weitergehen, und am Ende folgt die Auflösung dessen, was passiert ist. Meistens ist das mit einem geselligen Beisammensein und dem Essen eines traditionellen Gerichts verbunden. Die Rezepte sind natürlich im Buch enthalten. Ein Buch das Lust auf Reisen macht und Hunger hervorruft, wenn man die schmackhaften Rezepte liest. Mit einem frenetischen Applaus und einer Signierstunde endete dieser abwechslungsreiche und spannende Nachmittag in Schwabach.

Malwine Markel

Schlagwörter: Lesung, Schwabach, Dusil, Zink, Literatur

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Neueste Kommentare

  • 15.11.2016, 17:17 Uhr von Äschilos: Korrekt. Der Name wurde zwischenzeitlich (auf meinen Hinweis hin) im Text korrigiert, liebe Akelei. [weiter]
  • 15.11.2016, 01:35 Uhr von Akelei: Er heißt Dietfried. Wenn man lesen kann, ist das Paradoxon gelöst. "Für einen Fingerhut Freiheit" ... [weiter]
  • 08.11.2016, 22:08 Uhr von Äschilos: Einerseits nicht autobiographisch, andererseits alles authentisch. Wer löst dieses Paradoxon? [weiter]

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