1. Juli 2019

Ein Wochenende für die Zukunft: SJD veranstaltete den ersten Zukunftsworkshop

„Danke für das erfolgreiche, lehrreiche und spaßige Wochenende! Ich nehme viel mit, vor allem aus den vielen interessanten Gesprächen, die geführt wurden!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich einer/eine der Teilnehmer/innen des ersten Zukunftsworkshops der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), der vom 26.-28. April in Bad Kissingen im Heiligenhof in Bad Kissingen stattfand. Was in diesem Zitat beschrieben wird, war das Ziel der Veranstaltung mit dem Motto „Brücken in die Zukunft“: Ein Wochenende lang sollten sich Jugendliche aus Deutschland und Rumänien mit Vergangenheit und Gegenwart der Kinder- und Jugendarbeit im siebenbürgischen Kontext beschäftigen, um neue Ideen für eine zukunftsfähige Gemeinschaft zu entwickeln.
Beginn war am Freitag, nachdem alle angereist waren, mit einem lockeren Abend, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich selbst und ihre Erwartungen an das Wochenende vorstellten. Schnell wurde klar, dass wir ein bunt zusammengewürfelter Haufen waren: von 14 bis über Mitte 30 war jedes Alter von Jugend und Junggebliebenen vertreten, die aus verschiedenen Bundesländern sowie Siebenbürgen angereist waren. Einige davon sind teilweise selbst seit Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, andere noch Neulinge, die aber großes Interesse zeigten, sich in der Zukunft für die siebenbürgische Kinder- und Jugendarbeit zu engagieren. Trotz dieser Unterschiede haben sich „alle sehr schnell gut verstanden“, so das Feedback einer teilnehmenden Person. Der erste Abend endete in einer Rückschau der Highlights der jüngsten vergangenen Veranstaltungen und Projekte der SJD.
Unter siebenbürgischer Flagge: Zukunftsworkshop ...
Unter siebenbürgischer Flagge: Zukunftsworkshop der SJD in Bad Kissingen. Foto: Manuel Krafft
Am Samstagmorgen begann das Programm mit verschiedenen Vorträgen, angefangen mit einem Blick in die Vergangenheit – schließlich kann die Zukunft nicht gestaltet werden, ohne die bereits geleistete Arbeit, die erfolgreichen Projekte und Herangehensweisen, aber auch eventuelle Fehler, aus denen man lernen kann, zu kennen. Dr. Ingrid Schiel aus Gundelsheim referierte über die siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit in Deutschland von Mitte der 1950er bis 2000, daran knüpfte Dr. Dr. Gerald Volkmer aus Oldenburg mit seinem Vortrag „Diversität – Modernität – Kontinuität?“ an und präsentierte die Jugendarbeit von 1986 bis 2016.

Es folgte ein interaktives Referat des jungen Siebenbürgers Fabian Richter aus Aachen zu Identitätsfragen der Siebenbürger Sachsen, bei dem bereits ein angeregter Austausch stattfand. Hier wurden die Jugendlichen erstmals selbst aktiv und konnten sich die Frage stellen und beantworten, was es für sie bedeutet, Siebenbürger Sachse zu sein. Die verschiedenen Antworten mündeten in eine lebhafte Diskussion.

Sehr aufschlussreich waren die folgenden Berichte und Einblicke von Andrea Rost und Winfried Ziegler aus Hermannstadt, die den Neuaufbau des Forums nach der Revolution und dem Exodus darstellten, sowie eine Präsentation der kirchlichen Jugendarbeit im Rahmen der Evangelischen Kirche in Rumänien von Franziska Fiedler aus Hermannstadt. Auf diese Weise erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick in Wirken und Arbeiten für und mit der Jugend in Siebenbürgen und gewannen spannende Anreize für Veranstaltungsideen und Projekte.

Nach all diesem wertvollen Input am Vormittag war es nach einer Stärkung zu Mittag an der Zeit, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden. Zu verschiedenen Themenkomplexen, die in den Vorträgen angesprochen worden waren, wurde in Kleingruppen diskutiert und „gebrainstormt“. Die Fragestellungen reichten von „Welchen Bezug hat die siebenbürgische Jugend noch zueinander?“ über „TTT – Tanz Tracht Tradition – sonst nichts?“ bis hin zu „Wie sieht die SJD im Jahr 2030 aus?“. In kurzer Zeit entwickelten die Diskutierenden interessante Ideen. Diese fingen an bei verstärktem internationalem Austausch durch mehr Bildungsfahrten und Begegnungen, gingen über in die Planung einer perfekten Veranstaltung bis hin zu der Äußerung des Wunsches, die Mundart unter der Jugend bekannter zu machen und zu fördern.

Gerade diese Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen, wurde von den Teilnehmenden sehr gelobt: „Was mir gut gefallen hat, ist, dass es sowohl informativ als auch interaktiv war. Es war auch schön, dass man sich so viele Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven anhören konnte“, äußerte sich einer der Jugendlichen beispielsweise. „Vor allem interessant zu hören, was in Rumänien angeboten wird. Mehr Austausch nach Siebenbürgen“, wurde von einem anderen Teilnehmer bemerkt und gewünscht. Neue Impulse und Sammlung von Ideen wurden begrüßt und werden von nun an in die eigene ehrenamtliche Tätigkeit einfließen.

Im Rahmen der Ergebnispräsentation wurde am Abend weiter diskutiert, welche Möglichkeiten sinnvoll und praktikabel wären, wie man mehrere Ideen verbinden könnte und auch schon konkrete Pläne geschmiedet, darunter eine gemeinsame Reise zum von der siebenbürgischen Jugend in Rumänien organisierten Holzstock-Festival in Holzmengen.

Die Gespräche wurden an beiden Abenden in gemütlicher Runde weitergeführt und man tauschte sich bis tief in die Nacht aus. Die „zwanglose[n] Gespräche am Abend bei Bier und Wein“, wie sie einer der Mitwirkenden im Feedbackbogen nannte, führten zu weiterer bundes- und länderübergreifender Vernetzung und konkreter Ideenausgestaltung.

Den Abschluss dieses produktiven Wochenendes bildeten am Sonntag die Vorträge von Dr. Heinke Fabritius aus Gundelsheim und Aurelia Brecht aus Hermannstadt, die verschiedene Kooperationsmöglichkeiten und vor allem wichtige Hilfestellungen für Projektförderungen vorstellten. So wurden den Jugendlichen sinnvolle Tipps zur Realisierung von auch größeren Projekten von und für Jugendliche und Kinder an die Hand gegeben, sodass die Ideen, die an diesem Wochenende entstanden sind, nicht nur Ideen bleiben, sondern auch in die Tat umgesetzt werden können.

Sowohl die Organisatorinnen und Organisatoren als auch die Jugendlichen gingen mit neu gewonnener Motivation und Ideen für die Jugendarbeit – in der SJD, in den Heimatortsgemeinschaften oder in Siebenbürgen – nach Hause. Das Feedback war durchweg positiv mit vielen Wünschen, dass sich so eine Veranstaltung wiederhole. Ein Teilnehmer merkte an: „Das Thema Zukunft ist so wichtig und dies war die erste Veranstaltung, um sich mit dem Thema zu beschäftigen.“ „Es würde mich sehr freuen, dass wir in Kontakt bleiben und [uns] zu verschiedenen Gelegenheiten wieder treffen“, äußerte ein anderer Teilnehmer. Denn der wichtigste Nebeneffekt sind sicher die an diesem Wochenende geschlossenen Bekanntschaften und Freundschaften zwischen den jungen Leuten aus Deutschland und Siebenbürgen.

Vielen Dank an die Referentinnen und Referenten, Mitwirkenden, Organisierenden sowie den Heiligenhof. Die verständigungspolitische Veranstaltung wurde vom Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat gefördert. Hierfür sei herzlich gedankt.

Jacqueline Melzer

Schlagwörter: SJD, Workshop, Heiligenhof

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