28. Dezember 2014

Stuttgarter Vortragsreihe: Namibia und seine Deutschen heute

Vor einem zahlreichen Publikum referierte Horst Fleischer am 31. Oktober im Stuttgarter Haus der Heimat über seine Namibia-Reise. Siegfried Habicher, stellvertretender Vorsitzender im Verband der Siebenbürger Sachsen, Landesgruppe Baden-Württemberg, stellte den gebürtigen Hermannstädter Horst Fleischer vor.
Nach dem Abitur absolvierte er die technische Konstrukteurs-Schule und studierte in Temeswar Maschinenbau. Als Diplomingenieur arbeitete er zehn Jahre im Konstruktionsbüro Hermannstadt und nach der Auswanderung 20 Jahre im Konstruktionsbüro bei Mercedes-Benz in Stuttgart. Der vielseitig interessierte Referent hat sich ehrenamtlich intensiv engagiert, unter anderen Ämtern hat er das des stellvertretenden Landesvorsitzenden im Verband der Siebenbürgen Sachsen wahrgenommen.

Anhand von bestechenden Aufnahmen, die er vor acht Jahren während einer Gruppenreise gemacht hatte, führte Horst Fleischer das Publikum durch ein Land voller Kontraste. Mit dem Reichtum an natürlichen Schätzen, dem faszinierenden namibischen Licht und den vielfältigen Spuren der Deutschen ist Namibia eine Reise wert. Die Landesfläche Namibias ist mehr als doppelt so groß wie die Deutschlands, hat aber mit knapp 2,2 Millionen Einwohnern die geringste Bevölkerungsdichte auf der Welt. Statistisch gesehen, leben hier 2,4 Personen auf einem Quadratkilometer. Die ethnische Vielfalt ist stärker als in vielen anderen Ländern des Kontinents. Zudem leben die einstigen Ureinwohner mit den aus dem Norden und Süden zugezogenen Ethnien zusammen. Sie teilen sich Land und Parlament und pflegen ihre jeweilige traditionelle Kultur.

Die trockene Landschaft war ursprünglich von den Völkern der San („Buschleute“) und der Damara besiedelt. Etwa seit dem 14. Jahrhundert wanderten Bantu ein. Das Gebiet des heutigen Namibia wurde 1884 deutsches Schutzgebiet und blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges deutsche Kolonie. 1920 stellte der Völkerbund Namibia unter südafrikanisches Mandat – faktisch als südafrikanische Kolonie –, das seine ­eigenen Gesetze, wie die zur Apartheid, in Namibia einführte. Im Zuge des namibischen Befreiungskampfes erlangte Namibia am 21. März 1990 die Unabhängigkeit. Hauptstadt und größte Stadt Namibias ist Windhoek, deutsch Windhuk, in der mehr als 300 000 Menschen ihren Wohnsitz haben. Dort finden sich neben wilhelminischer Kolonialarchitektur oftmals noch die Spuren der südafrikanischen Apartheidsära wieder. Entlang der damaligen Kaiserstraße (der heutigen Independence-Avenue) ließen sich zahlreiche deutsche Geschäfte und Unternehmen nieder. Während dieser Zeit entstanden auch die drei vom Windhuker Architekten Wilhelm Sander entworfenen „Windhoeker Stadt-Burgen“: die Schwerinsburg, die Heinitzburg und die Sanderburg.

Von Windhuk führte die Reise weiter nach Mariental, zum Hardapsee und zum Fischfluss, wo durch den Neckartaldamm Weideflächen bewässert werden. Keetmannshop beeindruckte mit der Steinkirche und dem kaiserlichen Postamt. Großartig der 500 Millionen Jahre alte Fish River Canyon mit einer Tiefe von 550 m und einer Länge von 160 km. In Lüderitz, genannt nach dem Kaufmann aus Bremen, gibt es heute noch deutsche Geschäfte, einen Konzert- und Ballettsaal. Deutsche Spuren auch in Kolmannskuppe, wo einst Diamantenfieber ausbrach, deutsche Farmer in Duwisib und eine 1909 von Hans Heinrich von Wolf erbaute Burg. Sehenswert auch die Walfischbucht mit einer Rheinischen Missionskirche. Stark deutsch geprägt ist Swakopmund, wo viele Namibiadeutsche sich in der letzten Jahreswoche versammeln. Man trifft sich im Café Anton bei Schwarzwälder Kirschtorte. Die deutschen Straßennamen sind zum Teil noch sichtbar sowie der „norddeutsche“ Leuchtturm. Ein Pfarrer der Lutherischen Gemeinde betreut die Gläubigen in der evangelischen Kirche. Vom Kreuzkap mit den 100000 Robben, den angeschwemmten versteinerten Bäumen und den Steinzeichnungen der Urbevölkerung („Weiße Dame“) ging es in den Etoscha-Nationalpark. Dieses Wildreservat, in dem es von Löwen, Pumas, Giraffen, Zebras, Elefanten und Nashörnern wimmelt, lädt zu ausgedehnten Erkundungen und Safaris ein.

Mit alten Fotos, erstellt von der Allgemeinen Deutschen Zeitung Windhuk, aus dem Leben der Deutschen in Namibia (Schulalltag, Konfirmation, Straßen- und Karnevalsumzüge, Reitturniere) beschloss Horst Fleischer diese „wunderschöne Wanderung durch Namibia auf siebenbürgische Art“, wie es treffend Alfred Mrass, der Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg, in seiner Danksagung formulierte.

Helmut Wolff, Benningen am Neckar

Schlagwörter: Vortragsreihe, Stuttgart, Namibia, deutsche Minderheit

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