20. Juli 2007

Sommerfest, total sommerhaft

Heiß, heiß, heiß, ganz heiß, war es diesmal. Heiß, ganz heiß ging es diesmal zu. Am Kuhweiher in Nürnberg-Röthenbach. Auf dem gut besetzten, fest in siebenbürgischer Hand befindlichen Caritas-Gelände. Das kann man ja ohne weiteres sagen, wenn rund zweitausend Gäste, bestens kulinarisch vom akkuraten SPS-Team versorgt, sächsisch in allen Varianten loslegen, sich amüsieren, Musik und Tanz genießen oder von Zeit zu Zeit auch der Dinge harren, die da kommen.
So etwa, als Dr. Markus Söder sein großartiges Geschenk der Damen aus der Nachbarschaft Fürth – ein funkelnagelneues von ihnen gesticktes siebenbürgisches Trachtenhemd und einen entsprechenden Trachtengürtel - auf der im Sonnenlicht bei mindestens 33 Grad Celsius heißen Bühne anziehen sollte, da wünschten sich etliche Damen – auch jüngere – (besonders seine Begleiterinnen aus dem Nürnberger Stadtrat, stimmt es, Frau Loos? Oder doch nicht, Frau Buchsbaum?), er möge, er würde, er sollte doch vor dem Anziehen auch seinen Adonis-Oberkörper vom schweißtriefenden Hemd befreien, damit … Und was tut der Generalsekretär der CSU, ja, was tut er denn, er lässt zuerst die Spannung steigen, tut so, als gäbe es keine ermunternden Zurufe, verzögert, murmelt irgend etwas Unverständliches, macht Anstalten, vielleicht den Wunsch der Damen zu erfüllen und … und zieht dann völlig gegen jede Regel – das muss sich unbedingt ändern – das feine Trachtenhemd mit dem bunten Halstuch über sein verschwitztes Hemd. Herr Dr. Söder, so nicht! So eine Chance kommt nicht oft im Leben!

CSU-Generalsekretär Markus Söder in ...
CSU-Generalsekretär Markus Söder in siebenbürgisch-sächsischem Trachtenhemd beim Sommerfest in Nürnberg. Gerlinde Nierlich
Stattdessen hat der CSU-Politiker aber - wie auch sonst - genau gewusst, mit welchen Worten und unter welchem Schirm (es gab einen roten und einen weiß-blauen zur Auswahl) er sich an uns wenden wollte: „Das, was auch heute an Herzlichkeit hier gezeigt wird, ist beispielhaft. Ich fühl mich einfach wohl hier bei euch und komme auch deswegen seit dreizehn Jahren ohne Unterbrechung zum Sommerfest der Siebenbürger Sachsen.“ Aber das war noch nicht alles, das war nur der Schluss seines Grußwortes. Vorher dankte er allen ehrenamtlichen Aktiven, er dankte für die Vielfalt ihres Wirkens, für diesen Höhepunkt im Jahreskalender der Siebenbürger Sachsen, für ihn ein „Brückenkopf in der europäischen Entwicklung“.

Vor ihm hatte schon Stadtrechtsdirektor Hartmut Frommer die guten Grüße von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly überbracht. Außerdem erläuterte er dessen Wirken in Richtung einer Annäherung bis hin zu einer guten Freundschaft („vertiefte Beziehungen“) zwischen Nürnberg und Kronstadt, wo OB Dr. Maly kürzlich weilte (begleitet u. a. von Horst Göbbel als Vertreter der Siebenbürger Sachsen – diese Zeitung berichtete) und begeistert diese siebenbürgische Stadt kennen gelernt hatte. Er, Dr. Frommer, und Stadtrat Max Höffkes, und alle anderen auch, fanden das Motto dieses Tages: „Zusammenwachsen, zusammenleben, zusammenfeiern“ eindeutig treffend, wörtlich und im übertragenen Sinne. Stadträtin Gabriela Heinrich - sie platzierte sich unter den roten Schirm - fand dieses große Fest mit den wunderbaren Trachten, mit den wunderbaren Menschen einfach bewundernswert.
Das stundenlang im Hintergrund für uns tätige ...
Das stundenlang im Hintergrund für uns tätige absolut vorzeigbare SPS-Team der Nürnberger Tanzgruppe – hier nicht in Tracht sondern in Eintracht. Foto: Rosi Bartel.
Ja, und dann lag es an Inge Alzner, der Kreisvorsitzenden, freudestrahlend, locker und klar, deutlich und überzeugend dem Ausdruck zu verleihen, was uns auch an einem solch heißen, an einem solch überschäumenden Tag auch im Sinne unseres Mottos bewegt: „Europa wächst zusammen – und wir Siebenbürger Sachsen befinden uns in diesem Prozess mittendrin… Zusammen sind wir stark – stärker jedenfalls als jeder allein für sich,“ und schließlich „Zusammen leben – die gelungene Integration der Siebenbürger Sachsen in die neue Heimat ist das beste Beispiel dafür. Wir haben hier eine große Chance erhalten, die wir mit Tatkraft und Mut angenommen haben. Wir engagieren uns für die Ziele unserer Gemeinschaft. Für Begegnung, für Integration. Und wir feiern gern zusammen, wie heute und hier.“ Und dann folgten die Tänzerinnen und Tänzer.

Eine Frage an die vielen Anwesenden: Haben Sie die Gesichter der Tänzer, besonders der zahlreichen ganz jungen Tänzerinnen und Tänzer aus unserer Nürnberger und aus unserer Herzogenauracher Kindertanzgruppe genauer beobachtet? Ihre Anspannung, ihre totale Konzentration und zugleich die wahre Wollust, das sich Hingeben, das Dazugehören, das Sich-in-besonderer-Situation-vor-hunderten-von-Menschen-Zeigen, all das war präsent in ihren jugendhaften, in ihren lieblichen Mienen, in ihrem Lächeln. Schon allein deshalb hat es sich gelohnt, Annette Folkendts Nürnberger Kindertanzgruppe (mit „Klapptanz“ und „Wilde Hummel“) oder die der Herzogenauracher (mit „Hack und Zeh“, „Kieler Sprotten“ und einer „Sternpolka“), von Reinhold Burkart konzentriert geleitet, zu erleben. Und Martin Mehburger, wie der lächeln, wie der Akkordeon spielen, wie der beides exzellent verbinden und zusammen mit seiner Frau Heidi ihrer sich wunderbar rhytmisch bewegenden Alzener Tanzgruppe beste Impulse geben kann. Mensch, haben sich da viele gefragt, ob das wohlgeordnete Gewirr der Bänder beim Bändertanz sauber entwirrt würde. Naturalmente, würde der Italiener sagen, natürlich war das so, auch wenn wir jedes Mal umfassend mitzittern und wünschen: Hoffentlich klappt es! Dieter Altstädters und Astrid Wolfs Nadescher Tanzgruppe blieb mit ihrem „Seppel“ und dem „Sprötzer Achterrühm“ ebenso im wunderbaren Takt. Frisch und froh tanzte auch die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Herzogenaurach (Leitung Brigitte Krempels) eine Variation der „Toporzer Kreuzpolka“ und eine Bühnenbearbeitung des „Hepplinger Bandritter“. Auch ihr seid auf dem guten Weg!

Es war für uns Zuschauer eine wahre Lust diese geballte Trachtenladung, diese locker tanzenden Frauen und Männer zu bestaunen. Ja, und was unsere Blaskapelle – seit Jahrzehnten schon – für uns leistet, das ist schwer beschreibbar, dafür jedoch leicht zu hören, sofern man dabei ist. Hohe Klasse. Michael Bielz leitet inzwischen die disziplinierten Könner mit ruhiger, bestimmter Hand. Und singt zusammen mit Richard Taub, der unheilbar vom Siebenbürgen-Bazillus heimgesuchte Chef dieser ausgezeichneten Musikfreunde, feine Solopartien. Kein Wunder, dass dabei der Platz vor der Bühne nicht leer bleibt. Kein Mensch stört sich am natürlichen, am grasbewachsenen Tanzparkett, man lauscht, man singt mit, man tanzt, man ist zu Hause. Und auch das brauchen wir. Auch wenn wir – mit Recht - als gut integrierte Neubürger dieses lange Zeit sehnsüchtig gewünschten Landes gelten. Wir wollen gut eingegliederte Staatsbürger hier sein, wir wollen zugleich auch an unserer kulturellen Identität so weit wie möglich festhalten. Auch und besonders solche Feste, ja, mit Trachten, mit Volkstanz, mit Blaskapelle, ja, auch solche Feste tun unserer Seele gut. Sogar besonders gut. Und da ist auch der Ort, an dem man offensiv mitteilen darf, dass Landsleute bereit sind, für uns auch in die Politik zu gehen, etwa für den Nürnberger Stadtrat zu kandidieren. Wie z:B. Werner Henning, der Leiter der HOG Nadesch, Bezirksvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften. Alle Achtung.

Ja, und noch was. Wissen Sie was Glücklose und was Glückslose sind? Glücklose sind die, die gerne beim Fest sein wollten und nicht da sein konnten, Glückslose, sind Lose aus der Malglückstrommel, die den zahlreichen Kindern, die in der von Melitta Zakel initiierten und heuer von Sigrid Schenker und Hildegard Balthes geleiteten Malaktion etwa zu den Themen „Mein Lieblingstier“ oder „Meine Traumwelt“, Preise und persönliche Interviews auf der Bühne bescherte. Eine herrliche Aktion!!! Und dazugefügt sei auch noch die aussagekräftige Ausstellung „Kinderprojekte 2006-2007“ von Annette Folkendt mit Arbeiten, die vom Deutsch-Tschechischen Jugendaustausch in Bad Kissingen bis hin zu Auftritten der Tanzgruppe Kreativität und besonders die Originalität dieser jungen Künstler unter Beweis stellen.

Überblick und thematischen Zusammenhang besorgten die beiden gut vorbereiteten und agil und locker agierenden Moderatoren des Nachmittags Stephanie Kepp und Werner Scheel. Lieben Dank. Und das Wohlgefallen an diesem Tag hatte auch deutlich mit den vom bestens agierenden SPS-Team unter Leitung von Horst Hartig wieder hervorragend den hunderten von Besuchern und Genießern reibungslos zur Verfügung gestellten Leckereien von den Metzgereien Dootz oder Fronius, von der Bäckerei Ludwig, vom Baumstriezel-Dengel aus Berlin und Stuttgart oder der Stadtbrauerei Roth zu tun. Das mache mal jemand diesen Tausendsassa vom SPS-Team nach!!! Auch deren Kehraus-Feiern nach getaner Arbeit. Ein letztes: Unser Appetit auf derartige Sommerfeste ist und bleibt nach wie vor gewaltig.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Nürnberg, Landsmannschaft

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