10. August 2006

Fest unter der Eiche in Nürnberg

Im Haus der Heimat (HdH) Nürnberg wurde der Tag der offenen Tür am 22. Juli wie überall in der Region zum Tag der offenen Sauna. Die am Morgen von Ehrenamtlichen aufgestellten Zelte boten zwar Schatten, aber gegen die Hitze kamen auch die Unmengen an Wasserflaschen, die fleißige Helfer bereit stellten, nicht an. Selbst das kälteste Bier verschaffte nur kurzfristig Abkühlung.
Und doch kamen Vereinsmitglieder, zahlreiche Gäste aus der Politik, aus verschiedenen Institutionen (Allgemeiner Sozialdienst, AWO, Polizei, Jugend- und Kulturamt der Stadt, Kirchen) und dem Bürgerverein Langwasser, Neugierige und langjährige, treue Teilnehmer an den Veranstaltungen des Hauses sowie Vorsitzende der Mitgliedsvereine des HdH. Bezirksrat Andreas Kriegelstein (in Vertretung von Bezirkstagspräsident Richard Bartsch), Stadtrat Jürgen Wolff, Bündnis 90/Die Grünen, und Dr. Knapp, Kreisvorsitzender der FDP, zollten in herzlichen Grußworten dem Haus der Heimat und dessen vielen Ehrenamtlichen auch für die Arbeit während des Jahres großen Respekt.

Die Gäste sind versorgt. Sie gönnen sich ein Bier (v.l.n.r.): Werner Henning, Organisator, Hans Folea-Stamp, Helfer und Eugen Vetter, Hausmeister HdH. Foto: Doris Hutter
Die Gäste sind versorgt. Sie gönnen sich ein Bier (v.l.n.r.): Werner Henning, Organisator, Hans Folea-Stamp, Helfer und Eugen Vetter, Hausmeister HdH. Foto: Doris Hutter

Bürgermeister Horst Förther (auch in Vertretung des Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly) stellte u.a. fest, dass die Förderung der Stadt Nürnberg im HdH sehr gut angelegt sei. Er hob vor allem die Arbeit für und mit der jungen Generation hervor und zeigte sich beeindruckt vom Sommerfest der Siebenbürger Sachsen, das er am Kuhweiher erlebt und genossen habe.
Der Bürgermeister und Stadtrechtsdirektor Dr. Hartmut Frommer saßen am Tisch mit ganz besonderen Ehrengästen, nämlich mit Seiner Eminenz Metropolit Dr. Serafim Joanta, mit dem Präfekten des Kreises Kronstadt, Aurelian Danu, dem stellvertretenden Bürgermeister von Kronstadt, Gabriel Andronache, und weiteren Mitgliedern einer Delegation aus Kronstadt. Die Vertreter aus Siebenbürgen hatten tags zuvor mit Nürnbergs Oberbürgermeister einen Freundschaftsvertrag zwischen den Metropolregionen Nürnberg und Kronstadt abgeschlossen. Metropolregionen sind stark verdichtete Großstadtregionen von hoher internationaler Bedeutung. Als Dolmetscher der Delegation fungierte Albrecht Klein vom Demokratischen Forum der Deutschen in Kronstadt.
Bürgermeister Dr. Klemens Gsell fand es großartig, dass trotz vieler konkurrierender hochkarätiger Veranstaltungen in Nürnberg so viele Gäste anwesend waren. Dabei war gerade der Schirmherr Dr. Günther Beckstein verhindert gewesen. Seitens der CSU vertrat Christa Matschl den Landtag und Renate Blank den Bundestag. Frau Blank übermittelte Grüße seitens des Innenministers und würdigte die wertvolle Arbeit, die von vielen Ehrenamtlichen im Haus der Heimat, aber auch in den einzelnen Vereinen der Vertriebenen und Aussiedler geleistet werde. Von der Kultur- über die Integrationsarbeit bis zum Kuchenbacken spannte sie den Bogen und lobte zum wiederholten Male ganz besonders die Frauen, die maßgeblich zum Gelingen von Festen beitragen. Unter den zahlreichen Stadträten befand sich traditionsgemäß Helmine Buchsbaum, Vorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Nürnberg, die durch das kulturelle Programm führte. Man erfreute sich an den Gesanggruppen des HdH „Kinderchor“ und „remix“ (Leitung Olga Philipp), der Banater Kindertrachtengruppe (Leitung Elke Anselm) und „White Shadows“, der neuen Tanzgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Leitung Alexander Voss und Katharina Jonas) und sang gemeinsam zwei Volkslieder. Zwischendurch erklangen vertraute Klänge der Blasmusik, diesmal geboten von den „Donaufranken“ (Leitung Hans Eichinger), auf die trotz Hitze flott getanzt wurde. Der HdH-Bücherflohmarkt der Bibliothekarin Josefine Engel auf dem Rasen mit dem Buchprojekt „Knochenmarkspende“ am Büchertisch (Leitung Klaus Kutscha, Oberschlesien), die landsmannschaftsübergreifende Ausstellung im Seminarraum „Jugend malt“ (Leitung Irina Trautwein, Deutsche aus Russland), der offene Malunterricht von Irina Trautwein, die „Kreativecke“ für Kinder (vorbereitet von Annette Folkendt, Mitarbeiterin HdH), die Spezialitäten vom Grill und gespendeten Kuchen rundeten das Bild des vielseitigen, vom Arbeitskreis Kultur (Sprecher Werner Henning) organisierten Festes ab. Dazu gab es Ehrungen der Mitglieder des Vereins „Haus der Heimat“ mit zehnjähriger Mitgliedschaft. Einer der Jubilare, der seine Urkunde nicht entgegennehmen konnte, weil er infolge von Bandscheibenoperationen im Krankenhaus lag, ist der Vorsitzende des Hauses der Heimat, Horst Göbbel. Aus dem Krankenhaus schickte er ein Grußwort, in dem er sich auf die „grundsätzlich ausgelassene Party-Laune bei unseren Festen unter der Eiche“ berief und dankbar ansprach, was an dem sonnigen Tag noch oft gesagt und gedacht wurde: „Ohne das breite Engagement unserer dauerhaften Ehrenamtlichen und unserer wenigen Angestellten gäbe es unser HdH so erfolgreich nicht und auch dieses Fest unter der Eiche nicht.“
Joachim Lukas, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, Mittelfranken, Horst Göbbels Stellvertreter, spannte in seiner Rede den Bogen der guten Stimmung im Haus der Heimat zur Hochstimmung während der friedlichen Fußball-WM, wobei „unsere Landsleute ihre Liebe zu Deutschland wieder entdeckt zu haben scheinen.“ Und dennoch gebe es auf dieser Welt wieder Krieg, Hass und Gewalt. „Junge Menschen, Soldaten und viele Menschen aus der Zivilbevölkerung sterben im Nahen Osten einen sinnlosen Tod.“ Vor 60 Jahren seien Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesier oder Sudentendeutsche, aber auch Siebenbürger oder Banater gejagt und vertrieben worden. Trotz dieser traumatischen Erlebnisse sei die Liebe und Erinnerung zur alten Heimat auch heute lebendig. Das Haus der Heimat habe sich „einen hervorragenden Ruf erarbeitet, der auch den einen oder anderen Franken oder auch fränkischen Verein bewog und noch bewegt, sich der Arbeit des Hauses anzuschließen.“

Doris Hutter


Schlagwörter: Nürnberg

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