21. Januar 2019

Deutsch-Weißkircher Weihnachtsfeier im Zeichen des Friedens

Das Weihnachtsfest der Deutsch-Weißkircher Dorfgemeinschaft in der Stephanuskirche in Nürnberg-Gebersdorf stand im Zeichen des Friedens. Über 200 Deutsch-Weißkircher erwarteten am 15. Dezember 2018 voller Ungeduld den Beginn des Gottesdienstes. Welcher Pfarrer würde ihn wohl halten? Pfarrer Scholl, der das die letzten Jahre übernommen hatte, ist in Rente. Zum Abschied hatte er sich gewünscht, dass dieser besondere Gottesdienst, auch „Lichtertkirche“ genannt, weiterhin immer am dritten Advent in der Stephanuskirche stattfindet. Die Lichtertkirche ist eine Tradition, die die Deutsch-Weißkircher in Siebenbürgen an Heiligabend gefeiert haben. In Deutschland möchten sie sie weiterleben und weitergeben.
Es ist immer eine große Freude für viele Gemeindemitglieder, diesen dritten Advent gemeinsam zu verbringen, sich zu sehen und gemeinsam zu feiern. Alt und Jung, Groß und Klein kamen von nah und fern angereist. Wenn man die Kirche betritt, empfängt einen dieses schöne Gebinde, der Lichtert; man fühlt sich zu Hause und die feierliche Stimmung ist da. Dieser Augenblick zieht alle in den Bann, ermöglicht ein kurzes Innehalten und beschert einen besinnlichen Moment. Pünktlich begann der Gottesdienst, traditionell mit einem Bläservorspiel. Danach begrüßte Pfarrer Martin Backhouse die Gemeinde und stellte sich kurz vor. Er ist Vorsitzender der Gustav-Adolf-Stiftung Bayern, die die Arbeit des Gustav-Adolf-Werks in Bayern ergänzt. Pfarrer Backhouse sind die kirchlichen Traditionen der Siebenbürger nicht unbekannt, obwohl er gebürtiger Franke ist. Im Rahmen der Stiftung war er 2012 in Siebenbürgen tätig und hat so viel darüber erfahren. Er freute sich sehr, mit den Deutsch-Weißkirchern ein vorgezogenes Weihnachtsfest zu feiern.
Weißkircher Lichtert. Foto: Malwine Markel ...
Weißkircher Lichtert. Foto: Malwine Markel
Nach dem Lied „Es kommt ein Schiff geladen“ und dem Eingangsgebet kündigte Pfarrer Backhouse an, dass die Weihnachtsgeschichte in zwei Teilen vorgelesen würde, weil dazwischen das traditionelle Programm der Deutsch-Weißkircher stattfinde. Die beiden Chöre der Gemeinde sangen a capella und im Wechsel, so wie es in Deutsch-Weißkirch Brauch war. Der Mädchen- und Frauenchor sang „Quem pastores laudavere“ im lateinisch-deutschen Wechselgesang, gefolgt vom Männerchor mit „Kommt, hört die Engel“. Zum Schluss spielten die „hauseigenen Bläser“ ein Instrumentalstück. Die Predigt erinnerte daran, was Weihnachten bedeutet, daran, dass wir auch an die schwachen, armen, kranken, verfolgten Menschen denken sollen, an Demut und Gastfreundschaft. Sie trug die Botschaft für die Welt: „Friede auf Erden“! Nach dem Lied „Ich steh an deiner Krippe hier“ las Roswitha Fleischer die Abkündigungen. Anschließend wurden die Fürbitten verlesen von den Jugendlichen Caroline Schenker, Stefanie Fleischer und von Roswitha Fleischer, die das Thema der Predigt aufgriffen: Frieden für alle, Frieden für die Welt. Nachdem die Gemeinde am Ende des Gottesdienstes das Lied „O du fröhliche, o du selige“ gesungen hatte, bedankte sich Senta Hügel im Namen aller bei Pfarrer Martin Backhouse, der Organistin Elena Huber und der Messnerin Edda Gunesch für die Möglichkeit, „ihre“ Lichtertkirche in der Stephanuskirche zu feiern. Es ist ein Stück neue alte Heimat und ein freudiges Beisammensein, das die Deutsch-Weißkircher von der Gemeinde Gebersdorf erfahren dürfen. Anschließend lud sie alle ein, im Gemeindehaus zusammen zu feiern, wo fleißige Hände den Saal feierlich eingedeckt hatten.
Der 7-jährige Theodor Richter spielt bei der ...
Der 7-jährige Theodor Richter spielt bei der Deutsch-Weißkircher Weihnachtsfeier. Foto: Malwine Markel
Dort wurde gefeiert mit Kaffee, Glühwein und selbst gebackenen mitgebrachten Plätzchen. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit füllte den Saal. Es gab weihnachtliche Live-Musik von den „hauseigenen Bläsern“. Natürlich durfte das 200 Jahre alte Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ nicht fehlen. Auch der Nachwuchs ließ nicht lange auf sich warten. Der Jugendliche Michael Weiß gehört quasi schon zur Bläsergruppe, aber der 7-jährige Theodor Richter nicht. Er spielte bei dieser Feier zum ersten Mal auf seiner Posaune drei Weihnachtslieder. Ein lang anhaltender Applaus folgte der Darbietung. Mit Schmalzbrot und Glühwein fand die Feier zu später Stunde ihren Ausklang. Für die Organisation der Kirche und des anschließenden Beisammenseins im Gemeindehaus zeichnen die Ehepaare Eveline und Erwin Markel sowie Helene und Christian Folberth verantwortlich. Ein herzliches Dankeschön auch ihnen, die etliche Stunden hierfür investierten.

Malwine Markel

Schlagwörter: Deutsch-Weißkirch, HOG, Weihnachtsfeier, Gottesdienst, Lichtert, Brauchtum

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