19. September 2013

Mutter „Germania“ und ihre siebenbürgisch-sächsischen Kinder

Der siebenbürgische Historiker Dr. Michael Kroner zeigt in seinem neuen Buch am Beispiel der Siebenbürger Sachsen, wie die Ost- und Südostdeutschen im Spannungsfeld zwischen ihrem urheimatlichen Mutterland und ihrem jeweiligen Vaterland jahrhundertelang gelebt und wie sie in bewundernswerter Weise ihr Deutschtum bewahrt haben.
Er hebt den festen Willen der Siebenbürger Sachsen hervor, in einem Land mit anderen Völkerschaften lebend, Deutsche zu bleiben („Mer wällen bleiwen, wat mer senj“). Dazu verfügten sie über eine Reihe von identitätserhaltenden Einrichtungen. Die wichtigsten waren bis ins 19. Jahrhundert ihr privilegierter Stand als freie Bürger und Nation in dem bis 1876 selbstverwalteten „Sachsenland“ und die Zünfte, in die nur Deutsche aufgenommen wurden, dann eine evangelisch-sächsische Volkskirche, ein allumfassendes, entwickeltes, deutsches Schulwesen, Nachbar-, Bruder-, Schwesterschaften und Vereine, die eine feste Volksgemeinschaft sicherten. Durch eine ununterbrochene Verbindung mit dem Mutterland konnten die Sachsen ferner die bei der Ansiedlung mitgebrachten abendländischen Lebensformen und Werte aufrechterhalten. Wandernde Handwerker und Kaufleute, vor allem hunderte von sächsischen Studenten, die an deutschen Universitäten studierten, sorgten dafür, dass diese deutsche Quelle nie versiegte.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein gesamtdeutsches Nationalbewusstsein, das auch die Auslandsdeutschen einschloss und diese durch Stiftungen und Vereine unterstützte.

Wie Dr. Kroner feststellt, waren die Siebenbürger Sachsen ihrem Vaterland gegenüber treue Bürger und lebten mit dessen Völkern meist friedlich nebeneinander, ohne sich zu vermischen oder assimilieren zu lassen. Ihre staatsbürgerliche Loyalität wurde von dem jeweiligen Vaterland belohnt, ihre deutsche Eigenart sei anerkannt und der Gebrauch der Muttersprache in eigenen Schulen erlaubt gewesen.

Zur Katastrophe führte jedoch die Tatsache, dass die Rumäniendeutschen in den 30er Jahren in den Sog des Nationalsozialismus gerieten und die wehrpflichtigen Männer im Zweiten Weltkrieg mit Zustimmung der rumänischen Regierung in die Waffen-SS und Wehrmacht einbezogen wurden. In dem nach dem 23. August 1944 kommunistisch gewordenen Rumänien wurden die Rumäniendeutschen als angebliche Faschisten und Kollaborateure Deutschlands allerlei Repressalien, Verfolgungen, Deportationen und Enteignungen ausgesetzt. Das bewog den Großteil von ihnen, dem sozialistischen Regime den Rücken zu kehren und in ihr Mutterland, in die Bundesrepublik Deutschland, die nun gleichsam zum Vaterland wurde, auszusiedeln. Im Buch werden dem Leser die Bemühungen der Bundesrepublik um den Freikauf der Rumänendeutschen sowie um ihre Aufnahme und Eingliederung in Deutschland aufgezeigt. In Siebenbürgen leben zurzeit noch etwa 13000 Sachsen.


Michael Kroner unter Mitarbeit von Horst Göbel: „Mutterland und Vaterland im Verständnis der Siebenbürger Sachsen. Jahrhundertealte Verbindungen einer auslandsdeutschen Minderheit mit dem deutschen Sprach- und Kulturraum“. Verlag Haus der Heimat Nürnberg 2013, ISBN 978-3-00-041064-2, 232 Seiten, reich illustriert. Das Buch kann zum Preis von 12 Euro plus Versandkosten wie folgt erworben werden: direkter Kauf im „Haus der Heimat“ Nürnberg, Imbuschstraße 12; Bestellung bei Annette Folkendt, Unterfürbergerstraße 12, 90768 Fürth, Telefon: (09 11) 72 05 91, von 18.00 bis 21.00 Uhr, Fax: (09 11) 8 00 26 40, E-Mail: annette.folkendt[ät]gmx.de. Ferner beim Siebenbürgisch-Deutschen Heimatwerk in Drabenderhöhe. In Österreich: Ingrid Schuller, Franz-Schubert-Str. 11, 4813 Altmünster, E-Mail: ingrid[ät]hausschuller.at; Telefon: (00 43-6) 99 11 78 91 28.

Schlagwörter: Buchvorstellung, Kroner, Geschichte

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