13. März 2020

Alter Faschingsbrauch lebt in Nürnberg: „Ochsenlauf“ aus Nordsiebenbürgen

Am 24. Februar feierte der Kreisverband Nürnberg das zehnjährige Jubiläum seit Wiederbelebung des alten Faschingsbrauchs, des „Ochsenlauf“. Der „Ochsenlauf“ fand am Aschermittwoch in verschiedenen Gemeinden in Nordsiebenbürgen statt. Mit dem Lauf sollte der Winter vertrieben und das Land für das Frühjahr vorbereitet werden.
Der Erhalt dieser Tradition ist dem Organisator, dem Förderverein Nürnberger Fastnachtszug, sehr wichtig. Er bietet dem Kreisverband die Möglichkeit, diesen schönen Brauch am Leben zu erhalten. Er passt wunderbar zum Nürnberger Umzug, dem ältesten Fastnachtszug der Welt, der erstmals anno 1397 urkundlich erwähnt wurde.

Um 12.00 Uhr versammelten sich viele freiwillige Mitstreiter am Treffpunkt Bayreuther Straße am Stadtpark, um zusammen mit den Urzeln gleich am Beginn des Zuges die Aufstellung einzunehmen. Groß war die Wiedersehensfreude der Urzeln und der „Ochsenlauf“-Gruppe. Den genauen Anweisungen von Hanny Wagner folgend, gelang es schnell, die Gruppe in die richtige Aufstellung zu bringen.

Die Schneefrauen und Schneemänner voran, sie werden von den Hexen gejagt, die den Winter vertreiben sollen, gefolgt von Hahn, Henne und Küken, die das neue Leben im Frühjahr auf dem Bauernhof ankündigen. Den Mittelpunkt bildet der Altknecht mit seinem Ochsengespann. Die Ochsen in ihren weißen Gewändern, mit bunten Bändern und Schellen bestückt, ziehen den Pflug, der vom Bauern gelenkt wird. Auf dem Pflug steht ein tanzendes Pärchen, Peter und Gretchen, das sich auf den nahenden Frühling freut. Der Sämann streut Saatgut (Konfetti) für das Frühjahr aus. Die bunten Vogelscheuchen versuchen die Saatkrähen zu vertreiben und der Finanzmann in Frack und Zylinder hat die Aufgabe, den Sold einzutreiben. Früher waren das Eier und Speck. Für gute Laune sorgen die Zigeunerin und der blau-rot kostümierte „Läufer“, der mit den Zuschauern Schabernack treibt.
Die „Ochsenlauf“-Gruppe in Nürnberg. Foto: Hans ...
Die „Ochsenlauf“-Gruppe in Nürnberg. Foto: Hans Wagner
Der Gaudiwurm setzte sich pünktlich um 13.00 Uhr in Bewegung und führte vom Stadtpark über den Rathenauplatz durch das Laufer Tor in die Altstadt und weiter quer durch die Innenstadt von Nürnberg. Die Gruppe in ihren farbenprächtigen Kostümen war eine der Hauptattraktionen im Nürnberger Faschingszug. Die jubelnde Zuschauermenge am Straßenrand belohnte das bunte Treiben mit großem Applaus. Immer in Bewegung bleiben, das war die Devise. Erschöpft, aber glücklich kam die Gruppe am Ziel an. Alle waren mit Herz und Seele dabei, beim 10-jährigen Jubiläumslauf, vor allem die Kinder hatten ihren Spaß beim Verteilen der Süßigkeiten. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer.

Nach dem obligatorischen Erinnerungsfoto in der Innenstadt fuhren die Akteure in den Gemeindesaal der Johanneskirche in Nürnberg-Eibach, wo sie von den fleißigen Helfern mit Speis und Trank und musikalisch von Hansi Müller begrüßt wurden. Annette Folkendt, Vorsitzende unseres Kreisverbandes, begrüßte die zahlreichen Gäste und würdigte das diesjährige Jubiläum mit einem Rückblick auf das zehnjährige Bestehen. Dabei hob sie insbesondere die Aktivitäten und das Engagement der Helfer der ersten Stunde hervor.

Die zündende Idee hatte damals unsere Kulturreferentin Annemarie Wagner. Viele fleißige Näherinnen, welche die wunderschönen Kostüme in liebevoller Kleinstarbeit gefertigt haben, handwerklich begabte Männer, die sich um das Equipment kümmerten, waren an der Realisierung beteiligt. Mit ihrer Hilfe konnte dieser alte Brauch vor zehn Jahren hier in Franken etabliert werden. Ohne die damaligen Ideengeber und Helfer, die das Ganze in Umsetzung gebracht haben, wäre dieser alte Faschingsbrauch in Vergessenheit geraten. Im Februar 2010 war die sogenannte Uraufführung ein voller Erfolg. Die erste Tanzrunde galt den Akteuren des Faschingslaufs, bevor auch alle anderen Anwesenden das Tanzbein schwingen durften. Hansi Müller schaffte es wieder einmal, den Saal zum Beben zu bringen. Er ist der Garant für gute Laune. Vielen Dank für die musikalische Begleitung und Treue!

Ohne die vielen Helfer im Hintergrund wäre die Durchführung dieser Tradition nicht zustande gekommen. Bereits im Vorfeld müssen Leute angesprochen werden, die sich am Faschingszug beteiligen. Karline Folkendt warb in der Kindertanzgruppe, Gerlinde Zakel im Freundeskreis, Brigitte Hahnfeld und Annemarie Wagner überredeten Familienmitglieder, am Gaudiwurm mitzuwirken. Erika und Helmut Hoos verteilten die Kostüme und versorgten die Aktiven mit Getränken. Herzlicher Dank geht an Familie Nierlich und Hanny Wagner, Dietmar und Judith Abraham sowie Mischi Schneider, welche die Ausrüstungsgegenstände aufbewahrt und aufbereitet haben, für Fahrer und Transportmöglichkeiten gesorgt haben. Für die gemütliche Atmosphäre und das leibliche Wohl sorgten im Gemeindesaal der Johanneskirche Thomas Penteker, Michael Brandschert, Helmut Hoos, Herta Krämer, Ilse Sedderz und Inge Alzner. Vielen Dank! Danke an den Vorstand des Kreisverbandes, speziell Annette Folkendt für die tatkräftige Unterstützung, sowie an alle, die beim Zuschauen und Feiern dabei waren. Die Rückmeldungen waren ausnahmslos positiv, denjenigen, die zum ersten Mal beim Faschingsumzug dabei waren, gefiel die Stimmung während des Umzugs und im Saal so gut, dass sie sich jetzt schon bereit erklärten, im kommenden Jahr wieder dabei zu sein. Ein besonderer Dank gilt aber unserer unermüdlichen Annemarie Wagner. Ihrem Engagement und ihrer Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass der Siebenbürger Faschingsbrauch, der „Ochsenlauf“, auch in Nürnberg weitergeführt wird.

Gerlinde Zakel, Hildegard Steger

Schlagwörter: Nürnberg, Brauchtum, Ochsenlauf, Nordsiebenbürgen

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