15. Februar 2011

Christine Klein mit Westerburger Kulturpreis ausgezeichnet

Der 3. Februar 2011 war nicht nur ein besonderer Tag für die Stadt Westerburg im Westerwald, sondern setzte auch ein Zeichen im Sinne der Integration der Siebenbürger Sachsen in ihre Wahlheimat Deutschland. An diesem Tag wurde der Kulturpreis der Stadt Westerburg an Christine Klein verliehen. „Sie haben sich um Westerburg verdient gemacht“, so die lobenden Dankesworte von Ralf Seekatz, dem Bürgermeister von Westerburg, bei der Überreichung des Preises. Es ist eine Glasskulptur, in die eine Stadtansicht und ein tanzendes Paar eingraviert sind. Zuvor hatte Christine Klein mit der Tanzgruppe der evangelischen Kirche die Festlichkeiten im Rathaus eröffnet.
„Für mich ist dies vor allem eine Anerkennung für meine jahrzehntelange Arbeit“, erklärte die gebürtige Hermannstädterin gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung. Für ihr Engagement, das über die Landesgrenzen hinausgeht, hat sie schon von vielen Seiten Zuspruch und Dankesworte erhalten, so auch von Ortwin Gunne, dem Vorsitzenden der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Christine Kleins (Zweite von links) Auftritt mit ...
Christine Kleins (Zweite von links) Auftritt mit der Tanzgruppe vor der Verleihung des Wersterburgers Kulturpreises. Foto: Bettina Röder-Moldenhauer
Einen Namen hat sich Christine Klein vor allem durch den Aufbau des Trachtenmuseums in Westerburg gemacht, das ohne sie in dieser Form wohl nicht zustande gekommen wäre. Dank ihrer Leidenschaft für Trachten aus ganz Europa konnten sie und ihr Mann Kurt eine große Sammlung anlegen, die 2004 im Museum öffentlich zugänglich gemacht wurde. Schon in Siebenbürgen begann das Paar, diese traditionellen Gewänder zu kaufen, wenn sich die Gelegenheit bot. Überhaupt begeisterte sich die 1937 geborene Christine Klein (Mädchenname: Armbruster) bereits sehr früh für verschiedenste kulturelle Aktivitäten. In Siebenbürgen und später im Westerwald gründete und leitete sie mehrere Volkstanzgruppen. Heute tanzt sie vor allem im Tanzkreis des evangelischen Kirchenchors und in der Tagesstätte des Diakonischen Werkes. Während ihrer Zeit in Talmesch, ihrem Heimatdorf, und in Großau spielte sie außerdem lange Theater in einer Laienspielgruppe und machte eine Ausbildung als Regisseurin.

Mit den Trachten hat Christine Klein ein Stück ihrer Heimat nach Deutschland mitgenommen. Ein Stück, das ganz in ihrem Sinne und auf eine besondere Weise Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen aufzeigt. Es ist bemerkenswert, mit welcher Hingabe sie ihre siebenbürgisch-sächsische Kultur weiterlebt und sie anderen Menschen zugänglich macht. Gleichzeitig ist sie offen für neue Aspekte und stets um die Verbindung der Traditionen ihrer „neuen“ und „alten“ Heimat bemüht. So war es für sie selbstverständlich, 1973, sich gleich nach der Einreise nach Deutschland, neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin auch aktiv ins Westerburger Kulturleben einzubringen. Sie trat dem Kirchenchor bei – und die Kontakte knüpften sich fast von selbst.

Die vielseitigen Aktivitäten der Siebenbürgerin wurden mehrfach in den Medien gewürdigt. Kurz vor der Preisverleihung wurde ihr ein ausführlicher Artikel in der Rhein Zeitung gewidmet, der ihre bisherige Laufbahn und Leistungen Revue passieren lässt.

Ihr Großprojekt Flachsanbau wurde im Januar dieses Jahres im Wäller Wochenspiegel vorgestellt. Der Museumverein „anno dazumal“ (unter der Leitung von Christine Klein) und viele andere Beteiligten, unter anderem die Westerwald Bank, die ihre Räumlichkeiten für die abschließende Ausstellung bereitstellte, haben das Vorhaben gemeinsam umgesetzt. Ziel war es, den traditionsreichen Flachsanbau gemeinsam so zu erleben, wie er in Siebenbürgen und auch in Westerburg früher praktiziert wurde. Zu diesem Zweck wurde der überlieferte Ablauf vom händischen Säen der Leinsamen bis zum Ernten und Verarbeiten des Flachses umgesetzt und auch in einem Kurzfilm auf DVD festgehalten.

Im Zuge der SWR-Sendung „Judith trifft...“ wurde Christine Klein vor zwei Jahren in ihrem Trachtenmuseum besucht. Dort wurde sie nicht nur zu den Trachten an sich befragt, sondern auch über ihre persönlichen Beweggründe, so ein Museum aufzubauen. Es gehe ihr darum, die Trachten für die Nachwelt zu erhalten, und außerdem mache es ihr ja auch selbst eine Freude. Aus dem Bericht geht hervor, wie viel ihr das alles bedeutet, aber auch nahe geht. So beinhaltet die Sammlung auch die originale Hochzeitstracht ihrer Eltern. Und wenn sie von Heinrich und Lisbeth spricht, dann meint sie die Schaufensterpuppen, die die Westerwälder Tracht tragen. Denn all ihre „Models“ wurden mit einem Namen bedacht. Kurz spricht sie auch über die Auswanderung aus Siebenbürgen.

Schon in den letzten Jahren wurde Christine Klein mehrfach ausgezeichnet, nämlich mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz in Anerkennung langjähriger, ehrenamtlicher Tätigkeit im Dienste der Gemeinschaft, mit der Silbernadel der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz und mit dem goldenen Ehrenkreuz der Diakonie für ehrenamtliche Tätigkeit seit 1979.

Doch Christine Klein war noch nie jemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Wer diese engagierte Dame also in persona erleben möchte, kann dies in den kommenden Monaten bei diversen Mittelaltermärkten in der Westerburger Umgebung sowie auf der Bundesgartenschau am 18. Mai in Koblenz tun. Denn das Projekt Flachsanbau findet weiterhin so viel Zuspruch, dass noch etliche Termine anstehen.

Meike Kolck-Thudt

Schlagwörter: Auszeichnung, Trachten, Museum, Integration

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Neueste Kommentare

  • 15.02.2011, 08:35 Uhr von pavel_chinezul: Gratulation! Für Interessierte nähere Infos unter: http://www.trachten-museum.de/ [weiter]

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