30. März 2019

Sächsische Theaterpremiere in Reutlingen

Nach den freundlichen Grußworten durch den Kreisgruppenvorsitzenden Hans Wagner eröffnete der Chor der Kreisgruppe Reutlingen – Metzingen – Tübingen das Programm des Kulturellen Nachmittags am 23. März mit ein paar wunderschönen Liedern aus der Heimat.
Der Chor präsentierte sich in Tracht und sang Lieder wie „Frühling“, „Am Brunnen vor dem Tore“, „In Gedanken bleibt’s, wie’s war“ und in siebenbürgischer Mundart das Lied „Die Nachtigall“. Mit voller Leidenschaft sang sich der Chor mit dem Lied „Freude und Freunde“ direkt in die Herzen der anwesenden Gäste. Ilse Abraham (Chorleiterin) ergänzte die Lieder mit ein paar passenden Gedichten und Versen. Im Anschluss erfreute uns die Tanzgruppe mit traditionellen Tänzen wie dem „Lorenz“ und dem „großen Schottisch“, ein weiterer deutscher Volkstanz war von Rose Schulz selbst zusammengestellt. Die vierzehn Tänzer in Tracht ernteten für ihren Auftritt großen Applaus.
Uraufführung des Theaterstücks „Veilchenduft und ...
Uraufführung des Theaterstücks „Veilchenduft und Hochzeitstanz“, Darsteller, Souffleusen und Autorin auf der Bühne in Turn- und Festhalle in Reutlingen-Sondelfingen. Foto: Walter Kasper
Ein besonderer Programmpunkt war die Uraufführung des Theaterstücks „Veilchenduft und Hochzeitstanz“ von Yasmin Mai-Schoger (siehe SbZ Online). Gleich zu Beginn duftete es einfach herrlich, nicht nach Veilchen, nein, nach echten siebenbürgischen Krautwickeln, denn diese standen auf dem Tisch, als sich der Vorhang hob. Den Gästen in den ersten Reihen lief das Wasser im Mund zusammen. Aber auch das Auge bekam allerhand geboten – schon allein das liebevoll gestaltete Bühnenbild ließ den Zuschauer in die „gute alte Zeit“ und eine Welt voller Traditionen und Rituale eintauchen. Sofort fühlte man sich wie in der alten „Kuchel“ in Siebenbürgen. Sogar eine wunderschöne Schlaftruhe aus Holz wurde extra für den Großvater in mühevoller Kleinarbeit gezimmert. Natürlich wurden auch originalgetreue Wandbehänge mit Sinnsprüchen aus der Heimat angebracht. Und was wäre die „Stuff“ ohne ein paar schöne Holzstühle, verziert mit traditioneller Bauernmalerei?
Szene aus dem Theaterstück „Veilchenduft und ...
Szene aus dem Theaterstück „Veilchenduft und Hochzeitstanz“, Die Burschen „Oinz, Gust, Getz, Mottes und Tummes“ Foto: Yasmin Mai-Schoger
Das Theaterstück „Veilchenduft und Hochzeitstanz“, ein Stück in drei Akten, spielt in einem kleinen Dorf in Siebenbürgen. Ostern steht vor der Tür und ein alter siebenbürgischer Brauch, der sich bei unseren Landsleuten noch immer großer Beliebtheit erfreut, ist Grundlage des Theaterstückes. Misch (Hans Wagner) und Maria (Luise Wagner) machen sich Sorgen, dass ihre Tochter Anna (Karina Klamer) niemals unter die Haube kommt, schließlich ist sie schon über 20 Jahre und noch ist kein heiratswilliger Bursche in Sicht. Alle Bemühungen scheinen erfolglos, nicht mal der Pitz will sie heiraten. Wer will schon eine Frau heiraten, die nicht spricht und die immer so altbacken herumläuft. Doch dann haben Annas Mutter Maria und die ehemalige Nachbarin Minni (Rose Schulz), die gerade aus Deutschland (um genauer zu sein aus Reutlingen) zu Besuch ist, eine bahnbrechende Idee! Unterstützt werden sie von Annas adretten und weit aus reiferen Schwester Mitzi (Ute Göllner), die durchaus ein paar brauchbare Tipps auf Lager hat. Schließlich ist es doch ganz einfach, wenn man die Ratschläge von Dr. Sommer aus der aus Deutschland gekommenen „Bravo“ beherzigt. Glücklicherweise steht dann auch noch Ostern vor der Tür und so kommen ja bekanntermaßen ein paar junge Burschen ins Haus, um die im Haus lebenden Mädchen zu bespritzen. Die jungen Männer Tummes, Mottes, Gust, Oinz und Getz (gespielt von Michael Schorsten, Richard Gross, Helmut Schulz, Andreas Dengjel und Hans Schoger) ziehen von Haus zu Haus, singen ein paar typische Volkslieder, wie „Wahre Freundschaft“ und „Rote Rosen“, „versprühen gute Laune“ und trinken den ein oder anderen Pali.
Szene aus dem Theaterstück „Veilchenduft und ...
Szene aus dem Theaterstück „Veilchenduft und Hochzeitstanz“, Darsteller beim Tischgebet. Foto: Helga Mai
Von Haus zu Haus geht auch die sympathische, aber sehr neugierige Briefträgerin Räisken (Helene Sonne), die alles weiß und sich natürlich nicht um das Briefgeheimnis schert; und die etwas penetrante und nicht weniger neugierige Nachbarin „von links daneben“, die alles wissen will (Hedda Gross) und frisch aus dem Kukuruz kommt. Auch die fesche Dorfschwester Sus (Hermine Bertleff), die dem bettlägerigen Großvater (Andreas Binder) täglich den Blutdruck messen muss, steht täglich vor der Tür und kümmert sich nicht immer ganz einfühlsam um ihren Patienten. Am Ende des Stückes gibt es natürlich ein „Happy End“. Auch hier werden die typischen Sitten und Gebräuche einer siebenbürgischen Hochzeit angedeutet.

Das turbulente Theaterstück, gespickt mit typischen Redewendungen, Liedern, Tischgebeten und Sprüchen zu Ostern, mal in siebenbürgisch-sächsischer Mundart, mal in Deutsch, brachte die Gäste oftmals zum Schmunzeln und macht Lust auf die „bevorstehende“ Osterzeit und den damit verbundenen siebenbürgischen Osterbrauch! Unterstützt wurden die Theaterspieler von den Souffleusen Susanne Binder und Irmgard Schuster!
Szene aus dem Theaterstück „Veilchenduft und ...
Szene aus dem Theaterstück „Veilchenduft und Hochzeitstanz“, „Anna“ in der „Kuchel“ beim Opa. Foto: Yasmin Mai-Schoger
Abgerundet wurde der Nachmittag durch den Solo-Auftritt von der zwölfjährigen Lea Birk, die in wunderschöner Tracht das Lied „Brainchen um groainen Räin“ sang. Vielen Dank, liebe Lea, das hast du wirklich super gemacht! Gern mehr davon!

Wir danken allen Tänzern, Chor-Sängern und Theaterspielern für diesen wunderschönen Nachmittag! Danke, dass ihr das ganze Jahr über so viel Zeit investiert und solche Veranstaltungen wie den Kulturellen Nachmittag überhaupt möglich macht! Durch euch wird die Kultur der Siebenbürger Sachsen erhalten und auch für die nachfolgenden Generationen erfahrbar gemacht.

Yasmin Mai-Schoger

Schlagwörter: Theater, Mundart, Sachsesch Wält, Reutlingen

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