7. September 2019

Zeidner Sommer 2019: gemeinsam arbeiten, reisen, wandern, feiern

Viele fleißige Hände und abwechslungsreiche und interessante Ausflüge kennzeichneten das zweitägige Arbeitscamp am 5.-6. August im Zeidner Kirchhof und das anschließende viertägige Programm Kultur und Natur, das Udo Buhn und Annette Königes im Auftrag ihrer Nachbarschaft organisierten. Die beiden Veranstalter, bekannt dafür, dass sie, wenn sie etwas anpacken, es mit größter Professionalität und Leidenschaft tun, schafften auch diesmal eine Mischung aus ehrenamtlicher Arbeit in der Kirchenburg und ein Programm, bestehend aus dem Besuch kultureller Einrichtungen, Wandern und der Begegnung mit interessanten Persönlichkeiten.
Zur ehrenamtlichen Arbeit in die Kirchenburg kamen rund 50 Teilnehmer, 30 aus Deutschland, 20 aus Zeiden (Vorjahr rund 30) – ein großartiger Erfolg mit dem Ergebnis, dass nun die Kornkammern komplett gesäubert sind. Vom Schüler bis zum 70-jährigen Rentner – alle packten beherzt an in einer sehr positiv gestimmten Atmosphäre. Die Zeidner Frauen des Nähkreises sorgten für das leibliche Wohl und abends wurde im Pfarrhof gegrillt, so dass man sich auch auf diesem Wege näherkam.

Kräftig unterstützt wurde die Aktion vom Bürgermeisteramt, das dafür sorgte, dass der ganze Müll abtransportiert wurde. Der neue stellvertretende Bürgermeister Erwin Albu nutzte die Gunst der Stunde und warb für ehrenamtliches Engagement in der Stadt. Er initiierte nach Abschluss des Arbeitscamps eine Diskussion im Kirchhof, zu der er auch Zeidens Bürger einlud. Ihre Abwesenheit zeigt allerdings, dass die Stadt in dieser Hinsicht noch einen steinigen Weg zu beschreiten hat. Immerhin verkündete Albu die Eröffnung eines Büros, das sich um die Förderung der ehrenamtlichen Tätigkeiten im Ort kümmern soll. Albu ließ das Gespräch live im Netz veröffentlichen, und nach Abschluss konnte man immerhin um die 500 Nutzer zählen.
Rund 50 Teilnehmer aus Deutschland und Zeiden ...
Rund 50 Teilnehmer aus Deutschland und Zeiden beteiligten sich am Arbeitscamp in der Kirchenburg am Fuße des Zeidner Berges. Fotos: Udo Buhn
Fazit des erstes Teils der Zeiden-Aktion: Udo Buhn schaffte es, eine Menge Menschen für diese ehrenamtliche Arbeit zu begeistern und zu erreichen – sowohl aus Deutschland als auch aus Zeiden, und es ist zu hoffen, dass die Zeidner vor Ort einfach den Ball aufnehmen und weitermachen.

Wie Ehrenamt gepaart mit Geschäftssinn richtig gut funktionieren kann, zeigt die Schweizerin Cornelia Fischer, die die Zeidner während des anschließenden Natur- und Kulturprogramms kennenlernen durften. Annette Königes stellte auch diesmal ein sehenwertes Ausflugsprogramm zusammen. Und dazu gehörte die besagte Cornelia Fischer, die seit Anfang der 90er Jahre in der Buzău-Region ein Kinderheim und einen Schülerhort eingerichtet hat für Kinder aus schwierigen Verhältnissen sowie eine Bio-Landwirtschaft, eine Pension kommerziell betreibt. Kinder können nach Schulabschluss in diesem Unternehmen beschäftigt werden. Für uns Besucher war es sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Zuneigung die Erzieher auf die Kinder zugehen und welche Herzlichkeit überall herrscht. Reinhold Mieskes, Vorstand der Stiftung Zeiden, nutzte die Gelegenheit und schenkte der Einrichtung zwei Rechner, damit diese zum einen ihre Verwaltung auf Vordermann bringen und zum anderen den Kindern PC-Grundlagen beibringen kann.

Der zweite Teil dieses Ausflugs bestand in der Besichtigung der Felsenkirche in Aluniș, dem rumänischen Athos, und dem Geburtsort des rumänischen Christentums sowie dem angeblich zweitgrößten Ort europaweit, in dem bis in die 50er Jahre Bernstein geschürt wurde.
Reinhold Mieskes (rotes T-Shirt), Vorstand der ...
Reinhold Mieskes (rotes T-Shirt), Vorstand der Stiftung Zeiden, überreicht der Schweizerin Cornelia Fischer zwei Rechner als Spende der Stiftung. Frau Fischer betreibt in der Nähe von Buzău ein Kinderheim, einen Hort, eine Biolandwirtschaft und eine Pension und kümmert sich seit der Wende um Kinder aus schwierigen Verhältnissen.
Auf der Besuchsliste durfte auch Steffen Schlandt nicht fehlen, der vielleicht größte „Orgelversteher“, den Siebenbürgen und darüber hinaus aufzubieten hat. Er kümmert sich auch um das musikalische Leben im Burzenland, leitet Chöre, organisiert Konzerte, unterrichtet, rettet und spielt Orgel und man fragt sich, wieviel Stunden denn sein Tag wohl hat. Sein Vortrag am „Fuße“ der größten mechanischen Orgel aus der Schwarzen Kirche mit musikalischen Einlagen über die Funktionsweise so eines komplexen Gerätes ließ die Gruppe schwer beeindruckt zurück. Als wir dann gemeinsam mit ihm (er natürlich an der Orgel) das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ anstimmten, war das Gänsehaut pur.

Der Kronstadt-Tag wurde abgerundet durch eine Stadtführung, eine Wanderung auf die Zinne und den Besuch des ungarischen Spezialitäten-Lokals „Pilvax“. Die Reiseführung übernahm Hermann Kurmes – auch eine dieser engagierten Persönlichkeiten des Burzenlandes, der gemeinsam mit seiner Frau Katharina vor rund 20 Jahren mit seiner Ökopension „Villa Hermani“ unter dem Königstein begann, aber eine jahrelange Durststrecke durchstehen musste, bis die Menschen verstanden haben, was man an einem naturfreundlichen Tourismus hat.

Hermann Kurmes begleitete die Gruppe noch einen weiteren Tag, als der Ausflug zur Burg Rosenau und zu einer in der Nähe liegenden großen Höhle führte. Den Abschluss dieses Tages bildete der Besuch der Kirchenburg in Wolkendorf, Hermanns Heimatort, mit einem Essen in den Kornkammern der Burg – inklusive des vielleicht besten Baumstriezels Siebenbürgens.
Neben der ehrenamtlichen Arbeit auf dem Kirchhof ...
Neben der ehrenamtlichen Arbeit auf dem Kirchhof beinhaltete das Zeidner Sommerprogramm auch kulturelle Aktivitäten und Wandern – hier zum Beispiel im Zeidner Wald. Foto: Udo Buhn
Und schließlich führte der vierte Besuchstag, der, wenn man es chronologisch nimmt, der erste war, nach Sinaia. Auf dem Besuchsprogramm standen die Sommerresidenz der Königin Maria, das Schlösschen Pelișor und das Haus, in dem George Enescu seine wichtigsten Werke komponierte, die Villa Luminiș. Dazwischen fand eine abwechslungsreiche, rund zweistündige Wanderung statt auf die so genannte Königsalm.

Fazit des zweiten Teils: Diejenigen, die mitmachten, waren schwer begeistert von den starken Persönlichkeiten, die Rede und Antwort standen, von ihrem Können, ihrem leidenschaftlichen Engagement, aber auch ihrem unbegrenzten Optimismus, in diesem Land etwas zu bewegen, trotz der gigantischen bürokratischen Hürden und der sonst auch nicht ganz einfachen, auch politischen Rahmenbedingungen.

Aber auch die „Nebengeräusche“ sollen nicht unerwähnt bleiben. Reiseleiterin Annette Königes war bestens vorbereitet. Jeden Tag brachte sie auf den Busfahrten den Teilnehmern mit einer Menge Daten, Fakten und Geschichten Land und Leute näher. Pfarrer Hans Schröder aus Rosenheim, übrigens ein „echter Deutscher“, der Siebenbürgen unbedingt kennenlernen wollte und mit seiner Frau Elke das gesamte Programm mitmachte (inklusive Arbeitscamp), las jeden Morgen die Tageslosung vor, und wer noch Zeit und Lust hatte, ließ den Besuchstag im Pfarrhof mit weiteren Gesprächen und Eindrücken ausklingen.

Erwähnenswert sind auch die gut besuchten Gottesdienste und die beiden Orgelkonzerte von Peter Kleinert und Klaus Dieter Untch in der Zeidner Kirche. Am freien Montag bot Udo Buhn für die Wanderfreudigen einen Ausflug in den Zeidner Wald an. Besonders gelungen war dann der Abschlussabend auf dem Pfarrhof mit viel Musik und viel Gesang. Fazit: Wer dabei war, hat es genossen, wer nicht, hat viel versäumt.

Hans Königes

Schlagwörter: Zeiden, Arbeitseinsatz, Siebenbürgenreise, Reisebericht

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