12. Dezember 2012

Iris Wolff las in München und Geretsried

Am Abend des 27. November füllte sich die Geschäftsstelle des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in München mit erwartungsvollen Besuchern, die Iris Wolff sehen und hören wollten. Zur Lesung aus ihrem in diesem Jahr erschienenen Debütroman „Halber Stein“ hatten das Bundeskulturreferat und das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) eingeladen. Am Vorabend hatte in Zusammenarbeit mit der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen in der Geretsrieder Stadtbücherei eine Lesung mit musikalischer Umrahmung durch den Chor der Kreisgruppe stattgefunden.
Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster begrüßte im Namen der Veranstalter die über 30 Gäste im Saal der Geschäftsstelle, unter ihnen Dr. René Kegelmann vom IKGS, den Ehrenvorsitzenden des Sozialwerks, Peter Pastior, und Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff, und gab einen kurzen Abriss zur Autorin Iris Wolff. 1977 in Hermannstadt geboren, kam sie 1985 nach Deutschland und studierte Germanistik, Religionswissenschaft und Malerei in Marburg. Sie arbeitet als Literaturvermittlerin am Deutschen Literaturarchiv Marbach. „Viel mehr kann ich Ihnen zur Person nicht sagen“, gab Schuster zu, „ich kenne Iris Wolff auch nicht näher.“ Er freue sich aber nach der Lektüre des Romans, „den ich mit viel Genuss gelesen habe“, ganz besonders auf das Kennenlernen.

Vier Passagen aus ihrem im Salzburger Otto Müller Verlag erschienenen Buch brachte Iris Wolff in einer knappen Stunde zu Gehör und schloss mit: „Wenn Sie noch können, lese ich noch eine einzige Seite vor, als Schlusspunkt.“ Das Publikum stimmte gern zu, hatte es doch dem Vortrag schon bis zu diesem Zeitpunkt in vorbildlicher Stille gelauscht. Erinnerung ist das bestimmende Thema des Romans „Halber Stein“, Erinnerung an die eigenen Wurzeln, an die Kindheit, an prägende Orte, Menschen, Stimmungen, und mit einer Szene zu diesem Thema beendete die junge Autorin ihre Lesung.
Iris Wolff während ihrer Lesung. Foto: Gunter ...
Iris Wolff während ihrer Lesung. Foto: Gunter Roth
In der anschließenden Diskussion gab sie auf Nachfrage von Hans-Werner Schuster Auskunft über die Entstehungsgeschichte des Romans, die sich über fast sechs Jahre hingezogen hat. Den Anstoß zum Schreiben gab eine Reise nach Siebenbürgen im Jahr 2004. Nach einer Weile habe sie bemerkt, dass das Buch „über mich hinausgeht“, und immer neue Facetten entdeckt, die es zu berücksichtigen gelte. Sie wollte „die Perspektive verschiedener Generationen einfangen“, so Wolff, was ihr mit der Protagonistin Sine, deren Vater Johann und der Großmutter Agneta, deren Geschichten sie in parallelen Erzählsträngen behandelt, gelungen ist. Sie habe „sehr starke Erinnerungen“ an ihre Kindheit in Siebenbürgen und diese ihr ganzes Erwachsenenleben hindurch gepflegt und bewahrt, sagte sie auf die Frage aus dem Publikum, ob man einen Roman wie ihren aus den Erfahrungen und Erzählungen anderer schreiben könne. Sinneseindrücke wie bestimmte Gerüche oder das Licht seien ihr besonders stark im Gedächtnis geblieben, und auf den Reisen in ihr Geburtsland habe sie bemerkt: „Diese Landschaft ist ein Teil von mir.“ All diese Gefühle und Überlegungen sind in den Roman eingeflossen, der sehr viele poetische Stimmungsbilder und Landschaftsbeschreibungen, aber wenige Dialoge enthält. Eine Rückmeldung auf „Halber Stein“ sei wohl auch daher gewesen: „Es passiert ja fast nichts in deinem Buch.“ – was natürlich nur zum Teil stimmt, weil die Progatonistin durchaus eine Entwicklung durchläuft.

Der Abend klang mit einem Glas Wein oder Prosecco aus. Es gab Gelegenheit, den Roman „Halber Stein“ bei Iris Wolff zu kaufen und mit einer persönlichen Widmung versehen zu lassen sowie ungezwungen mit der sympathischen Autorin zu plaudern. Sie verriet, dass auch ihr nächster Roman in Siebenbürgen spielen wird – wir sind gespannt.

Doris Roth

Schlagwörter: Lesung, München, Roman

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