15. Februar 2018

Vielseitig engagierte Persönlichkeit: Abschied von Ingeborg Konradt

Die vielseitig engagierte Persönlichkeit Inge Konradt, geborene Martini, ist am 30. Januar 2018 nach langer schwerer Krankheit verstorben. Die Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen trauert mit ihrer Familie, die oft auf sie wegen ihrer Ehrenämter verzichten musste. Inge Konradt hat sich durch ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken in der Kreisgruppe und weit darüber hinaus große Verdienste erworben und im Kulturleben Geretsrieds bemerkenswerte Akzente gesetzt.
Unvergessen bleiben die bewegenden Momente der Überreichung der Auszeichnung „Pro Meritis“ des Verbandes der Siebenbürger Sachsen am 5. November 2011, als sich alle ca. 400 Anwesenden spontan von ihren Sitzen erhoben und stürmisch und lang anhaltend applaudierten. Ich durfte bereits viele Mitglieder unseres Verbandes ehren, aber eine solch mitreißende, von tiefer Dankbarkeit und Anerkennung geprägte Situation mit einem nicht enden wollenden Beifall habe ich noch nie erlebt. Diese enorme Beifallsbekundung steht für ihre große Beliebtheit und Wertschätzung, die sie von unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft erfuhr.

Inge Konradt stammt aus Schäßburg, wo sie am 14. März 1933 geboren wurde, ihre Kindheit und Jugend verbrachte und das dortige Lehrerseminar besuchte. Nach dessen Abschluss unterrichtete sie kurze Zeit in Lasseln und anschließend bis zu ihrer Ausreise in Schäßburg. In diese Zeit fällt ihre Heirat mit Michael Konradt und die Geburt ihrer beiden Kinder Edith und Michael. 1977 begann für sie in Geretsried die berufliche Umstellung in der neuen Umgebung.

Inge Konradt, 2012. Foto: Wiltrud Wagner ...
Inge Konradt, 2012. Foto: Wiltrud Wagner
Lassen Sie uns ihr überdurchschnittliches Engagement und ihre beispielhaften Leistungen für unsere siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft beleuchten: Ihr war die Bewahrung und Pflege des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen immer sehr wichtig. In äußerst umsichtiger und weitblickender Weise legte sie für die Kreisgruppe einen Trachtenbestand von über 500 Einzelteilen an und sorgte dafür, dass diese Trachten entsprechend den Trachtenlandschaften Siebenbürgens getragen wurden. Sie pflegte diese, wusch, bügelte und besserte sie aus, so dass die Kinder- und Jugendtanzgruppen immer in strahlenden Trachten auftreten konnten.

Als erfahrene Lehrerin verstand sie es in hervorragender Weise, ihr Wissen um unsere Kultur und unsere Traditionen weiterzugeben. Es war ihr ein Herzensanliegen, dass sich unsere jungen Siebenbürger Sachsen diese Kenntnisse zu Eigen machten. Ihre Begeisterung über unser Brauchtum gab sie den vier Tanzgruppen weiter, die sie gründete und trotz ihrer hohen beruflichen und familiären Belastung über Jahrzehnte leitete. Sie organisierte das Programm von Veranstaltungen, die in zahlreichen Presseberichten zu finden sind und einen Überblick über ihre enorme Schaffenskraft vermitteln, die aus Liebe zum Beruf und den ihr vertrauten Traditionen resultierte. Es sind Darbietungen in Geretsried und Umgebung wie Stadt- und Sommerfeste, Maifeiern, Patronatsfeste, Fahnenweihen befreundeter Vereine, aber auch im Ausland bei den Trachteneuropeaden und in der Partnerstadt Chamaliers. Inge war selbst Fahnenmutter der Fahne der Kreisgruppe.

Ihre Interessensgebiete erstreckten sich aber auch auf den gemischten Chor und den Handarbeitskreis, deren Wirken sie bereicherte. Auch dort gab sie ihr Wissen weiter: Unter ihrer geschickten Anleitung fertigten die anderen Teilnehmerinnen viele kleine Handarbeits-Kunstwerke. Ihre Kompetenz als Zuckerbäckerin war ebenso gefragt. Noch vor einigen Monaten erteilte sie interessierten Hobby-Bäckerinnen Unterricht im Torten- und Kuchenbacken und gab wertvolle Tipps weiter.

Sie hat all diesen Aktivitäten ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Immer ging es ihr um das große Ganze. Ihr Ehrenamt hat sie mit außergewöhnlicher Sachkenntnis, großer Erfahrung und hohem Engagement ausgeführt. Dabei waren ihr bei allen Entscheidungen die Menschen wichtig. Besonders hervorzuheben ist ihre besonnene Art, die den Umgang mit ihr sehr angenehm machte. Ihre Meinung war überall gefragt. Sie hatte die Fähigkeit, pragmatisch vorzugehen in der ihr eigenen, immer freundlichen Art und Weise. Von der hohen Reputation, die Inge Konradt durch ihr außergewöhnliches Engagement für die Belange der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen erlangte, zeugen ihre Auszeichnungen: die Ehrennadel der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen, das Silberne und Goldene Ehrenwappen und die „Pro Meritis“-Medaille des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. sowie die Goldene Ehrennadel der Stadt Geretsried im kulturellen Bereich. Vor wenigen Jahren traf sie der Verlust ihres Mannes, der ihr und ihren Kindern immer eine verlässliche Stütze gewesen war. Wir können nur erahnen, wie viel Kraft sie hat aufbringen müssen, sich neu zu organisieren, um die veränderte Situation zu meistern. Kraft, die sie bald auch selbst für sich und eine Erkrankung nötig hatte, die sich letzten Endes aber als stärker erwies.

Wir werden das anerkennende Andenken an Inge Konradt immer hochhalten. Sie wird wegen ihres unermüdlichen Einsatzes und ihrer beeindruckenden Persönlichkeit unvergessen bleiben!

Herti Daniel

Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Geretsried, Schäßburg

Bewerten:

22 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.