26. August 2013

Klausenburger Forschungsprojekt: Aussiedler aus Rumänien

Im Oktober 2010 hat die deutsche Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel den Multikulturalismus in Europa für tot erklärt. Einige Tage ­danach folgten ihrer Aussage ähnliche Erklärungen, die der britische Premierminister David Cameron, der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy, der niederländische Vize-Premierminister, der italienische Ministerpräsident usw. getätigt haben.
Angela Merkel gab die Erklärung nach ihrer Rückkehr aus Klausenburg (Cluj-Napoca) ab, wo Sie mit der Ehrendoktorwürde der Babeș-Bolyai Universität, einer wichtigen Bildungseinrichtung in Siebenbürgen, die mit Stolz ihre multikulturellen Traditionen mit Programmen in den drei traditionellen Sprachen der Region (Rumänisch, Ungarisch und Deutsch) zur Verfügung stellt, ausgezeichnet wurde.

Die Erklärungen zum „Tod des Multikulturalismus“ waren offenbar nur teilweise zutreffend, da die ethnokulturelle Vielfalt als soziologische Tatsache sowie das Bedürfnis nach Koexistenz und gegenseitiger Akzeptanz zwischen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen nicht verschwunden sind. Gleichwohl waren die Erklärungen doch prägnant, da sie die Öffentlichkeit auf das Scheitern der multikulturellen Politik in Westeuropa aufmerksam gemacht haben: die Mittel, mit denen Zuwanderer mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund aufgenommen und in den Gesellschaften der Aufnahmeländern integriert werden.

Rumänien ist gleichwohl ein komplexer und problematischer Fall ist, da das Land eine große Zahl von Arbeitskräften und Migranten liefert und andererseits eine beträchtliche Anzahl von ethnischen Einwanderern auffängt. Nach offiziellen Angaben gibt es bis heute mindestens drei Millionen rumänische Arbeitsmigranten in Spanien, Italien, Deutschland, England und Frankreich. Zudem wanderten mehrere Hunderttausend Deutsche im Laufe der letzten 40 Jahre aus Rumänien nach Deutschland aus und etwa über 200 000 Ungarn aus Siebenbürgen haben Rumänien in den letzten zwanzig Jahren verlassen, wobei die meisten von ihnen nach Ungarn ausgewandert sind. Außerdem sind in den letzten zehn bis 15 Jahre Rumänen aus Moldawien nach Rumänien umgesiedelt. Diese komplexe Situation, welche erhebliche Herausforderungen sowohl für Rumänien, als auch für die anderen betroffenen Ländern mit sich bringt, wird in einem Forschungsprojekt von einem kleinen Team von Forschern an der politikwissenschaftlichen Fakultät der Babeș-Bolyai Universität in Klausenburg untersucht. Die Forschung besteht aus zwei komplementären Modulen: zum einen aus einem Modul, das die Situation der rumänischen Arbeitsmigranten in fünf westeuropäischen Staaten analysiert, und zum anderen aus einem Modul, das die Situation der Deutschen und Ungarn, die Rumänien verlassen haben, mit der Situation der Rumänen aus Moldawien, die sich in Rumänien niedergelassen haben, vergleicht. Beide Module sind sowohl auf die institutionellen Faktoren, die die Situation der acht Zielgruppen formen, als auch auf die politischen Mobilisierungen und Kontakte, die sie mit dem Ursprungsort pflegen, gerichtet.

Diejenigen die dabei helfen können, bitten wir, einen kurzen Fragebogen auszufüllen (es wird nicht mehr als zehn Minuten dauern), online abrufbar unter: https://de.surveymonkey.com/s/QVYNFSM. Die Antworten werden vertraulich und anonym behandelt, ohne Erwähnung Ihrer persönlichen Daten. Wir versichern, dass diese Initiative keinen politischen oder kommerziellen, sondern ausschließlich akademischen Zwecken dient.

Levente Salat Zakarias, Dozent, Babes-Bolyai Universität Klausenburg

Schlagwörter: Forschungsprojekt, Klausenburg, Aussiedlung, Aufruf

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