25. April 2012

Schul-Ausstellung in Fürther Gymnasium

„Wir freuen uns, bemerkenswerte Inhalte europäischer Kultur, die sonst vergessen würden, in unserem Schulhaus in Erinnerung zu bringen.“ Mit diesen Worten begann Oberstudiendirektor Rainer Erhardt am 21. März im Helene-Lange-Gymnasium Fürth seine einführende Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“ in der größten mittelfränkischen höheren Schule.
„Auch in Siebenbürgen ist Großartiges geleistet worden, insbesondere im Bildungsbereich“, fügte er hinzu und erläuterte, wie die Ausstellung während der nächsten Zeit integraler Bestandteil des täglichen Unterrichts in bestimmten Klassenstufen werden solle. Das Kammerorchester der Schule besorgte unter der Leitung von Sabine Zengler den die Reden umschließenden musikalischen Rahmen. Die dargebrachte Klezmermusik führte in den Osten Europas.

Nachdem Rainer Erhardt von einer „großen Ehre“ gesprochen hatte, hier an einem historischen Ort, einer Schule, diese Ausstellung zu zeigen, lobte Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung die Initiatoren, den Kreisverband der Siebenbürger Sachsen: „Das Thema der Identität ist bestens festzumachen an der Bildung. Wir aus dem Rathaus wissen, dass Sie dieser offenen Stadt viel gegeben haben. Es ist auch Ihre Stadt, Ihre Schule, Ihre Gesellschaft, die Sie als bestens integrierte Mitbürger bereichern.“
Ausstellungseröffnung im Helene-Lange-Gymnasium ...
Ausstellungseröffnung im Helene-Lange-Gymnasium im Beisein des Fürther Oberbürgermeisters Dr. Thomas Jung (erste Sitzreihe, außen rechts). Foto: Georg Hutter
Inge Alzner moderierte den Abend. Die Kreisverbandsvorsitzende begrüßte die Gäste, allen voran Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, die CSU-Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger, den Fraktionsvorsitzenden Dr. Joachim Schmidt (CSU), die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Birgit Beyer-Tersch (CSU) und Birgit Arnold (SPD), die Stadtraträtin Claudia Middendorf (CSU), die Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter, den Vorsitzenden des Hauses der Heimat, Horst Göbbel, zahlreiche Kreisvorstandsmitglieder sowie den Schöpfer der Ausstellung, Michael Schneider, Mitbegründer und langjähriger Leiter des Schulmuseums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Während Dr. Joachim Schmidt, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, die „große Spannung, das große Interesse an einer Minderheit, die ihre Kultur, ihre Sprache über Jahrhunderte bewahrt hat“, hervorhob, betonte die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Birgit Arnold von der SPD-Stadtratsfraktion das „große Zusammengehörigkeitsgefühl der sehr engagierten, sehr fleißigen Siebenbürger Sachsen“. Schließlich dankte Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger (CSU) für diese Ausstellung über Schulen in einer Schule, denn Schule sei zugleich „Infrastruktur für das Leben und für Identität, eine deutsche Identität, die den Siebenbürger Sachsen in besonderem Maße zu Eigen“ sei.

Inge Alzner betonte in ihrer Begrüßung die Verbundenheit der Siebenbürger Sachsen mit den Bewohnern der Stadt Fürth: „Wir sind froh und glücklich, hier in dieser Stadt zu leben, uns an dem kulturellen, politischen und sozialen Leben der Stadt beteiligen zu können, hier in der sichersten Stadt Bayerns, in der Stadt mit den besten Autofahrern – hier zu Hause sein zu dürfen. Wir fühlen uns wohl in Fürth. Gleichzeitig möchten wir Ihnen, liebe Fürther, aber auch unsere Kultur, die Kultur der Siebenbürger Sachsen näher bringen“.

Michael Schneider war es vorbehalten, wissenschaftlich fundiert und rhetorisch versiert in die Ausstellung hier in der „Wissenschafts- und Toleranzstadt Fürth“ einzuführen. Der präzise Rückblick auf die Anfänge, die Ausprägungen, die Fortentwicklung und insbesondere auf die immense Bedeutung des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens für die pure Existenz der Siebenbürger Sachsen als eigenständiger Teil des deutschen Volkes mit einer unverwechselbaren Identität im weit entfernten Siebenbürgen, die unauflösliche Einheit zwischen Schule und (evangelischer) Kirche („Schule und Kirche, die einzigen Garanten siebenbürgisch-sächsischer Identität“), zwischen Bildung und Glauben, die frühzeitlichen demokratischen Elemente dieses weitgehend modernen und recht effizienten Bildungswesens (mit freier Pfarrer- und Lehrerwahl, mit frühzeitiger Einführung einer flächendeckenden Schulpflicht für Jungen und Mädchen, exemplarischem Aufbau einer Schülermitverwaltung im siebenbürgischen Coetus, mit der Öffnung deutscher Schulen für alle anderen siebenbürgischen Ethnien, also gelebte Toleranz), das jahrhundertelange Nichtdurchschneiden der Bildungsnabelschnur zum deutschen universitären Sprachraum, die Behauptung auch im kommunistischen Unterdrückungssystem sowie die Schaffung der Basis für gelingende Integration nach dem Zuzug nach Deutschland oder Österreich – all diese Aspekte, verbunden mit der Tatsache, dass auch nach unserem massiven Wegzug aus Siebenbürgen dort die deutschsprachigen Schulen weiterhin hoch im Kurs stehen, all dies ließ viele der Anwesenden, ob Siebenbürger oder Nichtsiebenbürger, staunen. So wie Albert Huet im 16. Jahrhundert die Schule als „seminarium rei publicae“ („Pflanzstätte des Gemeinwesens“) bezeichnet, so haben unsere Lehrer in der kommunistischen Zeit den „Klassenraum für uns Schüler zum Schutzraum“ verwandelt.

Feine siebenbürgisch-sächsische Bäckerei der von Rosel Potoradi schwungvoll geleiteten Nachbarschaft Fürth und dazu passende Getränke mundeten beim nachfolgenden Empfang. Dank gebührt für diese gelungene Ausstellungsinitiative dem Kreisverband Nürnberg, allen Helferinnen und Helfern, namentlich Inge Alzner und Michael Schneider.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Ausstellung, Schule, Siebenbürgen, Fürth

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