16. Juli 2018

Nürnberger Reisegruppe in 17 Tagen zum Nordkap und zurück

47 Personen des Kreisverbandes Nürnberg traten unter der bewährten Leitung der Kulturreferentin Annemarie Wagner am 31. Mai erwartungsvoll die lange Fahrt zum Nordkap an. Die Reise führte durch Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark und durch die drei Hauptstädte Stockholm, Helsinki und Oslo. Die beeindruckende Landschaft Skandinaviens, die Freundlichkeit der Leute und die kenntnisreichen Ausführungen unserer Reiseleiterin Jutta Eichenberger machten diese Rundreise zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Endlich. Am 31. Mai, vier Uhr morgens, startet in Nürnberg die lang ersehnte Skandinavienrundreise. Die meisten Teilnehmer kennen sich schon von vorhergegangenen Fahrten. Die Gepflogenheiten im Bus (Getränke, Bordküche…) sind bekannt und man fühlt sich sicher von unserem Fahrer Kurt Penteker gen Norden gesteuert. In Kiel erreichen wir rechtzeitig die Fähre der Stena Line und lassen uns das köstliche skandinavische Abendessen munden. Der frisch geräucherte Lachs fehlt fortan kaum noch auf einem Teller. Die Überfahrt durch die Kieler Bucht zur Westküste Schwedens verläuft Gott sei Dank bei ruhigem Seegang.

In Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens, werden wir von unserer Reiseleiterin Jutta empfangen. Sie führt uns sachkundig durch ihre Wahlheimat (Jutta stammt aus der Schweiz) erläutert die Baustile der Gebäude (z. B. die Masthuggskirche in nationalromantischem Stil, die Gouverneurshäuser etc.) und zeigt uns auch die kleine, aber feine Fischhalle, die von außen wie eine Kirche aussieht. Auf der Weiterfahrt nach Stockholm erfahren wir einiges über die verworrene Geschichte der skandinavischen Halbinsel, über das Land und den Sozialstaat Schweden und hören zum ersten Mal über das sogenannte Jedermannsrecht. Auf einem wunderschönen Rastplatz im Grünen staunt nicht nur Jutta, als Annemarie einen Eimer voll Bratwurst von der Nürnberger Metzgerei Mooser auf den Tisch stellt und im schwedischen Birkenhain die knurrenden Mägen mit siebenbürgischer Bratwurst, Brot und Senf und natürlich auch mit Pali aus der alten Heimat beruhigt werden.

Gegen Abend erreichen wir Schwedens Hauptstadt Stockholm, die sich über 14 Inseln erstreckt, die durch 53 Brücken miteinander verbunden sind. Auch diejenigen, die diese Stadt schon gesehen haben, finden immer wieder Gefallen an den vornehmen und stolzen Häuserreihen, die die Ufer säumen, dem regen Treiben der vielen bunten Schifflein und Boote, an den in warmen Ockertönen getünchten Altstadthäusern, den gepflegten Plätzen, dem imposanten Rathaus und der großen Schlossanlage. Zu Fuß und mit dem Bus zeigt uns am nächsten Morgen Stadtführerin Kathrin die Sehenswürdigkeiten ihrer Wahlheimat (witzigerweise stammt auch sie aus der Schweiz). Den Höhepunkt des Tages stellt natürlich der Besuch des Vasamuseums dar, das eigens für das geborgene Kriegsschiff Vasa gebaut wurde, das auf seiner Jungfernfahrt 1628 gesunken ist. Am Nachmittag gehen wir an Bord einer Fähre der Silja Line, beobachten vom Sonnendeck aus die abendliche Fahrt durch den Schärengarten und genießen das reichhaltige Abendbuffet. Nach einer windstillen Fahrt über die Ostsee erreichen wir am Morgen Helsinki. Die Hauptstadt von Finnland verzaubert uns mit ihrer ganz besonderen Atmosphäre zwischen Meer und grüner Natur. Die reizvolle Mischung von östlichen und westlichen Einflüssen sowie die Verbindung von Tradition und Moderne prägen das Bild der Metropole. Bei einer Rundfahrt zeigt uns Tim den Dom und den Senatsplatz, das Sibelius-Denkmal und die Uspenski-Kathedrale und führt uns in die 1976 in den Granitfelsen gebaute unterirdische Felsenkirche.

Auf unserer Weiterfahrt gen Norden lernen wir die Universitätsstadt Oulu, die nördlichste Großstadt der Europäischen Union, kennen. Sie liegt am Bottnischen Meerbusen, wurde 1605 gegründet und ist heute eine moderne Industriestadt.

Wir nähern uns dem Polarkreis, die Tage werden, länger und die Luft wird immer kälter. Sanfte Hügellandschaften mit zahlreichen Moorseen, Birken- und Tannenwäldern sind ein klarer Hinweis, dass wir nun in Lappland, dem Land der Elche und Rentiere, angekommen sind. Ob wir wohl auch welche sehen werden? Gespannt richten alle Mitreisenden ihre aufmerksamen Blicke und gezückten Kameras auf die vorbeifliegende Landschaft.
Fotocollage zur Skandinavien-Rundreise. Fotos: ...
Fotocollage zur Skandinavien-Rundreise. Fotos: Angelika Meltzer (oben), Hans Wagner (unter links), Santa Claus Office (unten rechts)
Am 4. Juni erreichen wir bei nur 6 Grad Celsius Rovaniemi, die Hauptstadt der Samen (Ureinwohner Lapplands). Im Oktober 1944 zerstörten deutsche Truppen im Zuge der Doktrin der verbrannten Erde planmäßig rund 90 % der Bausubstanz der Stadt. Namhafte Architekten bauten die Stadt mit dem Grundriss eines Rentiergeweihs wieder auf. Sehr zu empfehlen ist der Besuch des 1992 eröffneten Arktikum Museums. Gezeigt werden der Lebensraum der Samen, ihre Geschichte und Bräuche, ihre Trachten und ihre Anpassung an das Leben in der Arktis. Traditionell befassen sich die Samen mit der Rentierzucht. Der Besuch einer Rentierfarm bietet uns die Gelegenheit, die zahmen Tiere eines Züchters hautnah zu erleben und Wissenswertes über die Zucht zu erfahren.

Einer Legende nach ist der Sitz des Weihnachtsmannes Santa Claus im Norden Finnlands, in einem ohrförmigen Berg, wo er alle Wünsche der Kinder hören kann. Damit er möglichst viele Besucher und Wunschzettel persönlich empfangen kann, hat er seit 1985 seinen zweiten Wohnsitz in einem Weihnachtsdorf mit Weihnachtsmann-Postamt nördlich von Rovaniemi, direkt auf dem Polarkreis. Jeder Einzelne unserer Gruppe gibt ihm ehrfurchtsvoll die Hand (er erinnert sehr an unsere Vorstellung vom Nikolaus), er dankt in akzentfreiem Deutsch und wir freuen uns, dass er für ein Gruppenfoto mit uns bereit ist.

Am 7. Tag starten wir bei 2 Grad Celsius die letzte Etappe unserer Reise zum nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. In der Ferne sehen wir schneebedeckte Bergkuppen, und die immer kürzer werdenden und gedrängter stehenden Birken zeigen erst zart-grüne Blattknospen. Über den Ort Inari und entlang des gleichnamigen heiligen Sees der Samen erreichen wir die norwegische Provinz Finnmark und schließlich den Porsangerfjord. Durch den Nordkaptunnel gelangen wir auf die Insel Magerøya und kehren in Honningsvåg, dem Tor zum Nordkap, ein. Nach dem Abendessen erleben wir bei eisigem Wind die Mitternachtssonne auf der berühmten Nordkapklippe. Die Sonne steht noch hoch über dem Nordpolarmeer und wird in den nächsten Monaten nicht untergehen. Eine alpine Landschaft, Schneefelder, mit Flechten bedeckte Wiesen und grasende Rentiere ergänzen diese fast irreal erscheinenden Nachtstunden.

Von da an fahren wir nur noch südwärts. Bei Nieselregen verlassen wir das karge Nordland auf der von mächtigen Schiefersteinplatten gesäumten E 6. Unser Ziel ist die Universitätsstadt Tromsø, das Tor zur Arktis, die bei vielen Expeditionen als Ausgangspunkt in die Polarregion diente, u. a. auch für Roald Amundsen und Fridtjof Nansen. Ihre Einwohner reden vom „weißen“ und vom „grünen Winter“, denn sommerliche Temperaturen gibt es hier nicht. Die 1965 erbaute Eismeerkathedrale, eine evangelische Pfarrkirche mit markantem Spitzdach, ist das Wahrzeichen der Stadt und wird von tausenden Touristen besucht, die täglich mit Kreuzfahrtschiffen hier ankommen.

Auf der Weiterfahrt Richtung Lofoten durchdringt plötzlich das laute Rufen „Elche!“ den Bus. Aufgeregt gesichtet von den Insassen der rechten Bushälfte stehen unweit der Straße drei Elche am Ufer eines Moorsees. Nun zeigt sich erneut die große Klasse unseres Fahrers Kurt: Zur Überraschung aller wendet er bei der nächsten Gelegenheit den Bus, fährt die etwa 2 km zurück, wendet wieder, und siehe da, auf der Höhe des Sees marschieren die zwei Elchweibchen und das Jungtier wie auf Bestellung vor uns über die Straße. Die Freude ist überwältigend und unserem Kurt sei für seine großzügige Geste noch einmal herzlich gedankt!

Die beeindruckende Inselgruppe der Lofoten, die imposant aus dem Europäischen Nordmeer herausragt, mit engen Fjorden zwischen schroff in den Himmel ragenden Felswänden und reicher Naturvielfalt, zieht auch uns in ihren Bann. Begleitet von einer Vielzahl hungriger Möwen fahren wir mit einem kleineren Schiff in den berühmten Trollfjord und hoffen sehr, hier den mächtigen Seeadler zu erblicken. Dieses Glück wird uns dann im nächsten Fjord zuteil. Es ist ein einmaliges Erlebnis, diesen König der Vögel von hohen Felsen heruntergleiten zu sehen, wie er kurz die Wasseroberfläche streift und dann mit einem Fisch in seinen Krallen sich wieder zu seinem Felsenthron emporschwingt.

In dieser Gegend lebten schon zu Urzeiten die Wikinger, die Vorfahren der Norweger. Nördlich von Leknes besuchen wir eine imposante Rekonstruktion des größten jemals gefundenen Hauses aus der Wikingerzeit, vermutlich jenem eines Wikingerhäuptlings. Teure Glas- und Keramikfunde deuten darauf hin. In der Gildenhalle lassen wir uns von „echten“ Wikingern mit einer köstlichen, im großen Kessel auf offenem Feuer gekochten Lammsuppe, mit Met, Gesang und Flötenspiel um viele hundert Jahre zurückversetzen.

Wir verlassen die Lofoten morgens in Svolvær und setzen mit einer Fähre über auf das Festland. Durch die zerklüftete Fjord- und Berglandschaft des Nordlandes, dem Troll- und Elchgebiet, fahren wir auf der E 6 weiter Richtung Süden, durch den großen und vielfältigen Saltfjellett-Svartisen-Nationalpark, die Heimat vieler Polarfüchse und -hasen, und überqueren den Polarkreis zum zweiten Mal. Nach einer Übernachtung in Mo i Rana erreichen wir am12. Juni die Pilgerstadt Trondheim. Während einer Stadtführung besichtigen wir den großartigen Nidarosdom, der als Nationalheiligtum Norwegens gilt.

Über Oppdal und die mächtige Gebirgsregion des Dovrefjells gelangen wir ins sagenumwobene Gudbrandsdal, das Tal der Täler Norwegens. In Ringebu machen wir die Mittagspause an einer gut erhaltenen Stabkirche. Den Höhepunkt des Tages stellt der Besuch der Sprungschanzen in Lillehammer dar, wo 1994 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Bei herrlichem Frühlingswetter laufen die Mutigen die vielen Stufen neben der großen Sprungschanze hinunter und beobachten einen Skispringer beim Training auf der Kunststoffbahn. Weiter südlich, in Hamar, legen wir vor der Eishalle, die einem umgedrehten Wikingerboot nachempfunden ist, einen Fotostopp ein. Entlang des Mjösasees erreichen wir am Abend Oslo, die Hauptstadt des Königreichs Norwegen. Unser letzter Tag auf der skandinavischen Halbinsel ist leider verregnet und windig. Das tut dem Humor unserer erfahrenen Stadtführerin Margareta jedoch keinen Abbruch. Sie zeigt uns u. a. die großen Speicherhäuser am Hafen, das in weißem Carrara-Marmor erstrahlende Neue Opernhaus, die Festung Akershus, das alte Rathaus, und die Vigeland-Anlage im Frognerpark, mit Skulpturen von Gustav Vigelands. Das königliche Schloss suchen einige von uns in der Freizeit auf.

Am Abend gehen wir an Bord eines Fährschiffes der Stena Line und setzen bei recht stürmischer See ins dänische Frederikshavn über. Wir durchqueren Dänemark und steuern die alte Hansestadt Lüneburg an, die gerade ihr Stadtfest begeht. Ein lauer Sommerabend mit feierlicher Stimmung zwischen den stolzen Bürgerhäusern aus der Hansezeit bildet den krönenden Abschluss dieser faszinierenden Rundreise durch den Norden Europas.

Kein Individualtourist hätte diese über 9 000 km in 17 Tagen mit so vielen kompetenten Führungen und sehenswerten Zielen geschafft. Unser besonderer Dank geht an Annemarie und Hans (Hanni) Wagner, die im Vorjahr mit ihrem Wohnmobil schon den größten Teil der Strecke ausgekundschaftet und sehr bedacht diese lange Rundfahrt geplant haben, an unsere Reiseleiterin für Skandinavien, Jutta Eichenberger, die 14 Tage lang ihr Füllhorn an Wissen über uns ausgegossen, und an unseren besten aller Fahrer, Kurt Penteker, der mit seinem sicheren und ruhigen Fahrstil maßgeblich zum Gelingen dieser Reise beigetragen hat.

Angelika Meltzer

Schlagwörter: Reise, Nürnberg, Skandinavien

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