15. April 2018

Wie Siebenbuerger.de am Puls der Zeit bleibt: Interview mit den vier Webmastern

Der Verband der Siebenbürger Sachsen verdankt sein Image, modern und offen für den Dialog mit Jung und Alt sowie für neue Medien zu sein, vor allem seinem Internetauftritt Siebenbuerger.de. Das Portal präsentiert die Siebenbürger Sachsen einer weltweiten Öffentlichkeit und ermöglicht der zerstreut lebenden Gemeinschaft (community), besser miteinander zu kommunizieren. Der Internetauftritt ist der innovativste Bereich des Verbandes. Dafür sorgen vier Webmaster: Robert Sonnleitner (47, Industrietechnologe Datentechnik), Bundesreferent für Internet und Online-Medien des Verbands, Hans-Detlev Buchner (42, Programmierer), Günther Melzer (50, Webdesigner) und Gunther Krauss (41, Diplom-Mathematiker). Mit ihnen führte Siegbert Bruss folgendes Interview über die vielseitigen Angebote von Siebenbuerger.de und den Relaunch vor zehn Jahren.
Die Vorbereitungen für den Heimattag in Dinkelsbühl laufen auf Hochtouren. Mit welchen Aktionen begleitet Siebenbuerger.de das Pfingstfest, das größte Ereignis der Siebenbürger Sachsen im Jahresverlauf?

Robert Sonnleitner: Von der Ankündigung bis zur Nachbearbeitung sind wir mit dabei. Mit wir meine ich das Online-Referat, also Webmaster, Internetreferat und Redaktion der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ). Um möglichst viele Besucher zu erreichen, setzen wir alle Online-Medien unseres Verbandes ein: die Webpräsenz Siebenbuerger.de, den Newsletter, die neue WebApp und natürlich die sozialen Medien Facebook, YouTube, Instagram und Twitter. Dabei belassen wir es nicht nur beim Veröffentlichen von Termin-, Programminformation, Nachrichten oder Pressemitteilungen, sondern wir starten auch Umfragen und publizieren Veranstaltungs-Flyer und Poster. Das „Alphabet zum Heimattag“ liefert alljährlich aktuelle Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen zum Heimattag von A wie Anreise bis Z wie Zeltplatz.

Für die größtmögliche Aufmerksamkeit setzen wir visuelle Inhalte ein, um auf einfache und lebendige Art potenzielle Teilnehmer und „Follower“ über die Fortschritte zu informieren. Wir wecken Neugierde mit Impressionen, Interviews, Vortragsinhalten, Preisträgern oder Festrednern. Mit dem Livestreaming vom Heimattag, Sachsentreffen und Kirchentag haben wir im vergangenen Jahr viele neue Interessenten erreicht und als neue „Follower“ dauerhaft gewonnen. Wir werden auch dieses Jahr die Daheimgebliebenen mit Live-Übertragungen auf Facebook, Video-Interviews auf YouTube und natürlich auch mit Fotos und Bildergalerien auf Siebenbuerger.de und Instagram versorgen.

Das zweite Jahr in Folge werden wir mit unserer „WebApp zum Heimattag“ die Veranstaltungen des Pfingsttreffens auch räumlich auf einem Stadtplan anzeigen. So können die Benutzer auf ihrem Smartphone oder Tablet direkt erkennen, welche Veranstaltungen in der Nähe stattfinden. Außerdem werden Standorte wie Trefflokale, Veranstaltungsorte, Parkplätze, öffentliche Toiletten u.a. auf der Karte angezeigt. Nach dem Heimattag ist vor dem Heimattag. Mit Berichten, Fotostrecken und Videos wird die Nachbearbeitung dieses Events vollzogen.
Die vier Webmaster leisten eine hervorragende ...
Die vier Webmaster leisten eine hervorragende Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, vorne im Bild beim Internetseminar im Dezember 2011 in Bad Kissingen. Foto: Eric Scherer
Vor gut zehn Jahren wurde Siebenbuerger.de erneuert. Der Relaunch begann im Sommer 2007 mit dem Zeitungsbereich und den Diskussionsforen, danach wurden der Portalbereich, die Infoseiten des Verbandes, die Ortschaften und am 1. August 2010 mit einem neuen Layout des Webshops abgeschlossen. Was hat sich für die Benutzer konkret geändert?

Gunther Krauss: Die vielleicht wichtigste Änderung war die Neuentwicklung eines Redaktions- und Verwaltungssystems für die Webseite. Zwar sehen die Benutzer unmittelbar nichts davon, aber das neue System ermöglicht es, aktuelle Inhalte viel effizienter und zeitnah einzustellen, so dass sich sowohl Aktualität als auch Umfang der Informationen wesentlich erhöht haben. Als Beispiel seien nur die Bildergalerien oder die Mundartaufnahmen genannt. Zudem können Benutzer Inhalte nicht nur als Webseite für den Computer aufrufen, sondern auch als mobile Webseite für Smartphones und Tablets, Online-Artikel beispielsweise als E-Books herunterladen und Termine in den eigenen Terminkalender importieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass Informationen besser strukturiert und durchsuchbar sind, und die Benutzer somit praktisch ein Archiv zur Verfügung haben. Und wie das in Modedingen so ist: Vor elf Jahren war das neue Layout modern und zeitgemäß (und in elf Jahren ist es dann wieder „retro-chic“).

Ihr habt als Webmaster stets gesagt und auch danach gehandelt: „Wir müssen die Benutzer dort abholen, wo sie sind.“ Wie gelingt es Siebenbuerger.de, eine starke Präsenz in den sozialen Medien zu zeigen?

Günther Melzer: Die sozialen Medien entwickeln sich in einem enormen Tempo weiter und die vielen neuen Möglichkeiten, die diese bieten, können wir in Dinkelsbühl immer sehr gut testen. Letztes Jahr haben wir erstmals komplette Veranstaltungen live auf der Facebook-Seite des Verbandes facebook.com/siebenbuerger.de übertragen. Die Videos der Veranstaltungen können auch noch nach der Live-Übertragung auf der FacebookSeite angesehen werden. Die Abrufzahlen der Live-Videos waren letztes Jahr so hoch, beispielsweise erreichte das Kronenfest 20000 Abrufe und die Volkstanzveranstaltung vor der Schranne 22000 Abrufe, dass wir diese beibehalten wollen. Um die Jugend zu erreichen, werden wir in diesem Jahr auch Instagram intensiver nutzen. Dort bietet die neue und sehr beliebte Stories-Funktion die Möglichkeit, kurze Geschichten einzustellen. Eine solche Story kann Fotos, Video-Clips, Texte, sogenannte Boomerangs, Liveübertragungen und Umfragen enthalten. In der Instagram-App ist der Verband über das Stichwort „siebenbuerger“ zu finden.

Welche Möglichkeiten haben die Besucher von Siebenbuerger.de, sich aktiv an der Gestaltung der Webseite zu beteiligen?

Hans-Detlev Buchner: Die Webpräsenz des Verbandes lebt genauso wie auch der Verband selber vom Mitmachen. Von Anfang an konnten die Besucher im Forum an Diskussionen teilnehmen. Danach kam der Ortschaftenbereich hinzu, wo man Beiträge zu den einzelnen Herkunftsorten beisteuern konnte. Dieser Bereich erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Es werden in zunehmendem Maße auch Fotos hochgeladen oder Videos von YouTube eingebunden. Des Weiteren können die Pressereferenten der einzelnen Verbandsgruppierungen der SbZ-Redaktion neben Artikeln auch Fotostrecken zusenden, die dann auf Siebenbuerger.de veröffentlicht werden. Wer in der heutigen Zeit gesehen werden will, kann nie genug Inhalte ins Netz stellen. Deswegen versuchen wir bei den alljährlich im Dezember stattfindenden Internetseminaren die Leute zu ermutigen, siebenbürgische Inhalte zu veröffentlichen, sowohl auf Siebenbuerger.de wie auch auf privaten Homepages und sozialen Medien.

Welche Vorteile genießen Mitglieder des Verbandes, wenn sie sich als Premium-Mitglied bei Siebenbuerger.de anmelden?

Gunther Krauss: Das Augenfälligste ist natürlich die aktuelle Druckausgabe, die nur Verbandsmitgliedern zur Verfügung steht. Viele Artikel seit dem Jahr 2000 sind zwar auch in der Online-Version für jedermann lesbar, aber das (fast) lückenlose Archiv der Zeitungsausgaben von 1950 bis heute ist wirklich ein „Premium“-Inhalt, der den über 2600 Premium-Mitgliedern exklusiv zur Verfügung steht. Zudem können sie diverse Medien, z.B. eine CD mit siebenbürgischen Märchen, herunterladen. Im Übrigen bezieht sich das „Premium“ auf die Exklusivität der Inhalte und nicht auf die Qualität der Mitglieder. Seit die Kommentarfunktion auf (durchaus nachvollziehbaren) Beschluss des Bundesvorstandes nur noch den Premium-Mitgliedern, also den Verbandsmitgliedern, zur Verfügung steht, sehe ich eine Abnahme der Quantität, aber nicht unbedingt eine Zunahme der Qualität der Beiträge.;)

Die Diskussionskultur lässt in der Tat manchmal zu wünschen übrig. Die Kommentare zu den SbZ-Artikeln und die Diskussionsforen sind ursprünglich für einen zwanglosen Austausch unter Landsleuten gedacht. Hat sich dieses Kommunikationsmittel bewährt?

Günther Melzer: Auch wenn die Moderation in letzter Zeit schwieriger geworden ist, so würde dem Verband ohne die Kommentar- und Diskussionsmöglichkeiten auf der Webpräsenz ein wichtiges Element fehlen. Erst die Diskussionen und Kommentare lassen die Präsenz meiner Meinung nach lebendig werden und führen auch dazu, dass die Siebenbürger Sachsen immer wieder neugierig vorbeischauen. Glücklicherweise bringt sich auch der geschäftsführende Bundesvorstand in letzter Zeit in die Moderation der Diskussionsforen ein, so dass gegen die Forenregeln verstoßende Beiträge schnell bearbeitet werden können.

Ein wichtiges Medium von Siebenbuerger.de ist der monatliche Newsletter, der kostenlos an 6.400 Abonnenten verschickt wird. Wie fällt die Bilanz nach 200 Nummern aus?

Hans-Detlev Buchner: Dadurch, dass der Newsletter den Lesern direkt ins E-Mail-Postfach zugestellt wird, erreichen wir auch Menschen, die nicht rund um die Uhr online sind und soziale Medien konsumieren. Die Abonnenten erhalten Hinweise zu SbZ-Artikeln, Diskussionen, Buch-Tipps und Interviews auf unserer Webpräsenz sowie TV-Tipps und Presse-Tipps aus der bundesdeutschen Medienlandschaft. Mit monatlich wechselnden Umfragen versuchen wir auch Stimmungsbilder der siebenbürgischen Gemeinschaft einzufangen. Vor einem Jahr haben wir dem Newsletter ein neues Format verpasst und ihn damit fit gemacht fürs Handy, so dass man ihn auch von unterwegs lesen kann.

Welches sind die wichtigsten Mediadaten, und wie finanziert sich Siebenbuerger.de?

Günther Melzer: 2017 wurde Siebenbuerger.de 1.013.161 Mal besucht, dabei wurden rund 4,9 Millionen Seiten abgerufen. Die Zahlen sind leicht rückläufig, da online eine immer größere Verlagerung der Besucherströme in die sozialen Medien zu beobachten ist. Bei den sozialen Medien wiederum ist eine Spaltung nach Alter zu beobachten, so sind nur noch sehr wenige Jugendliche auf Facebook aktiv, dafür umso mehr auf Instagram. Da wir beide Kanäle intensiv bedienen, ist unsere Reichweite insgesamt gesehen so groß wie nie zuvor. Finanziert wird Siebenbuerger.de durch den Verband, Online-Werbung und seit neuestem auch durch die Möglichkeit, direkt auf der Startseite www.siebenbuerger.de Anzeigen zu schalten. Einen Rabatt gibt es zudem, wenn man seine Anzeige in der gedruckten Zeitung und online schaltet. Diese Kombianzeige, die man auch direkt online unter siebenbuerger.de/anzeige aufgeben kann, ist perfekt dazu geeignet, eine möglichst hohe Anzahl von Siebenbürger Sachsen zu erreichen.

Welches sind aktuell die größten Herausforderungen der neuen Medien, welche Neuerungen sind notwendig, damit Siebenbuerger.de am Puls der Zeit bleibt?

Gunther Krauss: Die ständige Anpassung an den neuesten Stand der Technik wird auch weiterhin eine große Herausforderung bleiben. Die aus meiner Sicht schwierigste Aufgabe ist jedoch, die richtigen Weichen zu stellen – welche Entwicklung sollte man nicht verschlafen, was ist nur eine kurze Mode, ein Medienhype, und wo sollte man mutig vorangehen. Dabei müssen wir uns meines Erachtens ständig die Frage beantworten: Was nutzt unseren Benutzern, was nutzt dem Verband – und was nutzt nur Google, Facebook und Co.?

Günther Melzer: Seit zehn Jahren hat sich das Aussehen von Siebenbuerger.de nicht groß geändert. Hier müssen wir uns in naher Zukunft an ein „Facelift“ dranwagen, um nicht online als veralteter, unmoderner Verband wahrgenommen zu werden. Auch ist es meiner Meinung nach notwendig, die zusätzlich zur Hauptmeldung sichtbaren Inhalte auf den Seiten der Präsenz auf das Wesentliche zu minimieren, um die Seiten übersichtlicher zu machen und dem zentralen Inhalt mehr Gewicht zu geben.

Schlagwörter: Medien, Verband, Internet, AK Internet, Siebenbuerger.de, Heimattag 2018, Interview

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