21. Mai 2015

Heimattag 2015: Buchpräsentation Jost Jürgen Schneider mit Begleitausstellung von Dr. Theo Damm (Aquarelle)

„Ich bin Siebenbürger,“ stellt sich Jost Jürgen Schneider am 24. April 2015 im Stuttgarter Haus der Heimat vor – bemerkenswert insofern, als er, der mit neun Jahren Siebenbürgen verlassen hat, seit 71 Jahren fern der Heimat lebt. Der Vergleich mit einem Baum, der „seine Ressourcen über die Wurzeln aus der Erde bezieht“, drängt sich auf. So weiß auch der Autor seine Wurzeln dort, in seinem Geburtsort Bistritz.
Seit 1946 wohnt er in Schweinfurt/Main. Er studierte an der Universität Lausanne und an der TH Karlsruhe. In der Firma FAG Kugelfischer war er 32 Jahre lang als Dipl.-Ing. in der Entwicklung tätig und arbeitete danach mehrere Jahre als technisch-wissenschaftlicher Berater in Indien und den USA. Seinen Ruhestand kennzeichnet unter anderem ein großes Engagement für Siebenbürgen.

Die Kurzfilme, die Jost Jürgen Schneider an diesem Abend im Haus der Heimat in Stuttgart präsentierte, dokumentieren einen Teil seiner Aktivitäten. Es sind Ausschnitte seiner Siebenbürgenreisen „Studien- und Begegnungsreise 2008“, „20. Sachsentreffen in Bistritz 2010“, das anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Bistritzer Gymnasiums unter dem Motto „Bildung ist Zukunft“ stand. Außerdem bekamen die Zuschauer Einblicke in die Feierlichkeiten, die „450 Jahre Bistritzer Stadtpfarrkirche“ zum Thema hatten.

Die Filme verdeutlichen nicht nur den großen Einsatz Jost Jürgen Schneiders für seine Heimatstadt, sondern auch den des Bürgermeisters von Bistritz, Teodor Ovidiu Crețu, der es ermöglichte, dass die Klausenburger Oper mit „Aida“ in der Kirche auftrat. Auch bei der Gedenkfeier „70 Jahre Evakuierung und Flucht“ wurde das Engagement des Bürgermeisters deutlich, der für diesen Anlass ein teures und schönes Denkmal errichten ließ. Beeindruckend war auch die Schlussszene nach der Rede des Bürgermeisters, als die an den Feierlichkeiten Mitwirkenden zu den Klängen von: „... und um alle deine Söhne schlinge sich der Eintracht Band“ einander den Arm um die Schulter legten. Deutsch-Weißkirch, Schäßburg, Hermannstadt und andere mehr waren weitere Stationen der Siebenbürgenreise.

Das Hineinhören in Opern und Predigten ebenso wie das Betrachten der Siebenbürgen-Ansichten stimmten die Zuschauer auf die Aquarelle von Dr. Theo Damm ein, der bei drei Malreisen in Siebenbürgen dabei war.
Blick über Holzmengen auf die Südkarpaten, ...
Blick über Holzmengen auf die Südkarpaten, Aquarell von Dr. Theo Damm, 2013, 30x42 cm.
Der Maler und Grafiker, der 1940 in Friesland geboren wurde, studierte Architektur an der TH Hannover und war nach ländlicher Bauberatung in Niedersachsen 26 Jahre lang Baureferent der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Zu seinem Aufgabengebiet gehörte unter anderem die Erhaltung und Pflege alter Bauernhöfe und Dörfer. Er lehrte an der FH Münster und promovierte 1990 in Hannover. Zu seinen Veröffentlichungen gehören mehrere Fachbücher sowie zwei Bildbände mit Zeichnungen und Aquarellen aus dem Münsterland.

Im Jahr 2011 nahm er eher zufällig an einer Reise nach Siebenbürgen mit Jost Jürgen Schneider teil und war fasziniert von Land und Leuten. Während andere fotografierten, stand er abseits und zeichnete Landschaften und Kirchenburgen. Im Mai 2013 entstanden Stadtansichten. Die leuchtenden Farben des Siebenbürger Herbstes finden sich in den dörflichen Darstellungen, eingefangen auf Fahrten „von Schlagloch zu Schlagloch, von freundlichen Menschen unterstützt“. So hat Dr. Damm 180 Aquarelle in einem Jahr am Arbeitstisch erarbeitet, mit Skizzen und Bildern, die er aus Siebenbürgen mitgebracht hat.

Diese beeindruckenden Darstellungen sind nicht nur „Dokumente der Leistung unserer Vorfahren“, sondern auch ein Beispiel dafür, wie Vergangenes und Gegenwärtiges verknüpft sowie Menschen einander verbunden werden können. Ein gemeinsames Betrachten der Ausstellung rundete einen weiteren gelungenen Abend im Stuttgarter Haus der Heimat ab.

Waltraut Stirner-Lohrmann




„Alte Städte, Dörfer und Kirchenburgen. Skizzen aus Siebenbürgen“. Aquarellskizzen und Graphiken: Theo Damm, Texte: Jost Jürgen Schneider, Honterus-Verlag Hermannstadt, 2014, 168 Seiten, ISBN 978-606-8573-12-0, zu bestellen für 29,90 Euro, zuzüglich 3,00 Euro Versand (innerhalb Europas), bei der Honterusdruckerei, E-Mail: Office[ät]honterus.ro, Telefon: (00 40-2 69) 22 77 66.

Die Ausstellung „Siebenbürgen von außen betrachtet“ mit Aquarellen von Theo Damm – Fotografien von Kilian Müller wird beim Heimattag in Dinkelsbühl am 23. und 24. Mai im Kunstgewölbe, Im Spitalhof, Dr.-Martin-Luther-Straße 6, in Dinkelsbühl gezeigt. Eröffnung am 23. Mai um 10.10 Uhr.

Schlagwörter: Heimattag 2015, Dinkelsbühl, Ausstellung, Aquarelle, Buchpräsentation

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