23. Juni 2007

Fürth und seine Siebenbürger Sachsen

Wenn der Fürther Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung zu uns sagt: „Unsere Stadt wäre wesentlich ärmer ohne Sie!“, dann ist das keine Floskel, das ist eine Auszeichnung, die uns Siebenbürger Sachsen einfach gut tut. Wie kam es dazu?
Bei uns Landsleuten aus der Nachbarschaft Fürth war in den ersten Monaten dieses Jahres die Vorfreude groß, weil wir im Rahmen der 1000-jährigen Jubiläumsveranstaltungen der Stadt Fürth mit einem ganztägigen, von unseren Kulturgruppen gestalteten Programm mitfeiern wollten. Das Fest war für den zweiten Sonntag im Wonnemonat Mai, den Muttertag, anberaumt worden. Unser Chordirigent Reinhold Schneider, der Initiator der Veranstaltung, hatte in der Vorbereitungsphase alle Hebel in Bewegung gesetzt, Gespräche mit den Verantwortlichen im Rathaus geführt, den Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung dafür gewonnen, die Schirmherrschaft für die Veranstaltung zu übernehmen, Pfarrer Jürgen Johnke von der St. Pauls-Kirche diesbezüglich kontaktiert. Die einzelnen Kulturgruppen probten eifrig. Dann brach der große Tag an: der Muttertag.

Ein strahlender Maisonntagmorgen. Man schmückte sich für den Festgottesdienst in der ehrwürdigen St. Paulskirche in Fürth. Von allen Seiten strömten zahlreiche Kirchgänger zum Muttertagsgottesdienst. Der Fürther Siebenbürgische Chor – darunter zahlreiche Trachtenträger – saß zur Feier des Tages im Altarraum und bot ein schönes Bild. Unter der Leitung seines Dirigenten Reinhold Schneider umrahmte der 55-köpfige Klangkörper den Gottesdienst mit „Motterharz“ von Georg Meyndt, „Ich bete an die Macht der Liebe“ und „O Herr gib Frieden“ (beide von Dmitri Bortnjanski).

Passend zum Muttertag hatte Pfarrer Johnke seine ergreifende Predigt auf die Liebe aufgebaut. Das Evangelium las in diesem denkwürdigen Gottesdienst Volker Heißmann, uns eher bekannt als „Mariechen“ im Komödienduo mit Martin Rassau. Ein unbeschreiblich schönes Bild bot sich den Gottesdienstbesuchern beim Ausgang, eine große Überraschung. Die Kindertanzgruppe, festlich in jungsächsischer Tracht, beglückwünschte mit strahlenden Gesichtern und roten Rosen die Mütter und Großmütter zu ihrem Ehrentag. Auf dem Kirchhof ertönte Blasmusik, die Siebenbürgische Kapelle Nürnberg erfreute alle. Danach freuten sich die erregten Gemüter über das Grußwort des Oberbürgermeisters Dr. Thomas Jung, der, ergriffen von dem wunderschönen Bild der Rosenübergabe und der festlich gekleideten Menschenmenge vor der Kirche, Worte der Anerkennung fand: „Die Siebenbürger Sachsen bereichern unser großes Frankenland“, sagte er und fügte hinzu: „Nur wer auch zurück blickt, ist stark genug, um die Zukunft zu erobern.“
Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung dankt den ...
Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung dankt den Fürther Siebenbürger Sachsen. Foto: Horst Göbbel
Kreisgruppenvorsitzende Inge Alzner dankte dem Stadtoberhaupt mit innigen Worten und auch Pfarrer Johnke für den wunderbar gestalteten Gottesdienst. Wunderbar passten zu dieser Stimmung das vom Chor angestimmte Frankenlied und die flotten Tänzchen der Kindertanzgruppe unter der kompetenten Leitung von Annette Folkendt. Man stärkte sich anschließend mit siebenbürgischen Grillspezialitäten bei anregenden Gesprächen auf dem schönen Kirchhof.

Am Nachmittag gingen die Feierlichkeiten im Martin-Luther-Heim, dem Gemeindehaus der St. Pauls-Kirche, weiter. Blumengeschmückte Tische, ein wunderschönes reiches Kuchenbüfett – die Chorfrauen hatten gebacken – luden zum Kaffeetrinken ein. Im großen Saal überraschten riesige Blumensträuße in sächsischen Krügen und eine kleine Ausstellung mit siebenbürgisch-sächsischen Trachtenpuppen. Es ging weiter mit kulturellen Darbietungen, mit Traditionspflege. Gut sah der Chor aus, der den ganzen Bühnenraum ausfüllte. Passend zur Veranstaltung erfreute die von Hans Folea Stamp meisterhaft gestaltete Bühnendekoration mit Fürther und Siebenbürgischem Wappen, dazu die Aufschrift: „Fürth und seine Siebenbürger Sachsen“. Inge Alzner begrüßte alle Anwesenden, die Ehrengäste namentlich, und würdigte die Feierstunde mit von Herzen zu Herzen dringenden Worten. Im Anschluss an die Grußworte der vertretenen Politiker folgte die Festrede des stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisgruppe, Horst Göbbel, der die Bedeutung der Feierstunde im Rahmen des 1000-jährigen Jubiläums der Stadt Fürth hervorhob. Treffend äußerte er: „Wir begreifen uns hier als leistungsstarke, kulturbereichernde Neubürger auch dieser wunderbaren Stadt Fürth, dieser Region, dieses Landes. … In Siebenbürgen mögen wir den Namen Fürth nicht gekannt haben, heute ist Fürth längst unsere Heimat, heute ist Fürth längst auch unser Fürth.“ Dazu sang der Chor die festlichen Lieder „Zur Feier“ von Gluck, „Lied an die Freude“ von Beethoven/Schiller und das „Frankenlied“, am Klavier begleitet von Luise Leikamm. Die Kinderspielgruppe (Leitung Rosel Potoradi) erfreute mit dem Singspiel „Af der Gaß do stieht en Bunk.“ Während die Kinder Katharina und Frank Theil, Karline und Silke Folkendt, Steffi und Kathrin Kepp, Anna Endörfer, Andreas Morth und Lisa Schuster Lieder sangen und mit der Oma auf der Bank vor dem Haus sprachen, wurden Erinnerungen an Siebenbürgen wach, aber auch Traditionspflege als teures Kulturgut in der neuen Heimat Fürth hervorgehoben.

Ein Höhepunkt des Kulturprogramms war zweifelsohne der Auftritt der Nürnberger Tanzgruppe, die das Publikum mit ihren Tänzen begeisterte. Sehr gut kam auch der Gedichtvortrag „Zum Muttertag“ von Karline Folkendt an sowie das Querflötenvorspiel von Susanne Schüller. Mit beliebten Liedern rundete der Chor sein gelungenes Programm ab. Es folgte eine Überraschung: Horst Göbbel projizierte Schnappschüsse und gelungene Ausschnitte des verklungenen schönen Tages in Großformat auf die Leinwand. Herzlicher Dank ergeht an dieser Stelle an alle Helfer und Helferinnen, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben.

Rosel Potoradi

Schlagwörter: Kreisgruppe, Fürth, Nürnberg

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