28. Juli 2017

Mitglieder der Kreisgruppe Bonn reisen auf Luthers Spuren nach Thüringen

Am 23. Juni starteten 30 Mitglieder der Kreisgruppe Bonn zu einer dreitägigen Busreise nach Thüringen, um dort „Luthers Spuren“ nachzugehen und Erfurt und Weimar zu besuchen.
Unsere erste Station war Eisenach, wo sich die Fußspuren Johann Sebastian Bachs mit denen Martin Luthers kreuzen. Hier ging Luther zur Schule und übersetzte später auf der Wartburg das Neue Testament, hier wurde Bach 1685 geboren und besuchte die gleiche Schule wie zuvor Luther. Wir besuchten zuerst das Bachhaus, eines der größten Musikmuseen Deutschlands, und hörten einem 20-minütigen Live-Musizieren von Bachstücken auf barocken Tasteninstrumenten, zwei Orgelpositiven (kleine, leicht versetzbare Orgeln), einem Silbermann-Spinett und auf Clavichord und Cembalo, zu. Beim Thüringer Orgelpositiv muss sich immer ein Besucher bereitfinden den Balg zu treten. In unserer Vorstellung mühte sich Wilhelm Schuster am Pedal ab. Wir erfuhren, dass zu Bachs Lebzeiten seine Kompositionen nur wenigen bekannt waren. Nach seinem Tod gerieten sie in Vergessenheit; erst 1829, mit der Wiederaufführung seiner Matthäus-Passion in Wien, begann die Bach-Renaissance. Und … ohne Luther kein Bach. Bach hat in den seltensten Fällen eigene Choräle komponiert, sondern auf Melodien anderer zurückgegriffen – so auch auf Luthers Kompositionen. Die vielleicht berühmteste Bach-Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“ stammt von Luther.

Anschließend quartierten wir uns im „Ahorn“-Berghotel bei Friedrichroda ein, das wunderbar am Rande des Naturparks und UNESCO-Biosphärenreservats Thüringer Wald gelegen ist. Hier trafen wir eine große Gruppe Landsleute aus Kirchberg an, die dort ihr Heimattreffen abhielten. Das Hallo war natürlich groß.
Die Bonner Reisegruppe vor der Wartburg. Foto: ...
Die Bonner Reisegruppe vor der Wartburg. Foto: Peter Zsivanovits
Am nächsten Tag fuhren wir nach Erfurt. Hier hörten wir während einer Stadtführung, dass Erfurt seinen Ursprung im Bau einer Kirche durch Bonifatius im Jahr 749 habe. Ihren Wohlstand verdankte die Stadt dem Waid, einer krautigen Pflanze, die in der Umgebung in Mengen kultiviert wurde. Der aus ihren Blättern gewonnene Saft war das einzige damals bekannte Mittel Leinen blau zu färben. Und da man drei Tage tatenlos warten musste, bis das behandelte Leinen durch Oxidation mit der Luft die gewünschte blaue Farbe erhielt, entstand angeblich der Spruch vom „Blaumachen“. Ein Wahrzeichen der Stadt ist die Krämerbrücke. Sie führt über die drei Arme des Flüsschens Gera im Stadtzentrum und wurde von Kaufleuten finanziert, die dafür ihre Häuser auf der Brücke bauen durften. So entstand eine Gasse mit zwei Häuserzeilen und heute noch stark frequentierten Kunsthandwerk- und Antiquitätenläden – eine Touristenattraktion. Mit dem Besuch der Doppelkirche endete unser Stopp in Erfurt und der Bus brachte uns nach Weimar.

Die ältesten Aufzeichnungen über Weimar reichen bis ins Jahr 899 zurück. Die Stadt ist vor allem für ihr kulturelles Erbe bekannt: die Weimarer Klassik, das Bauhaus und die Nationalversammlung von 1919, von der sich der Name Weimarer Republik herleitet. Der im Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrte Nachlass Goethes wurde 2001 von der UNESCO in das kulturelle Gedächtnis der Menschheit als Weltdokumentenerbe aufgenommen. Während unseres leider nur kurzen Stadtrundgangs sahen wir das Goethe-Haus, das Schiller-Haus, Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm, gingen durch das Gässchen, das Goethe entlanggegangen war um zum Schloss Charlottes von Stein zu kommen, und beendeten den langen Tag in einer Eisdiele auf dem Schlossplatz.

Der letzte Tag war für den Besuch der Wartburg und des Lutherhauses in Eisenach vorgesehen. Die Wartburg ist wie kaum eine andere Burg mit der Geschichte Deutschlands verbunden. Sie war Schauplatz des sagenhaften Sängerkrieges (um 1200), hier lebte die später heilig gesprochene Elisabeth von Thüringen (1211-1227) und hier hielt sich der Reformator Martin Luther als „Junker Jörg“ vom 4. Mai 1521 bis 1. März 1522 versteckt und übersetzte in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Im Jahre 1848 trafen sich hier ca. 500 Studenten zum Wartburgfest, einer Protestkundgebung gegen Kleinstaaterei und für einen Nationalstaat mit einer eigenen Verfassung.

Das Lutherhaus ist eines der ältesten und schönsten Fachwerkhäuser von Eisenach. Luther soll hier als Schüler von 1498 bis 1501 gewohnt haben. Die Lutherstuben gehören zu den bekanntesten Erinnerungsorten der Reformation. Diese Europäische Kulturerbestätte ist seit 1956 ein Museum. Sie stellt Luther als Schüler, Reformator und Bibelübersetzer vor. Herzstück ist die Dauerausstellung „Luther und die Bibel“.

Während der langen Heimfahrt stellten alle fest, dass unsere Reise außergewöhnlich erfolgreich und harmonisch verlaufen war und dass weitere größere Reisen folgen sollten. Wir danken unserer „Ober“-Reiseorganisatorin Brita Kirschner noch einmal für ihren unermüdlichen Einsatz und unserem Busfahrer Werner Rauser (aus Klein-Probstdorf) für seine humorvolle Gelassenheit während vieler Stunden am Steuer.

p.z.

Schlagwörter: Bonn, Reise, Thüringen, Luther

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