16. November 2017

Ernst Rether: Humor und Optimismus mit 100 Jahren

Nachdruck aus der „Heilbronner Stimme“ vom 7. Oktober 2017: Ernst Rether wird am morgigen 8. Oktober 100 Jahre alt. Das hält den ältesten Nordheimer aber nicht davon ab, mit dem Schalk im Nacken durchs Leben zu gehen.
„Wie meine Feier wird? Tja, das kommt auf meine Kinder an, ich mach ja nichts“, meint er augenzwinkernd. Knapp 60 Leute werden kommen, Nichten und Neffen, Cousins und Cousinen und die sind auch schon über 80. Nur gut, dass die drei Kinder, sechs Enkel und vier Urenkel da ein bisschen den Schnitt drücken. Spaß wird es allemal machen.

Ernst Rether ...
Ernst Rether
Ernst Rether kommt aus Siebenbürgen, wächst als Jüngster von sieben Geschwistern in Neppendorf und Hermannstadt auf. Sein Vater ist Notar der Gemeinde, an seine Mutter kann sich der Senior nicht erinnern. Als sie stirbt, ist er gerade mal vier. Sein ältester Bruder Hans zieht ihn quasi auf, wird zum Mentor. Ernst beschließt, Gärtner zu werden und schon nach seiner Ausbildung zieht es ihn das erste Mal nach Deutschland, er arbeitet in Erfurt und Leipzig. „Damals ging man noch auf Wanderschaft.“ Doch dann muss er zum Militär, zurück nach Rumänien. Der Krieg kommt. Der junge Siebenbürger gerät in Gefangenschaft in der ehemaligen Tschechoslowakei, kann aber während des Transports fliehen. „Danach hab ich mich nicht mehr fangen lassen, ich war raffiniert“, erzählt er mit breitem Grinsen. Die ganze Geschichte hat sein Enkel Sebastian als Masterarbeit in einem Buch zusammengefasst. Opas Kriegsjahre in Zeichnungen, wofür es schon jede Menge Preise gab.

Zurück in Hermannstadt arbeitet Ernst Rether auf dem Hauptfriedhof und heiratet endlich seine Hermine. Die war ihm schon als 14-Jährige aufgefallen. Gemeinsam mit den drei Söhnen leben sie in Agnetheln. „Wir hatten ein schönes Leben, mit viel Arbeit, aber wir hatten uns auch ein Häuschen gebaut.“ Doch irgendwie zieht es ihn immer wieder Richtung Deutschland, die Familie drängt ihn, zu gehen. Im September 1974 steigt Ernst Rether allein mit dem Koffer in der Hand in den Zug – und kommt von diesem Besuch nicht mehr zurück.

Mit 58 Jahren fängt Ernst Rether noch einmal an. Noch im Übergangswohnheim in Böckingen macht der Hausmeister die Firma Landschafts- und Gartenbau Biegert auf den gelernten Gärtner aufmerksam – er wird vom Fleck weg engagiert. „Die fragten nur, wollen Sie schaffen, und natürlich wollte ich das.“ Wegen Bekannten zieht er nach Nordheim, engagiert sich bei den Kleingärtnern, baut erneut ein Haus und lebt dort mit der nachgereisten Familie.

Bis heute, denn noch immer bewohnt Ernst Rether selbständig das Obergeschoss, unten wohnen Sohn Hans und dessen Frau. Hermine ist bereits 2000 gestorben. „Plötzlich war ich wieder allein, aber gut, dass ich meine Kinder hatte.“ Der Jubilar ist immer noch fit, versorgt sich weitestgehend selbst. Bis vor wenigen Monaten ist er sogar selbst mit dem Fahrrad zum Einkaufen gefahren. Jetzt lässt er es etwas ruhiger angehen, liest gerne oder schaut fern. Außer morgen, da wird gefeiert und das sicher mit viel Humor.

Stefanie Pfäffle

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Gärtner, Neppendorf

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