8. September 2017

Einsatz für das deutsche Schulwesen: Nachruf auf Hermann Schmidt

Als „eine der Persönlichkeiten, deren Namen unzertrennlich mit der Geschichte dieser Schule verbunden ist“ würdigte der damalige Bischof D. Dr. Christoph Klein den langjährigen Direktor der Brukenthalschule Hermann Schmidt in einem Brief zu dessen 80. Geburtstag am 8. April 2006. Zu dessen 90. Geburtstag veranstaltete die neue Schulleitung ein Überraschungsfest für den Jubilar in der Aula der Brukenthalschule. Am 27. Juli d. J. ist Hermann Schmidt gestorben.
Am 8. April 1926 in Schirkanyen geboren, besuchte Hermann Schmidt das Georg-Daniel-Teutsch-Gymnasium in Schäßburg, legte nach dem Zweiten Weltkrieg die Maturaprüfung am Brukenthalgymnasium in Hermannstadt ab, studierte dann Geschichte in Klausenburg, wo er nach Studienabschluss als jüngster Oberassistent tätig war. 1952 kam er nach Hermannstadt, wo er bis 1958 an verschiedenen Lyzeen mit deutschen Klassenzügen stellvertretender Direktor war. Von 1958 bis 1962 war Schmidt Direktor des Pädagogischen Lyzeums, danach (bis 1971) stellvertretender Direktor des Gheorghe- Lazăr-Lyzeums und von 1971 bis 1980 stellvertretender Generalschulinspektor. Ab Mai 1980 bis Abschluss des Schuljahres 1997/1998 war Schmidt Direktor der Brukenthalschule.

Als solcher schaffte er es, 1980, mitten in der Diktatur, ein beeindruckendes Fest zum 600. Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung der Schule zu organisieren und nach der Wende von 1989 Ersatz für die vielen ausgewanderten Lehrerinnen und Lehrer zu finden. Das waren innerhalb von zwei Jahren immerhin 150 Lehrkräfte. Nicht nur diese Leistungen werden in der Erinnerung der damaligen Schüler und Lehrer wach bleiben. Wach bleiben wird auch die Erinnerung an einen Schulmann, der streng sein konnte und zuweilen stur, aber der auch Humor hatte und davon mehr als genug. Möge er in Frieden ruhen!

Beatrice Ungar (Hermannstädter Zeitung)

Erinnerungen eines ehemaligen Lehrerkollegen an Hermann Schmidt

Hermann Schmidt hat das deutsche Schulwesen in Hermannstadt von der Nachkriegszeit bis zur Jahrtausendwende stark geprägt. Unzählige Lehrer- und Schülergenerationen werden sich an ihn als überzeugten sächsischen Schulmann erinnern und verbinden mit ihm das eine oder andere besondere Erlebnis. Umgekehrt hat auch er sich im hohen Alter an beeindruckend viele ehemalige Schüler, an deren berufliche Laufbahn und Schicksal erinnert. Er hat immer wieder den Kontakt zu Ehemaligen gesucht.
Constantin Ilea: Hermann Schmidt, Öl auf ...
Constantin Ilea: Hermann Schmidt, Öl auf Leinwand, 1996, 42,5 x 59,4 cm
Sehr wichtig waren ihm das gute Funktionieren der Schule, die Qualität des Unterrichts, das Wissensniveau der Schüler, die Lehrerversorgung, aber auch das gute Benehmen der Jugendlichen. Auch wenn er es in offiziellen Reden nicht ansprach, war sein besonderes Augenmerk auf die deutschen Schulen im Landkreis, insbesondere auf die Brukenthalschule in Hermannstadt, gerichtet. Als deren langjähriger Leiter (1980 bis 1998) hat er die Schule und damit auch die Stadt landes- und europaweit bekannt gemacht. Die ausländischen Delegationen gaben sich in der Schule oft die Klinke in die Hand.

Es war für Lehrer und Schüler nicht immer leicht, seinen hohen Anforderungen zu genügen. Hermann Schmidt erwartete, dass eine große Zahl von Abiturienten die Aufnahmeprüfung an die Hochschule besteht. Daneben musste auch eine intensive Tätigkeit in Blasia, den Tanzgruppen, dem Kammerchor, der Solaris-Gruppe und in anderen Kultur- und Sportbereichen entfaltet werden. Trotz dieser regen Kulturtätigkeit schnitten die Schüler bei Aufnahmeprüfungen und Olympiaden sehr gut ab – die Brukenthalschule war eine anerkannte Bildungsstätte.

Als detailversessener und sehr guter Organisator zeigte sich Hermann Schmidt bei der Vorbereitung der vielen Veranstaltungen in der Schule. Seine Durchsetzungsfähigkeit und sein Gespür für das Machbare waren legendär. So setzte er durch, dass Bundespräsident Prof. Carl Carstens 1981 bei seinem Besuch der Brukenthalschule als Letzter sprach, nachdem ihm die Einrichtung und Kulturformationen vorgestellt wurden. Gemäß üblichem Protokollablauf hätte der Bundespräsident als Höchstrangiger zuerst sprechen müssen. „Das machen wir hier anders“, soll Direktor Schmidt dem bundesdeutschen Protokollchef gesagt haben. Und der Bundespräsident war von der Schule begeistert, seine Rede herzlich und beeindruckend. Abends, beim offiziellen Empfang des Bundespräsidenten im „Römischen Kaiser“, hielt Hermann Schmidt eine kurze Ansprache in Deutsch, obwohl die Parteiorgane anfangs auf Rumänisch bestanden.

Eine besondere Leistung erbrachte Hermann Schmidt auch, als er – in den schwärzesten Jahren der Ceaușescu-Diktatur – die 600-Jahrfeier der Brukenthalschule organisierte. Dazu wurden der Bischof der Evangelischen Landeskirche und der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest geladen. Wieviel politisches Geschick und Überzeugunsgarbeit er dabei aufbringen musste, kann nur jemand verstehen, der Anfang der achtziger Jahre in Rumänien gelebt hat.

Bei Treffen der Absolventen war Hermann Schmidt immer Ehrengast. Seinen Ausführungen zur Geschichte der Schule lauschte man interessiert. Damit im Zusammenhang: Es ist schade, dass die Erinnerungen von Hermann Schmidt (noch) nicht publiziert wurden. Sie stellen sicher einen wichtigen Beitrag zu unserer Schulgeschichte und zum Verständnis der rumänischen Nationalitätenpolitik dar.

Alfred Mrass

Schlagwörter: Kultur, Nachruf, Schule, Pädagoge, Brukenthalschule

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Neueste Kommentare

  • 02.10.2017, 12:04 Uhr von Bernd1946: Ich habe Hermann Schmidt, damals als Schüler, leider nur für ca. 2 Jahre am Gheorghe- Lazar- ... [weiter]

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