15. Dezember 2018

Berührender Gottesdienst in Köln

In der Versöhnungskirche in Köln-Rath schufen sich die Siebenbürger Sachsen aus Köln und Bonn Mitte November für zwei Stunden ein Stück „alte Heimat“ mit Gottesdienst und anschließendem Kaffeekränzchen im Gemeindesaal. Der Gastgeber in der Versöhnungskirche, Pfarrer Gerhard Wenzel, zeigte sich in seiner Ansprache erfreut über die siebenbürgisch-sächsischen Gäste und erbrachte den Beweis, dass man auch ohne siebenbürgische Wurzeln das eine oder andere zur Geschichte unserer Volksgruppe sagen kann. Dass er sich dann auch bei den Fürbitten einbrachte, war ein sichtbares Zeichen seiner Sympathie und Verbundenheit.
Im Mittelpunkt stand hingegen Pfarrer Dieter Herberth aus Duisburg, der auf Einladung der beiden Kreisgruppen den Gottesdienst gestaltete. Pfarrer Herberth ist gebürtig aus Agne­theln, lebte und erlebte somit beide „Kirchenwelten“ – die sächsische genauso wie die bundesdeutsche. Der Gottesdienst wurde nach siebenbürgischer Liturgie gefeiert, wobei die prägenden Elemente aus der Heimatkirche bewusst betont wurden. Auch er dankte für die Möglichkeit, diesen Gottesdienst zu feiern. Im anschließenden Gespräch wurde deutlich, dass er sich auch gut hätte vorstellen können, den Gottesdienst oder auch nur die Predigt auf Sächsisch zu gestalten. Sein Bekenntnis zur sächsischen Sprache geht einher mit der Sorge, die wir alle teilen: dass die nachfolgenden Generationen der Sprache nicht mehr mächtig sein werden.

Leitmotiv der Predigt war die Frage, was der Einzelne braucht, um ein erfülltes Leben zu führen. Wohlstand allein könne es nicht sein. Darauf aufbauend verknüpfte Pfarrer Herberth die Themen Heimat, Teilen/Teilhabe und Dankbarkeit so miteinander, dass jeder heraushören konnte, wie sehr sich diese drei Aspekte gegenseitig bedingen. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, einschließlich des Teilens mit den Mitmenschen, seien die Garanten, um sich Heimat zu erschaffen. Pfarrer Herberth verdeutlichte, dass Glücklichsein und Wohlergehen entscheidend davon abhängen, dass man die Menschen um sich herum als Mit-Menschen begreife; denn sie seien es, die Heimat ausmachen. Damit beschrieb er zutreffend das Kollektivgefühl, das den gesamten Gottesdienst begleitete: Man fühlte sich zuhause, man teilte mit Landsleuten die Zuversicht aus dem geistlichen Wort und man erfreute sich an der altbekannten siebenbürgischen Liturgie. Zur Freude der zahlreichen Besucher aus Köln, Bonn und den benachbarten Kreisgruppen bekannte Pfarrer Herberth, dass er einen Gottesdienst bevorzuge, wie die meisten ihn aus der siebenbürgischen Heimatkirche kennen: als Wechselspiel zwischen Pfarrer und Gemeinde, das noch den „singenden“ Pfarrer und die singend antwortende Gemeinde kennt. „Man lebt nicht nur vom Brot allein“ hätte als Leitwort über der Predigt stehen können. Vor allem jene Menschen, die eine Heimat aufgegeben haben, um sich eine neue in der Fremde zu erschaffen – und damit waren alle Anwesenden persönlich angesprochen –, bedürften einer Neuverwurzelung, die allein über die Schiene des Materiellen nicht gelingen könne. Zugehörigkeit zu einer Gruppe genauso wie Teilhabe am Gesellschaftlichen und Dankbarkeit für das Gute im eigenen Leben seien unverzichtbar, um persönliches Glück zu finden.

Das Beisammensein nach dem Gottesdienst rundete den berührenden Nachmittag ab. Im Namen aller Besucher sei den helfenden Händen gedankt, die Kaffee und Kuchen spendeten und die Tische eindeckten. Großer Dank geht auch an die Kreisgruppenvorsitzenden Hanna Jung-Boldan (Köln) und Johannes Hendel (Bonn), die für das Zustandekommen und die Organisation der Veranstaltung verantwortlich zeichneten. Für die Gastfreundschaft danken wir Pfarrer Wenzel, für den schönen Gottesdienst Pfarrer Herberth.

Roland Zillmann

Schlagwörter: Gottesdienst, Kreisgruppe, Köln, Bonn, Brauchtumspflege, Nordrhein-Westfalen

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