5. August 2019

Kronenfest in Bielstein

Das Kronenfest hat eine uralte Tradition bei den Siebenbürger Sachsen. Schon 1764 erwähnt Martin Felmer, Stadtpfarrer von Hermannstadt, diesen „Gebrauch“, der am Johannistag (24. Juni) oder zu Peter und Paul (29. Juni) in sächsischen Ortschaften zwischen Alt und Kokel gefeiert wurde.
Die Wurzeln des Festes um die blumengeschmückte „Krone“, die eigentlich ein Wagenrad war, liegen wahrscheinlich in vorchristlichen Sonnenwendfeiern. Als Erntebittfest blieb es in einigen Dörfern im „Alten Land“ bis in die frühen 1990er Jahre erhalten. Mit der Auswanderung zahlreicher Siebenbürger Sachsen wurde auch das Kronenfest als Brauchtumsfest in der neuen Heimat zum übergemeindlichen Fest, wo sich Jung und Alt an den Trachten der Tänzer, der geschmückten Krone, der Blasmusik und dem Chorgesang erfreuen.

Die Kreisgruppe Wiehl-Bielstein feierte ihr Kronenfest am 22. Juni bei der evangelischen Kirche in Bielstein. Pfarrer Daniel Boltner begrüßte uns zur Andacht in der Kirche und baute seine kurze Predig auf den Begriff Shalom auf, der unter anderem Unversehrtheit und Heil bedeutet. Doch mit dem Begriff ist nicht nur Befreiung von jedem Unheil und Unglück gemeint, sondern auch Gesundheit, Wohlfahrt, Sicherheit, Frieden und Ruhe. Und hierzu kann jeder im kleinen Kreis der Familie, im sozialen Umfeld und schließlich in der Welt beitragen. Zum Abschluss der Andacht sang der Wiehl-Bielsteiner Chor unter Leitung von Judith Dürr-Steinhart das Lied „Nun steht in Laub und Blüte“ von Johann Steuerlein (1575). Es war das erste Mal, dass Pfarrer Boltner den Chor singen hörte, der seine Proben Mittwochabend im Gemeindehaus in Oberbantenberg abhält.
Das Kronenfest in Wiehl-Bielstein gestalteten ...
Das Kronenfest in Wiehl-Bielstein gestalteten viele Trachtenträger mit. Foto: privat
Nach der Andacht wurde in Tracht vor der Kirche um die Krone getanzt, die viele fleißige Hände schon am Freitag geschmückt hatten. Zum Aufmarsch der Tanzpaare spielte die Blaskapelle der Bielsteiner Adjuvanten unter Leitung von Horst Bretz. Horst Kessmann, Vorsitzender der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein, begrüßte als Ehrengäste den Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker, das Pfarrerehepaar Martina und Horst Sonnenberg sowie Daniel und Ute Boltner, Anita Gutt, Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, und Gäste der Nachbarkreisgruppen. Ganz besonders begrüßte er die kleinsten Tänzer Elias, Louis und Miriam (knapp drei Jahre alt), die ganz aufgeregt auf ihren ersten Auftritt in Tracht warteten. Ein Beweis dafür, dass auch die junge Generation Brauchtum pflegt und lebt, war die Teilnahme von über 40 Trachtenträgern am Festumzug in Dinkelsbühl, sagte Kessmann. In seinem Grußwort bedankte sich Bürgermeister Ulrich Stücker für die Einladung zum Kronenfest und betonte, dass er auf vielen Veranstaltungen der Siebenbürger Sachsen, sei es bei uns in Bielstein oder in Drabenderhöhe, war und nur positive Erlebnisse hatte. Man spüre als Gast, dass Brauchtumspflege bei Jung und Alt eine Herzenssache ist. Es sei vorbildlich, dass es uns gelingt, Kinder und Jugendliche für den Fortbestand und die Pflege des siebenbürgischen Brauchtums zu begeistern und somit auch als Wiehler und Wiehlerinnen zur kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt der Stadt beizutragen.

Mit großem Applaus wurden die Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppen für die aufgeführten Tänze belohnt. Bei dem Sonnenschein und der Hitze kam so mancher ins Schwitzen auch ohne Tracht. Die Gäste von nah und fern konnten bei Kaffee, selbst gebackenem Kuchen und gegrillten Mici den Nachmittag genießen. Abends war Party angesagt mit dem Trio „Variation“, Roswitha Martini, Edgar Wolff und Helmut Kasper.

Ein großer Dank geht an alle Helferinnen und Helfer, Kulturgruppen, sei es Frauengruppe, Theater- oder Tanzgruppen, Pfarrer Daniel Boltner und die Kirchengemeinde Bielstein, alle Gäste, die dazu beigetragen haben, dass wir dieses schöne Fest zusammen feiern durften.

Erika Hamlischer

Schlagwörter: Wiehl-Bielstein, Kronenfest

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