10. September 2002

Rumänienreise der Volkstanzgruppe Herzogenaurach

Unter dem Motto „Klöster, Kirchenburgen und Karpaten“ startete die siebenbürgische Tanzgruppe Herzogenaurach in den frühen Morgenstunden des 9. August zu ihrer zehntägigen Rundreise nach Rumänien. Mit ihren Darbietungen erfreute die Tanzgruppe Landsleute in der alten Heimat.
Voll gespannter Erwartung traten wir die von langer Hand geplante Reise in die alte Heimat an. Kinder und Jugendliche freuten sich, das Land ihrer Eltern und Großeltern kennen zu lernen. Unter den Mitreisenden waren auch nichtsiebenbürgische Freunde. Wir wollten auf dieser Reise unsere Landsleute in Siebenbürgen mit einem bunten Programm aus Gesang und Tanz unterhalten. Auch der Beitrag unserer Freunde in fränkischer Mundart begeisterte das sächsische Publikum. Auf diese Weise suchten wir die Botschaft zu vermitteln, dass die ausgesiedelten Siebenbürger Sachsen in der neuen Heimat, in unserem Fall Mittelfranken, vorbehaltlos Aufnahme fanden, ohne die sächsischen Sitten und Bräuche ablegen zu müssen. Vielmehr werden sie aufgefordert, diese zu pflegen und in die bestehenden kulturellen Strukturen einzubringen.
Auftritt der Tanzgruppe Herzogenaurach im Altenheim Dr. Carl Wolff in Hermannstadt.
Auftritt der Tanzgruppe Herzogenaurach im Altenheim Dr. Carl Wolff in Hermannstadt.

Unsere Fahrt führte über Budapest durch die ungarische Puszta Richtung Sathmar. Schon an der Grenze wurden wir von den Herren Hager (Hilfsstiftung Sathmar) und Ressler (Schulleiter) empfangen. Wir besichtigten die Innenstadt von Sathmar. Zum Abendessen begrüßte uns der Leiter des deutschen Forums, Stefan Lärm, in den Räumen des Thermalbades. Bei gutem Essen, Musik, Tanz und Gesang wurde bis spät in die Nacht gefeiert und es kam zu interessanten Gesprächen mit Vertretern des deutschen Forums und der Jugend.

Beeindruckt waren wir von der urigen Landschaft der Maramuresch. In Sapanta besichtigten wir den „Lustigen Friedhof“. Das rumänische Dorf Sapanta hat ein einzigartiges Beerdigungsritual: Dem Verstorbenen wird eine ironische Nachrede auf dem Grabstein gewidmet. Auf dem Prislop Pass (1 200 m), der die Maramuresch und Moldau verbindet, fand gerade das Fest „Hora de la Prislop“ statt. Hier treffen sich alljährlich am zweiten Augustwochenende Leute aus der Maramuresch, der Moldau und den benachbarten Bezirken zum Festival der Lieder, Tänze und Trachten. Ein weiterer Höhepunkt dieses Tages war die Besichtigung des Klosters Voronet. 1488 erbaute Stefan der Große dieses Kloster in einer Rekordzeit von nur drei Monaten. Die Fresken auf den Außenmauern bilden das wundervollste Ensemble von mittelalterlichen Malereien. Aufgrund des Freskos „Das jüngste Gericht“ auf der westlichen Mauer wird das Kloster die „Sixtinische Kapelle des Ostens“ genannt.

Von Suceava durch die Berge der Ostkarpaten über die wilde Bicaz-Klamm, vorbei am Roten See, folgte die Weiterfahrt nach Siebenbürgen durch das Gebiet der ungarischen Szekler. Bei einem Zwischenstopp in Tartlau erklärte sich der Ortspfarrer spontan dazu bereit, uns durch die Kirchenburg zu führen. In Wolkendorf, unserer ersten Station in der alten Heimat, bezogen wir Unterkunft in dem Erholungsheim der evangelischen Kirche. Mit dem traditionellen "Pali" und einem köstlichen Abendessen bereiteten uns Frau Daniel (Leiterin des Erholungsheimes) und ihr Team einen warmen Empfang.

Mit Krisztina Szigethy (Fremdenführerin) erlebten wir in Kronstadt eine interessante Stadtführung. Kronstadt ist die zweitgrößte Stadt Rumäniens und die Schwarze Kirche ist das größte gotische Gebäude Rumäniens und eine der größten Kirchen in Südosteuropa. Am Nachmittag fand unser Auftritt im deutschen Forum vor Frau Sudrigean und ihrem Handarbeitskreis statt. Unser Programm beinhaltete sächsische und deutsche Lieder, Tänze, von unseren Kindern in sächsischer Mundart vorgetragene Gedichte sowie einige Stücke auf der Violine und einen Beitrag in fränkischer Mundart. Es wurde mitgesungen und mitgeschunkelt. Im Publikum befanden sich auch Herr Tartler vom Deutschen Forum und Silviu Sesciuc von der Sächsischen Volkstanzgruppe Kronstadt. Mit Reh- und Bärenbraten sowie stimmungsvoller Musik in der „Sura Dacilor“ endete einer der schönsten Tage unserer Reise.

Die Reiseroute verlief über Rosenau, Zernest, Schirkanyen nach Fogarasch. Unsere letzte Station in Siebenbürgen waren Michelsberg und Hermannstadt. Unter fachkundiger Führung von Herrn Ziegler besichtigten wir die historische Altstadt von Hermannstadt. Das alte siebenbürgische Kulturzentrum besaß das erste hydroelektrische Werk (das dritte in der Welt) und die erste Straßenbahn Rumäniens (die zweite in der Welt nach New York). Im Altenheim „Dr. Carl Wolff“ in Hermannstadt wurden wir von der Heimleiterin Frau Rhein begrüßt. Den Heimbewohnern führten wir unser Programm vor. Sie waren sichtlich gerührt, sangen und schunkelten mit. Unser Aufenthalt in Siebenbürgen endete mit einem bunten Abend, den die Kinder und Jugendlichen gestalteten und moderierten.

Dank der perfekten Organisation war es für uns alle eine wundervolle Reise. Wir empfehlen daher auch anderen siebenbürgisch-sächsischen Tanz- und Kulturgruppen bei gemeinsamen Fahrten in die alte Heimat, die Landsleute mit Kulturgut zu erfreuen. Diese werden es ihnen danken.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Gastgeber in Wolkendorf und Sathmar für den herzlichen Empfang und die unvergesslichen Abende. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die Mitreisenden, die uns Informationen zur Geschichte Rumäniens und Siebenbürgens vermittelt haben.

Gerlinde Gross, Brigitte Berner

Schlagwörter: Nürnberg, Reisebericht

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