1. August 2002

Nils Håkan Mazgareanu

Nils Håkan Mazgareanu, Key Account Manager von Beruf, ist Vorsitzender des gemeinnützigen Jugendreisevereins Transylvania Tours e.V. (TT). Der gebürtige Kronstädter ist 1973 nach Deutschland ausgereist und wohnt zurzeit in Nürnberg. Das E-Mail-Interview führte Robert Sonnleitner.
Was ist "Transylvania Tours"?

TT ist ein gemeinnütziger Reiseverein, der besonders junge Menschen anspricht, die die Städte, Regionen und Landschaften Südost- und Ostmitteleuropas kennen lernen wollen. Dabei spielt Siebenbürgen natürlich eine besondere Rolle. Sämtliche Reisen haben einen historischen, landeskundlichen oder kulturellen Hintergrund. Wer mit TT reist, reist mit offenen Augen und Ohren.

Seit wann gibt es diesen gemeinnützigen Reiseverein? Wie kam es zu seiner Gründung?

TT wurde Ende 1990 gegründet. Die Idee entstand während einer langen, nächtlichen Diskussion auf der 4. Siebenbürgischen Ferienakademie 1989/90, die mittlerweile seit 16 Jahren von "Studium Transylvanicum" ausgerichtet wird. Dort wurde das Konzept grob entwickelt.

Welche Ziele verfolgt ihr mit diesem Verein? Welchen Service bietet ihr an?

Unser vorrangiges Ziel ist, dass Reisende Siebenbürgen in seiner ganzen Vielfalt "live" erleben. Weiterhin möchten wir jungen Menschen, die die Landesprache nicht oder nur unzureichend beherrschen bzw. zu geringe geographische Kenntnisse besitzen, die Möglichkeit bieten, das Land zu bereisen. Wir wollen die politische und historische Landschaft Siebenbürgens, mit der wir uns auf den Veranstaltungen von "Studium Transylvanicum" beschäftigen, auf diese Weise näher bringen. Daher besuchen wir sächsische, ungarische und rumänische Orte ebenso die Siedlungsgebiete der Szekler und Armenier. Ein elementarer Programmpunkt ist das Wandern in den Karpaten. Zweimal unternahmen wir überdies Fahrradtouren durch Siebenbürgen. Ein wesentliches Anliegen ist uns dabei, mit den Menschen vor Ort so intensiv als möglich in Kontakt zu treten, denn nur so lernt man Siebenbürgen wirklich kennen. Deshalb versuchen wir auf unseren Reisen möglichst privat und abseits der (zwar noch bescheidenen, aber immerhin vorhandenen) touristischen Ströme zu übernachten und auch das zu entdecken, was jenseits der asphaltierten Straßen verborgen liegt. Abgesehen davon, dass das Programm der Reisen komplett organisiert ist bis hin zur Selbstverpflegung, sind wir auch in der Lage, Studienreisen für Schulklassen, Lehrstühle oder andere Gruppen zu organisieren. Das haben wir in der Vergangenheit bereits bewiesen.

Wie oft veranstaltet ihr solche Fahrten? Welche Regionen werden bereist?

In den letzten elf Jahren haben wir zwei bis vier Fahrten pro Jahr durchgeführt. Eine längere, in der Regel zweiwöchige Fahrt, führt immer nach Siebenbürgen. Weiterhin veranstalten wir im Rahmen unserer "Habsburgfahrten" Kurzreisen von drei bis vier Tagen. Dabei besuchen wir Städte, Länder und Regionen, die vormals zur ehemaligen Habsburgermonarchie gehörten. Die Reisen führten uns z.B. nach Böhmen und Mähren, Wien, Prag, in die Slowakei, nach Vorderösterreich, Habsburgisch-Flandern und Slowenien.

Mit welchen Fahrzeugen seid ihr unterwegs? Besitzt der Verein eigene Fahrzeuge?

Bis vor kurzem hatten wir ein einen Bus mit neun Sitzen. Jetzt sind wir Mitglied in einem "car sharing-Verein". Dadurch nutzen und zahlen wir ein Fahrzeug (wiederum ein 9-sitzer Bus) nur dann, wenn wir es tatsächlich für eine Fahrt benötigen. Das ist erheblich günstiger und wirkt sich natürlich auch auf die Kalkulation der Fahrtkosten aus. Bei den Kurzfahrten waren wir des Öftern mehr als neun Teilnehmer. Dann fand sich immer jemand, der seinen eigenen PKW zusätzlich zur Verfügung gestellt hat.

Unterhält der Verein Beziehungen zu anderen Organisationen und Institutionen?

Wir haben natürlich sehr enge Beziehungen zu "Studium Translyanicum" und dem "Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde". Von Anfang an hatten und haben wir einen guten Draht zum Jugendforum Hermannstadt, das uns bei der Organisation vor Ort unterstützt. Im Laufe der Jahre konnten wir auch ein bescheidenes Netzwerk mit Privatpersonen in Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien aufbauen, die je nach Reise und Programm bei der Organisation gerne behilflich sind. In den 90er Jahren haben wir auch zweimal bei der Ausrichtung des Föderationsjugendlagers in Siebenbürgen mit der SJD gut zusammengearbeitet. Kooperation gab und gibt es auch mit dem Südostdeutschen Kulturwerk in München, der Sektion Karpaten im DAV sowie der ungarischen Kaspar-Helth-Stifung in Klausenburg.

Wie finanziert sich der Verein, wie viele Mitglieder zählt er? Welches sind die Voraussetzungen, um Mitglied bei TT zu werden?

Wir finanzieren uns ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen, aus Spenden und einem bescheidenen Fahrkostenanteil, den wir zur Kostendeckung benötigen. Derzeit hat der Verein rund 30 Mitglieder. Mitglied kann jeder werden. Die Mitgliedschaft ist Voraussetzung, um an den Fahrten teilnehmen zu können. Somit schwankt die Mitgliederzahl Jahr für Jahr.

Wie kam es, dass sich dieser Verein zu deiner "Herzensangelegenheit" entwickelte?

Reisen und Fotografieren gehörten schon immer zu meinen Hobbys. Und Siebenbürgen, seine Geschichte und die Menschen sind Teil meiner Identität. Ganz zu schweigen von den fantastischen Fotomotiven. Alleine reisen macht nicht so viel Spaß. Durch TT konnte ich all dieses miteinander verbinden und auch anderen Interessierten Siebenbürgen zeigen. Obendrein durfte ich außergewöhnliche Menschen kennen lernen. Manche echte Freundschaft ist so entstanden.

Welche Region Rumäniens bevorzugst du?

Ganz Siebenbürgen, vor allem das Burzenland, das Weinland um Mediasch, das Harbachtal, die Szeklergebiete sowie die Süd- und Ostkarpaten. Des Weiteren die Südbukowina mit den einzigartigen Moldauklöstern sowie die Maramuresch aufgrund ihrer grandiosen Natur und den geheimnisvollen Wäldern.

Wo findet man weitere Infos zu TT?

Im Internet unter www.transylvania-tours.de.

Danke für das Gespräch.

Link: www.transylvania-tours.de

Schlagwörter: Interview, Jugend

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