17. September 2017

Heimattag im Norden: Siebenbürger „Nordlichter“ feierten wieder in Munster

Am 27. August, einem sonnigen Sonntag, war die Festhalle in Munster in der Lüneburger Heide wieder Treffpunkt für über 300 Siebenbürger. Nach drei Auswärtsspielen, zweimal in Hannover und einmal in Wolfsburg, hat der Heimattag der in Norddeutschland lebenden Siebenbürger Sachsen wieder heimgefunden.
Schlag 10.00 Uhr eröffnete die Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg die Feier. Unser Landesvorsitzender Volkmar Gerger begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Ansprache galt unserem Ehrenvorsitzenden Thomas Wollmann, der am 25. Juli seinen 95. Geburtstag in bester Gesundheit und voller Vitalität begangen hat. Schon über 60 Jahre dient er dem Verband in unterschiedlichen Ämtern, von 1964-1983 auch als 1. Landesvorsitzender von Niedersachsen/Bremen. Und was wäre der Gemischte Chor Wolfsburg ohne Thomas? Völlig überrascht und unter frenetischem Applaus nahm er seinen Geburtstagswunsch und die Ehrung entgegen. In seiner Erwiderung hob er mit klarer und lauter Stimme hervor, dass er, seinem Lebensmotto getreu, das Gemeinwohl stets vor das Eigenwohl stellt, und forderte uns auf, die Gemeinschaft mit den uns bekannten Prägungen auch künftig zu pflegen. Anschließend feierten wir gemeinsam mit dem Pastor der St.-Stephanus-Kirche Munster, Dr. Reller, eine Andacht.
Tänzer, Trachtenträger und Blaskapelle beim ...
Tänzer, Trachtenträger und Blaskapelle beim Heimattag in Munster. Foto: Herta Speri
In ihrem Grußwort hob die Bürgermeisterin der Stadt Munster, Christine Fleckenstein, den Beitrag der Siebenbürger Sachsen zur Entwicklung der Stadt dankend hervor. Sie äußerte die Hoffnung, dass unser Verbandsleben rege weiter geführt werde und wir uns an den Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Stadt beteiligten. Dann folgten Klänge der allseits beliebten Blaskapelle unter der Leitung von Günther Bodendorfer. Helga Seeger, die Vorsitzende der Landesgruppe Hamburg/Schleswig-Holstein, überbrachte anschließend Grüße des Bundesvorstandes.

Von der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen überbrachte Alptekin Kirci die besten Wünsche von der Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf. Er hob die guten, freundschaftlich-respektvollen Beziehungen zwischen der niedersächsischen Landesregierung und den Siebenbürgern dieses Bundeslandes hervor. Wieder erklangen Trompeten, Klarinette, Flügelhorn, Posaunen und Tuba etc., sehr zur Freude aller Zuhörer. Diese Art der Auflockerung und Abwechslung im Programm nahmen die Feiernden freudig auf. Dann wurde es lustig: Misch Kenst, unser Mundartdichter, trug sein Gedicht „De geat Sīel“ in seinem im Lokalkolorit geprägten Sächsisch vor. Vor dem Mittagessen – Tocană oder Holzfleisch – sprang die Blaskapelle wieder ein. Das war appetitanregend, und so manches Tanzbein wurde schon geschwungen.

Nach der Mittagspause, in der man sich unbeschwert unterhalten konnte, ging es mit einem attraktiven Kulturprogramm weiter, das von allen Trachtenträgern und Tänzern mit einem Aufmarsch eröffnet wurde. Es waren so viele Trachten dabei, wie es in unseren nördlichen Breiten zu solchen Anlässen kaum vorkommt.
Christine Kenst beschreibt die Konfirmandinnen ...
Christine Kenst beschreibt die Konfirmandinnen-Tracht aus Baaßen. Foto: Herta Speri
Erstmalig im Rahmen unserer Heimattage folgte eine Trachtenpräsentation. Dabei wurden Trachten aus drei unterschiedlichen Regionen Siebenbürgens vorgestellt und im Detail beschrieben: eine Frauen-Fest-/Kirchentracht aus dem Unterwald, eine Konfirmandinnen-Tracht aus Baaßen und je eine Frauen- und Männertracht aus dem Burzenland. Dass das Interesse daran recht groß war, bezeugten die kenntnisreichen Zwischenrufe aus dem Publikum.

Dann schafften es drei Volkstanzgruppen mit je zwei mitreißenden Tänzen und zwei preisgekrönte Mädchen aus Hannover mit ihrer Hip-Hop-Einlage, die Menschen von ihren Sitzplätzen zu holen. Die Tanzgruppenleiter Harald Hermann („Die Kokeltaler“, Wolfsburg), Monika und Gerhard Schunn („Die Karpatentänzer“, Wolfsburg) und Hermann Schieb (Tanzgruppe Salzgitter) hatten sich dazu entschieden, flotte und für die meisten von uns noch unbekannte Volkstänze darzubieten. Der Gemischte Chor Wolfsburg, den es seit vielen Jahren schon gibt, bot zwei Lieder.
Die Hip-Hop-Mädchen aus Hannover. Foto: Herta ...
Die Hip-Hop-Mädchen aus Hannover. Foto: Herta Speri
Mit dem Ausmarsch der Tänzer war das Kulturprogramm beendet und jeder konnte sich nun an Kaffee und Kuchen laben – natürlich nicht lange, weil die Blasmusik Verzehrverbot hatte, damit ihre Instrumente sauber und die Klänge unverfälscht blieben. Es hieß nämlich: Auf zum Tanz! Volle zwei Stunden, mit kleinen „Verschnaufpausen“, wurde getanzt oder den Tanzenden zugesehen. Als krönender Abschluss und unserer Tradition entsprechend, fanden sich fast alle Teilnehmer auf der Tanzfläche ein, bildeten einen Kreis und sangen gemeinsam „Mer wälle bleiwen, wåt mir sen“, das Siebenbürgen-Lied und die deutsche Hymne.

Es war eine gelungene Veranstaltung. Dank gilt dem Organisationskomitee und den Munsteraner Siebenbürger Sachsen.

Dietmar-Udo Zey

Schlagwörter: Munster, Heimattag, Norden, Trachten, Brauchtum

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