15. Juli 2016

Weltweit anerkannter Herzchirurg: Zum Tod von Prof. Dr. Christian Schreiber

Am 4. Juli starb in München nur wenige Tage vor seinem 51. Geburtstag der Herz- und Gefäßchirurg Prof. Dr. Christian Schreiber an ALS. Die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose hatte er erst im vergangenen Jahr bekommen und sich seitdem unermüdlich dafür eingesetzt, die unheilbare Krankheit zu verstehen, Behandlungsansätze zu entwickeln und ALS ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, u. a. mit der Informationsseite face-ALS auf Facebook.
Geboren am 15. Juli 1965 in Bali als Sohn von Franz und Dorit Schreiber, die beide aus Kronstadt stammen, studierte er nach dem Abitur an der Ludwig-Maximilians-Universität München Medizin, arbeitete dann unter anderem in Brasilien und England und entwickelte sich zu einem weltweit anerkannten Herzchirurgen – nicht zuletzt, weil er neben nur einer Handvoll weiterer Chirurgen die so genannte Cone-Methode beherrschte, eine Operationstechnik, mit der die Krankheit Morbus Ebstein, eine sehr seltene angeborene Herzklappenanomalie, geheilt werden kann.

Am Deutschen Herzzentrum München (DHM) fand Christian Schreiber seine berufliche Basis, hier wurde er nach seinem Studium vom Arzt im Praktikum zum Assistenzarzt und schließlich zum leitenden Oberarzt. Seit 2011 war er stellvertretender Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am DHM. Sein Vorgesetzter, Kollege und langjähriger Freund, Klinikdirektor Prof. Dr. Rüdiger Lange, nennt ihn in seiner Mitteilung zu dessen Tod einen „geschätzten Partner und hervorragenden Chirurgen“ und würdigt seinen wissenschaftlichen Beitrag zur Kinderherzchirurgie als „außergewöhnlich“; sein freundliches Wesen, sein Sinn für Humor und seine Großzügigkeit hätten tiefen Eindruck auf alle gemacht, die das Glück hatten, mit ihm zu arbeiten. 300 bis 400 Eingriffe nahm Christian Schreiber pro Jahr selbst am DHM vor, bildete Medizinstudenten aus, führte Gastoperationen in Kliniken auf der ganzen Welt durch, war engagiertes Mitglied in mehreren medizinischen Fachgesellschaften und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Beiträge.
Christian Schreiber vor dem Deutschen Herzzentrum ...
Christian Schreiber vor dem Deutschen Herzzentrum in München, 2010. Foto: Sabine Streck
Seiner siebenbürgischen Wurzeln war sich Christian Schreiber durchaus bewusst. „Ich glaube, ich habe nie gesagt, dass ich Siebenbürger bin, aber ich habe sicher immer den Punkt gemacht, dass meine Eltern aus Siebenbürgen kommen“, verriet er in einem Interview mit der Siebenbürgischen Zeitung 2010 und erzählte weiter: „Wir reden übrigens auch zu Hause Siebenbürgisch-Sächsisch. Ich rede mit meinen beiden Brüdern Sächsisch und auch mit meinen Eltern. Selbst meine Frau (die er in Brasilien kennenlernte, Anm. d. Red.), die versteht das schon ein bissl und auch meine Kinder. Wenn wir meine Eltern besuchen, reden wir Sächsisch.“ Eine Reise nach Siebenbürgen mit Großeltern, Eltern, Brüdern und seiner ersten Tochter im Jahr 1999 festigte die Bande zur Heimat der Vorfahren.

„Prof. Dr. Christian Schreiber hinterlässt eine Lücke, die nie wieder gefüllt werden kann“, schreibt Prof. Lange in seinem Nachruf. Besonders gilt das wohl für seine Frau Tania und die Töchter Alma und Ella, die den Ehemann und Vater schmerzlich vermissen werden.

dr

Schlagwörter: Wissenschaft, Medizin, Nachruf, München

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