3. Februar 2012

Karin Gündischs neues Buch "Die Kinder von Michelsberg"

Die Kinder von Michelsberg in Karin Gündischs gleichnamigem neuen Buch sind Emma, Astrid und Anna-Lena, die Mädchen von der Post, Miriam, Tochter des Flickschusters und Astrids beste Freundin, Eliana, der spanische Feriengast, und Kevin, schwer erziehbar und den Sommer über von Deutschland nach Michelsberg „abkommandiert“. Sie erleben einen Sommer, wie er typisch für ein siebenbürgisches Dorf in der Gegenwart ist: Weil viele Feriengäste und „Sommer-Sachsen“ da sind, ist immer etwas los. Wer zudem wie Emma, Astrid und Anna-Lena „auf der Post“ wohnt, befindet sich mitten im Geschehen, denn zur Post müssen alle mal kommen – und sei es nur, um ein Schwätzchen zu halten.
Emma, mit elf Jahren die Älteste, besucht das Gymnasium und interessiert sich für Schlammvulkane, Astrid, zehn Jahre alt, spielt leidenschaftlich gern Theater und schreibt alle Stücke selbst, und Anna-Lena, die gleich zu Beginn des Buches ihren Namen an einen Hund verliert, ist sechs Jahre alt, hat einen grünen Daumen und soll nach dem langen Sommer in die Schule kommen. Zuvor gilt es allerdings noch einige Abenteuer zu bestehen, unter anderem einen folgenreichen Sturz vom Fenstersims sowie einen denkwürdigen Besuch im Zoo in Wilhelmstadt (wie Hermannstadt in Karin Gündischs Geschichten heißt).

Mit Onkel Emil, dem Schauspieler, besuchen die Mädchen in Heimbrich (alias Heltau) eine „gourmand-musikalische“ Veranstaltung, bei der neben der Musik auch Hackfleisch und Zitronen eine Rolle spielen; ein „geheilter Rippenbruch aus Deutschland“, der zu Gast in Michelsberg ist, inspiriert Astrid und Miriam zu dem Theaterstück „Die verlorenen Zähne“; und das Dorffest, bei dem Frau Bibabutz und Herr Rirarutz auftreten, gerät zum Eklat – allerdings nur für Astrid, deren überbordende Fantasie mal wieder mit ihr durchgegangen ist.

„Es ist eine fröhliche Zeit, wenn der Sommer kommt! Die Tage sind so lang, dass man gar nicht aufhören möchte zu spielen.“ Dieses Zitat aus Astrid Lindgrens Buchklassiker „Die Kinder aus Bullerbü“ stellt Gündisch ihrem jüngsten Werk voran, und ein bisschen ist ihr Michelsberg wie Bullerbü: ein großer Abenteuerspielplatz, auf dem man nach Herzenslust herumtoben, miteinander und mit den vielen Tieren spielen kann – bis irgendwann ein Erwachsener kommt und einem lästige Pflichten wie Glockenläuten oder Abwaschen aufbrummt. Aber das gehört dazu, und die Kinder von Michelsberg verstehen das auch.

Karin Gündisch, gebürtige Heltauerin und Besitzerin eines Hauses in Michelsberg, kennt sich aus mit diesen Sommern, in denen die Tage so lang sind, und sie kennt sich aus mit dem kindlichen Horizont, der kindlichen Denkweise, was ihr einen Schreibstil ermöglicht, den junge Leser mit allen Sinnen begreifen und der auch Erwachsene amüsiert.

Die "Kinder von Michelsberg" ist eine literarische Rückkehr zu „Geschichten über Astrid“, Karin Gündischs erstem in Deutschland erschienenen Buch, das 1984 mit dem Peter-Härtling-Preis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet wurde. Konzept und Schauplatz sind ähnlich: kurze Geschichten, die für sich stehen, aber durch Figuren und Chronologie verbunden sind, und ein siebenbürgisches Dorf als Ort des Geschehens. Dass „Die Kinder von Michelsberg“ in der Gegenwart spielt, ist eine konsequente, logische Entwicklung; schließlich verbringt die Autorin seit vielen Jahren ihre Sommer in Michelsberg, was nicht ohne Folgen bleiben konnte ...

Natürlich gibt es Michelsberg gar nicht, denn – so schreibt Karin Gündisch im Nachwort – „Michelsberg ist eine poetische Landschaft, also eine Gegend, die so, wie ich sie beschreibe, nur in meinem Buch existiert“. „Wichtig ist,“ heißt es am Ende, „dass ihr die drei Mädchen und die anderen Kinder aus dem Buch mögt, und dass ihr glaubt, dass diese Geschichte so passiert sein könnte, wie ich sie erzählt habe.“ Ja, das glaubt man gern, denn „Neunmalklug, Spirifinkel und Dreikäsehoch“, wie der Vater seine drei Mädchen von der Post liebevoll nennt, wachsen dem Leser vom ersten Satz an ans Herz.

Doris Roth



Karin Gündisch, „Die Kinder von Michelsberg“, Schiller Verlag, Bonn/Hermannstadt, 2011, 118 Seiten, 9,70 Euro, ISBN 978-3-941271-62-3.
Die Kinder von Michelsberg
Karin Gündisch
Die Kinder von Michelsberg

Schiller Verlag Hermannstadt/Bonn

118 Seiten
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Schlagwörter: Rezension, Kinderbuch, Karin Gündisch

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