24. März 2019

Mundartgedichte als Vermächtnis: Nachruf auf Hilda Femmig

Die Mundartdichterin Hilda Femmig, am 27. August 1926 in Neudorf geboren, ist am 7. März 2019 in Heilbronn gestorben. Mit jedem Menschen verschwinden Geheimnisse aus der Welt, die aufgrund seines besonderen Wesens nur er entdecken konnte und die nach ihm niemand wieder so erleben wird. Hilda Femmig ist es gelungen, uns einen Teil ihrer Geheimnisse zu vermitteln, sie uns anzuvertrauen und sie uns ans Herz zu legen, damit wir das, was ihr wichtig war, erkennen und pflegen. Darin besteht ihr Vermächtnis. Sie hat uns ihre Geheimnisse in ihren Gedichten hinterlassen.
Wir finden ihre Geheimnisse in ­ihren Naturschilderungen wieder, in ihrer Liebe zur Heimat und zur Sprache und in den bald liebevoll-schelmisch, bald ergriffen-ehrfurchtsvoll entwickelten kleineren oder größeren Überzeugungen und Lebensphilosophien, die allesamt aus ihrem reichen Erfahrungsschatz hervorgehen. Ich bin ­sicher, dass jeder, der Hilda Femmig kannte, andere Töne und Farben, andere Nuancen in ihrem Wirken entdecken und für sich gewinnen kann.
Hilda Femmig beim Sommerfest 2018 des ...
Hilda Femmig beim Sommerfest 2018 des Liederkranzes der Siebenbürger Sachsen Heilbronn. Foto: Judith Depner
Mit dem Tod eines Menschen verliert man vieles, niemals aber die mit ihm verbrachte Zeit. In unserem Fall sind es die vielen Jahre, die wir zusammen singend im Chor und auf Reisen verbracht haben. Es sind die unterhaltsamen, erfrischenden Verse, die sie uns nach diesen gemeinsamen Erlebnissen schenkte, es sind die Treffen, die Feste, denen sie mit ihrer Anwesenheit und mit ihren Gedichten einen besonderen Glanz verlieh. Es sind aber auch die Wertschätzung im Umgang miteinander und mit unserer Tradition, die Gewissenhaftigkeit, mit der sich der Mensch Hilda Femmig in unsere Gemeinschaft eingebracht hat, es ist nicht zuletzt ihr überaus reiches Wissen, mit dem sie uns immer wieder überrascht und beeindruckt hat, und es sind ihr bescheidenes Wesen sowie ihre pfiffige, verschmitzte Art, Dinge zuweilen mit der notwendigen Leichtigkeit zu betrachten, ihr ganz spezieller Humor.

Die Kreisgruppe Heilbronn im Verband der Siebenbürger Sachsen, unser Chor und unser Seniorenkreis verneigen sich in Freundschaft und Dankbarkeit vor Hilda Femmig. Ihre Gedichte fließen ein in unser siebenbürgisch-sächsisches Vermächtnis, wie sie in ihrem Gedicht „Ken Owend“ andeutet: „Sil näster mih kun –/ et kit net draf un./ Wä allest vergiht/ verklängt uch me Lied/ won a s L i e d nor bleiwt./ Ich bidden ich, schreiwt!“.

Hannelore Schuster

Schlagwörter: Nachruf, Dichterin, Mundart, Sachsesch Wält, Kreisgruppe, Heilbronn

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Neueste Kommentare

  • 02.04.2019, 23:35 Uhr von Doris Hutter: Da haben Sie echt etwas verpasst, Martin Hermann! Hilda Femmig war eine außergewöhnlich ... [weiter]
  • 29.03.2019, 08:39 Uhr von Martin Hermann: Ich habe Hilda Femmig leider nie kennengelernt - jedoch einige ihrer Gedichte gelesen, die mich ... [weiter]

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