29. November 2018

Herausragender Architekt und Denkmalpfleger: Hermann Fabini zum Achtzigsten

Dr. Hermann Fabini hat sich vielfältig für die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft und ihr reiches Kulturgut eingesetzt. Der am 8. Oktober 1938 in Kronstadt Geborene hat sich schon frühzeitig als Architekt und Denkmalpfleger, aber auch in zahlreichen kirchlichen und politischen Ehrenämtern ­einen Namen gemacht. Sein Leben und Wirken sind ein beredtes Zeugnis eines Menschen und Christen, der auf ein erfülltes und segensreiches Lebenswerk zurückblicken darf. Die folgende Würdigung von Altbischof D. Dr. Christoph Klein beruht auf seinem Beitrag in dem kürzlich im Schiller-Verlag erschienenen Buch „Siebenbürgische Erinnerungsorte in Lebensbildern“, den er aus Anlass des 80. Geburtstags von Hermann Fabini gekürzt und leicht überarbeitet hat.
Nach Abschluss des Studiums der Architektur an der „Ion-Mincu-Universität“ in Bukarest (1962) und der anschließenden Tätigkeit beim Bürgermeisteramt in Mediasch als Architekt und später Stadtarchitekt wurde Hermann Fabini 1968 als Kulturreferent und Leiter der Bauabteilung des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien mit Sitz in Hermannstadt berufen. Hier hat er vorwiegend die Restaurierungsarbeiten von Kirchenburgen und Stadtkirchen verantwortet. 1971 erhielt er eine Anstellung als leitender Planer für große staatliche Projekte der „Direktion für Baudenkmäler“ in Bukarest. In diese Zeit fällt die Restaurierung des alten Rathauses von Hermannstadt, die 1967 begonnen worden war und bei der Fabini – nach seinem engagierten Einsatz bei der Planung und Wiederherstellung des Wohnturmes des einstigen mittelalterlichen Patrizierhauses – in den Jahren 1971-1988 die gesamte Restaurierung geleitet hat. Ebenso hat er in diesen Jahren auch die Planung und Konsolidierungsarbeiten an der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt und am „Schuller-Haus“ in Mediasch durchgeführt.
Hermann Fabini mit dem ehemaligen Ersten ...
Hermann Fabini mit dem ehemaligen Ersten Bürgermeister von Bremen Henning Scherf vor dem evangelischen Stadtpfarrhaus auf dem Huetplatz in Hermannstadt (2011). Fotos: Konrad Klein
Nach der Auflösung der staatlichen Direktion für Denkmalpflege in Rumänien 1977 fand der inzwischen promovierte Architekt Hermann Fabini eine neue Dienststelle beim Kreiskommunalunternehmen in Hermannstadt. Bereits seit 1971 hatte er zugleich die Restaurierung der Schwarzen Kirche in Kronstadt als leitender Architekt verantwortet, so dass – dank der finanziellen Unterstützung dieses Projektes durch die Rheinische Evangelische Kirche – die Arbeiten an den ­Innenräumen 1984 abgeschlossen werden konnten, worauf die Restaurierung der Außenfassaden folgte, die 1998 beendet wurde, so dass die Schwarze Kirche wiedereingeweiht werden konnte.

Zu den von Hermann Fabini in dieser Zeit durchgeführten Projekten gehörte auch die Restaurierung der Kirchenburg in Birthälm, die durch das Erdbeben im März 1977 gefährliche Schäden aufwies. Diese wurden durch umfangreiche Arbeiten in den Jahren 1978-1991 behoben. Für diese Restaurierungsarbeit ist Dr. Fabini 1991 mit dem „Europa-Nostra-Preis“ ausgezeichnet worden. Durch den entschiedenen Einsatz und die gründlich ausgearbeitete Dokumentation wurde die Kirchenburg mit Ortschaft 1993 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Nach der Wende 1989 war erstmals die gesetzliche Möglichkeit gegeben, Privatfirmen zu eröffnen. Davon machte das Ehepaar Alida und Hermann Fabini im Mai 1990 Gebrauch und gründete in Hermannstadt das „ABF Architekturbüro Fabini“. Die Tätigkeit der Firma verfolgt vor allem zwei Ziele: einerseits Planung von Bauvorhaben, insbesondere von denkmalpflegerischen Restaurierungsprojekten, aber auch Neu- und Industriebauten; und andererseits die Erstellung von Veröffentlichungen, die vorrangig der siebenbürgisch-sächsischen Baukultur gelten. Mit Hilfe von verschiedenen Stiftungen konnte die Firma auf diese Weise eine Reihe von denkmalpflegerischen und ähnlichen Aufträgen übernehmen.
Architekt Hermann Fabini mit Ehefrau Alida, links ...
Architekt Hermann Fabini mit Ehefrau Alida, links Henning Scherf und Dechant Heinz-Dietrich Galter auf dem Huetplatz in Hermannstadt (2011).
Eines der ersten großen Aufträge war die Erstellung des Projekts für den Bau des „Alten- und Pflegeheims Dr. Carl Wolff“ in Hermannstadt. Das Projekt für den Bau und die Leitung der Durchführung der Arbeiten von Anfang an bis zu der Eröffnung des Heims im Jahr 1994 wurde Dr. Hermann Fabini anvertraut, der die Planung und Begleitung der gesamten Arbeit – im ständigen Kontakt mit den Vertretern des Diakonischen Werks der EKD in Stuttgart und des Bundesministeriums des Inneren in Bonn – übernahm. Ebenso war er an dem späteren Bau des Hospizes und des Kinderhospizes als zuständiger Fachmann maßgeblich beteiligt.

Weiterhin sind hier die Restaurierungsarbeiten an der Kirchenburg in Holzmengen (1995 abgeschlossen) und Hamruden (2001 abgeschlossen) zu nennen, die durch die Finanzierung der Stiftung „Deutsches Kulturerbe in Rumänien“, die auf Initiative des damaligen deutschen Botschafters in Bukarest, Dr. Klaus Terfloth, gegründet worden war, möglich werden konnten. Ähnlich erfolgten aus Mitteln der „Kulturstiftung der Länder“ aus Deutschland unter Leitung von Hermann Fabini Konsolidierungsarbeiten an den Kirchenburgen in Bogeschdorf und in Weidenbach (1995 abgeschlossen). Dank der Unterstützung durch die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung in München konnten – in Zusammenarbeit mit dem World Monument Fund – die Restaurierungsarbeiten an der Birthälmer Kirchenburg fortgesetzt werden. Diese Stiftung hatte sich schon vorher mit großzügigen Finanzierungen für die Restaurierungsarbeit in Tartlau eingesetzt, indem sie bereits im Jahr 1992 die Patenschaft für diese und später auch für die Kirchenburg in Honigberg übernommen hatte und deren Erhalt auch für die Zukunft sicherte. Aus Mitteln der HOG und mit Hilfe staatlicher Unterstützung wurde 1995-1999 auch die wertvolle romanische Basilika in Mönchsdorf restauriert.

1998 hat die staatliche Denkmalpflege von Luxemburg die Finanzierung von zwei Projekten in Hermannstadt ermöglicht. Es handelt sich um den „Kulturweg durch die Stadt“ und die Restaurierung des sogenannten „Schaser-Hauses“, das von einer Luxemburger Firma in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Fabini durchgeführt wurde. So konnte schließlich 2004 das heutige „Luxemburg-Haus“ eingeweiht werden.

Die Projekte für alle diese Arbeiten wurden vom Architekturbüro Fabini erstellt, die auch ihre Durchführung begleitet und überwacht hat. Zudem hat sich Dr. Fabini um die Restaurierung der Fassade des Brukenthalmuseums verdient gemacht, für die er neben der Erstellung des Projekts auch mit der Kostenberechnung beauftragt war. Maßgeblich beteiligt war er auch am Aufbau des „Begegnungs- und Kulturzentrums Friedrich Teutsch“, wofür er die Gesamtplanung und die Begleitung der Durchführung des Projekts übernommen hatte. Zur Darstellung der verschiedenen Perioden der Geschichte der Siebenbürger Sachsen im Museumstrakt trug er entscheidend bei (das Museum wurde 2007 eröffnet).

2012 fand die Gründung einer eigenen Stiftung „Patrimonium Saxonicum“ als Nachfolgeinstitution der Firma ABF statt. Sie soll einen Beitrag zur Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes leisten. Gemeint sind damit die beweglichen und unbeweglichen Güter, „die als Zeugnis siebenbürgisch-sächsischen Lebens wichtig und erhaltenswert sind“. Die Arbeit der Stiftung konzentriert sich auf den in Siebenbürgen befindlichen Teil des sächsischen Kulturerbes.

Fabinis Lebenswerk wird auch aus den zahlreichen Publikationen sichtbar, von denen die wichtigsten hier angeführt werden. Die Dissertation „Gotik in Hermannstadt“ (1982) behandelt den gotischen Wohnbau mit Schwerpunkt in Hermannstadt. 1986 wurde das 1985 erschienene Buch „Kirchenburgen in Siebenbürgen. Abbild und Selbstdarstellung siebenbürgisch-sächsischer Dorfgemeinschafen“ im Böhlau-Verlag als Lizenzausgabe für den westlichen Markt publiziert, das 1991 in Leipzig neu aufgelegt wurde.

1996 wurde im Rahmen des Publikationsprogramms des ABF Architekturbüros Fabini der „Monumenta“-Verlag eingerichtet, der sich hauptsächlich mit der Bekanntmachung von Baudenkmälern Siebenbürgens beschäftigt. So sind in der Reihe „Baudenkmäler in Siebenbürgen“ über 60 Denkmalführer in Form von 20-seitigen Broschüren erschienen. 1998 und 1999 wurde der „Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen“ in zwei Bänden veröffentlicht und im Jahr darauf eine Monographie über Hermannstadt, die vom Bukarester Kulturminister auf der Expo 2000 in Hannover vorgestellt wurde. 2007 gab Fabini ein Buch mit alten Stadtplänen und Veduten von Hermannstadt heraus, die der frühere Stadtarchitekt Otto Czekelius (1885-1974) gesammelt hatte. 2009 erschien das Buch „Die Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen“ in rumänischer Sprache sowie 2010 in deutscher und in englischer Sprache mit einem Vorwort des englischen Thronfolgers Prince Charles.

Für seine Verdienste ist Architekt Dr. Hermann Fabini mit einer Reihe von Auszeichnungen gewürdigt worden. So erhielt er, wie bereits erwähnt, 1991 das Europa-Nostra-Diplom für die Restaurierung der Kirchenburg in Birthälm und 1996 den „Europapreis für Denkmalpflege der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. Hamburg“ sowie 2000 seitens des rumänischen Staatspräsidenten den „Nationalen Verdienstorden im Rang eines Ritters“. Dazu kam 2004 der Preis des Kulturministeriums Bukarest für die Restaurierung des „Luxemburg-Hauses“ in Hermannstadt. 2007 verliehen ihm die Verbände der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis.

An dieser Stelle soll schließlich das kirchliche und politische Engagement von Dr. Hermann Fabini Erwähnung finden. Er war bereits 1972 Mitglied des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, ein Ehrenamt, das er – mit einer Unterbrechung von 1990-1994 – bis 2004 wahrgenommen hat. 1981-1987 war er Kurator der Kirchengemeinde Hermannstadt. Als solche hat er sich auch in Fragen der Hermannstädter Stadtpfarrkirche und der Gotteshäuser und Kirchenburgen aktiv eingebracht.

Nach der Wende hat Hermann Fabini auch politische Ämter wahrgenommen. So war er an der Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien führend beteiligt und hat sich erfolgreich für die Rückerstattung des heutigen Forumshauses eingesetzt und später auch die Restaurierung des einstigen „Lutschhauses“ an der Ecke zwischen Großem Ring und Sporergasse in die Wege geleitet und durchgeführt. Von Januar bis Mai 1990 war er Mitglied des „Provisorischen Rates der Einheit“ (CPUN), dem damaligen provisorischen Parlament Rumäniens. 1992-1996 war er Mitglied im Stadtrat von Hermannstadt und 2000 Mitglied des Hermannstädter Kreisrates und anschließend (bis 2004) Mitglied des Senats im rumänischen Parlament. Als solcher hat er sich für die Belange der deutschen Minderheit entschieden engagiert. So hat er sich zum Beispiel gegen die Einrichtung eines „Dracula-Parks“ in der Nähe von Schäßburg erfolgreich eingesetzt. Ebenso hat er sich für die Rückerstattung des 1948 enteigneten Brukenthalmuseums an die Kirchengemeinde Hermannstadt, der rechtmäßigen Besitzerin, verwendet, die schließlich durchgesetzt wurde.

Ihm und seiner Gattin Alida Fabini, die ihn auf diesem Weg mit ihrer engagierten Mitarbeit begleitet hat, zollen die evangelische Kirche und die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen bleibenden Dank. Im Rahmen des fünften „Kirchenburgengesprächs“ der „Stiftung Kirchenburgen“ wurden denn auch Hermann Fabini und seine Gattin Alida Fabini, die nur einige Tage nach ihrem Mann dies „biblische Alter“ erreicht hat, am 29. Oktober im Festsaal des Bischofshauses bei einem anschließenden Sektempfang in diesen Sinne gewürdigt. Ist doch ihr Leben und Wirken bis heute stets mit einer aktiven Beteiligung am geistlichen Leben und entschiedener Bezeugung ihres in der Tradition unserer Kirche gegründeten Glaubens verbunden.

Christoph Klein

Schlagwörter: Kultur, Fabini, Architekt, Denkmalpflege, Hermannstadt, Schäßburg

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