17. Februar 2017

60 Jahre Landesgruppe/Gebietsgruppe Saarland

Am 1. Januar 1957, also vor 60 Jahren, wurde das Saarland aufgrund der Abstimmung über das „Saarstatut“ vom 23. Oktober 1955 politisch als elftes Bundesland wieder Teil der Bundesrepublik Deutschland. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges war es zunächst Teil der französischen Besatzungszone, wurde im Jahre 1946 aber als „selbstständiges“ staatliches Gebilde ausgegliedert und nach Verabschiedung der Verfassung vom 8. November 1947 formell ein autonomer Staat mit Anbindung an das französische Wirtschaftsgebiet. Die wirtschaftliche Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland und die Übernahme der Deutschen Mark als Zahlungsmittel erfolgten am 6. Juli 1959.
Die an der Saar lebenden Siebenbürger Sachsen gründeten gleich nach der politischen Einbindung in die Bundesrepublik Deutschland am 17. Februar 1957 in Neuweiler/Saar den „Landesverband Saarland“ und schlossen sich der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland an. Erster Vorsitzender wurde Ernst Theil (Neuweiler), Mitbegründer und dem Vorstand angehörig waren auch Hans Reiff (St. Ingbert), Arthur Arzt (Saarbrücken), Arthur Graef (Fechingen) und Erika Mühlbacher (Saarbrücken). Der „Landesverband“, dem auch Landsleute aus dem benachbarten Lothringen angehörten, wurde bald im Zuge der Namensvereinheitlichung in „Landesgruppe“ umbenannt. Die Landesgruppe war mit rund 50 Mitgliedern klein und besaß keine Untergliederungen. In der Aufbauphase der Landesgruppe wirkte bald auch der aus Berlin zugezogene Rudolf Kartmann vor allem bei der Gestaltung kultureller Veranstaltungen mit. Schon früh bildete sich auch eine kleine Trachtengruppe.

Innerhalb des am 26. Juni 1959 gewählten zweiten Vorstandes auftretende Spannungen konnten durch Schlichtung des damaligen Bundesvorsitzenden Erhard Plesch (München) im Januar 1960 bereinigt werden. Die Tätigkeiten der Landesgruppe unter der kommissarischen Leitung von Hans Reiff, der am 29. Mai 1960 auch zum Vorsitzenden gewählt wurde, waren zunächst wenig effizient. Einen neuen erfolgreicheren Anlauf schafften erst die nachfolgend gewählten Vorstände:
14. Januar 1962: Hans Reiff, Dr. Wolfgang Bonfert, Rudolf Kartmann, Erika Mühlbacher
24. Juni 1964: Hans Reiff, Dr. Wolfgang Bonfert, Heinrich Dworsky, Erika Mühlbacher
15. Mai 1966: Dr. Wolfgang Bonfert, Rudolf Kartmann, Heinrich Dworsky, Christl Lösing
20. März 1968: Dr. Wolfgang Bonfert, Rudolf Kartmann, Georg Müller, Christl Lösing
22. Februar 1970: Benno Lösing, Ernst Theil, Erika Mühlbacher, Herta Lösing.

Neben den routinemäßigen Aufgaben und der Betreuung der Landsleute veranstaltete die Landesgruppe Fahrten zum Kennenlernen der neuen Heimat, kulturelle Veranstaltungen, Waldfeste und Holzfleischessen, Vorträge und Diavorträge in ihrer Öffentlichkeitsarbeit, beteiligte sich am Tag der Heimat mit Trachtengruppen, hielt Kontakt zu anderen sächsischen Gruppierungen (insbesondere zur Kreisgruppe Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg), beteiligte sich an der Arbeit der Bundeslandsmannschaft, erbrachte ihren Beitrag zur Gedenkstätte in Dinkelsbühl und beantragte beim Bundesvorstand, den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis regelmäßig zu verleihen. Als Dr. Wolfgang Bonfert auf dem Verbandstag in Düsseldorf im März 1970 zum Stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt wurde, gab er den Vorsitz der Landesgruppe ab. Vorsitzender der Landesgruppe wurde der aus Westfalen stammende Benno Lösing, der durch langjährige berufliche Tätigkeit und Leben in Kronstadt (Direktor der Papierfabrik in Zernen/Zărnești), Ehe und Familie „Wahl-Siebenbürger-Sachse“ geworden war, Dieses Amt hatte er zwölf Jahre mit Umsicht und gewohntem Engagement inne.
Mitgliederversammlung der Gebietsgruppe Saarland ...
Mitgliederversammlung der Gebietsgruppe Saarland am 26. Juni 2016 im Martin-Luther-Haus in Homburg-Erbach, von links: Gebietsgruppenvorsitzende Elfriede Schnell, Kinder- und ­Jugendreferentin Andrea Kraus, Stellvertretender Vorsitzender Helmut Groffner, Ehrenvorsitzender Dr. Wofgang Bonfert, Landesgruppenvorsitzender Ortwin Gunne, Kultur- und Frauenreferentin Gudrun Dadky, Kassenprüfer Werner Stamp und dessen Ehegattin Ingrid.
Im Rahmen der Organisations- und Verwaltungsreform der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen wurden 1973 die zahlenmäßig schwachen Landesgruppen Rheinland-Pfalz und Saarland, auch wegen der sehr zerstreut lebenden Landsleute, zunächst unter der kommissarischen Leitung von Hans Gärtner (Ludwigshafen) zur Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland zusammengefasst. Die Delegiertenversammlung der vereinigten Landesgruppe nahm am 31. März 1974 die neue Gliederungsordnung an und wählte Hans Gärtner zum Vorsitzenden. Am 10. Dezember 1983 wählte die Delegiertenversammlung in Saulheim Gustav Adolf Schwab (Mannheim) zum Nachfolger und nach dessen Tod (+19. August 1984) am 25. Januar 1985 Rudolf Kartmann (Saarbrücken) zum Vorsitzenden. Dieser hat, mehrfach wieder gewählt, den Vorsitz bis September 2004 wahrgenommen, dann aber auf eine weitere Kandidatur verzichtet. Im September 2004 wurde als sein Nachfolger Ortwin Gunne (Koblenz), ein engagierter Siebenbürger Sachse, der dieses Amt auch zurzeit noch inne hat, zum neuen Landesgruppenvorsitzenden gewählt.

Die Landesgruppe Saarland wurde durch die Zusammenlegung mit der Landesgruppe Rheinland-Pfalz als Teil der neuen Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland 1973 zur Gebietsgruppe Saarland. Als Vorsitzender der Gebietsgruppe führte Benno Lösing seine Arbeit bis 1983 fort. In seiner Nachfolge übernahm dann Samuel Liebhart (Homburg) als Vorsitzender das Amt bis 2002.

Samuel Liebhart war auch im Vorstand der Landesgruppe vertreten. Zusammen mit dem damaligen Landesgruppenvorsitzenden Rudolf Kartmann und unterstützt von Pfarrer Alfred Commercon von der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-Schafbrücke aktivierte er das Vereinsleben im Saarland. Mit dem Bund der Vertriebenen, den Landsmannschaften der Banater Schwaben und der Deutschen aus Russland im Saarland bestand gute Zusammenarbeit. Samuel Liebhart ermöglichte auch zahlreichen siebenbürgischen Familien nach der Wende in Rumänien die Ansiedlung vor allem im Raum Homburg. Eine intensive Mitgliederwerbung führte zu deutlich steigender Mitgliederzahl im Saarland. Die Gründung der Jugendgruppe Saarland (Melitta Hihn, Hans-Christoph Bonfert) am 20. Mai 1984 erbrachte auch neue Impulse für die Jugendarbeit in der Gesamt-Landesgruppe bis hin in die Jugendarbeit der Bundeslandsmannschaft: Hans-Christoph Bonfert war maßgeblich an der Ausarbeitung des Statuts für die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) beteiligt, das die Aufnahme der Jugendorganisation SJD in die Satzung der Landsmannschaft (heute Verband) als selbstständige Organisation 1986 ermöglichte. Eine besondere Leistung war auch die Mitwirkung der Gebietsgruppe Saarland bei der Ausrichtung der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage vom 14. Oktober bis 13. November 1988 in Saarbrücken.

2002 übernahm Elfriede Schnell (Homburg) die Leitung der Gebietsgruppe, die sie nach dreifacher Wiederwahl auch heute noch leitet. Infolge zunehmender Alterung der Mitglieder und leider wenig jüngerem Nachwuchs und dadurch auch zahlenmäßigem Rückgang der Mitgliedschaft sind die Aktivitäten in der Gebietsgruppe etwas verhaltener geworden. Man trifft sich meist vier Mal im Jahr, zu gemeinsamer Reise, Holzfleischessen, Weihnachtsfeier und Mitgliederversammlung. Für den Erwerb und die Sicherung des Siebenbürgischen Kulturzentrums Schloss Horneck in Gundelsheim hat die Gebietsgruppe einen namhaften Betrag gespendet. Der Zusammenhalt in der Gebietsgruppe ist trotz der sich verändernden Strukturen, vor allem im Raum Homburg, sehr eng. Eine intensivere Mitgliederwerbung und das Ansprechen der jüngeren Generation, vor allem in den Familien selbst, wären wünschenswert und sicher auch hilfreich. Nach 60 Jahren Bestand mit Auf und Ab sollte ein Weiterbestehen der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft an der Saar möglich sein.

Dr. Wolfgang Bonfert

Schlagwörter: Landesgruppe, Saarland, Jubiläum, Rückblick, Wolfgang Bonfert

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