Nachdem wir uns herzlich begrüßt und ein wenig beschnuppert hatten, widmeten sich alle der schmackhaften ciorbă de perișoare. Zufrieden, mit einer ahnungsvollen Vorfreude, dass wir ein paar schöne gemeinsame Stunden verbringen würden, begann der gesellige Teil des Abends. Angelika Meltzer verteilte ein Heftchen mit Liedtexten, die inzwischen zu unseren Klassenhits gehören: ein bunter Mix von Schlagern und Volksliedern, der bei jedem Treffen neu „aufgelegt“ wird. Angelika begleitete unseren Gesang auf der Gitarre. Auch ihre Mundharmonika und die Irische Flöte trugen zur guten Stimmung bei. Ob sich diese wohltuende Atmosphäre des Einvernehmens noch steigern wird?

Am nächsten Vormittag erwartete uns Monika Rauch in Nürnberg am Hauptbahnhof. In Siebenbürgen geboren, aber mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt bestens vertraut, konnte sie uns während der zweistündigen Führung viel Interessantes erzählen. Das „Männleinlaufen“, die Parade der sieben Kurfürsten im Turm der Frauenkirche, mittags um zwölf zu sehen und zu hören, war für alle ein besonderes Erlebnis. Mit einem Rundblick von der Burgmauer beendeten wir die Besichtigung dieser geschichtsträchtigen Stadt. Das prächtige Herbstwetter verführte uns, im schattigen Garten des „Hexenhäusle“ einen kleinen Imbiss und ein kühles Bier zu genießen. Mit der S-Bahn fuhren wir zurück nach Roßtal. Im Kapellenhof ließen wir uns den guten Kaffee mit selbst gebackenem Kuchen munden.

Der Höhepunkt eines solchen Wiedersehens ist natürlich die Klassenstunde, welche wir mit „Gaudeamus igitur“ begannen. Dafür hatte Gerlinde Oyntzen sich etwas Besonders einfallen lassen. Viele Kollegen hatten ihr im Vorfeld Fotos zugeschickt, mit denen sie eine PowerPoint-Präsentation vorbereitet hatte. In alphabetischer Reihenfolge aufgerufen, hielten wir nun Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre. Ein jeder berichtete sehr anschaulich darüber, was ihn bewegte. Selbstverständlich wurden auch die abwesenden Kollegen und Lehrer erwähnt. Mit einer Minute des Schweigens gedachten wir der Verstorbenen. Wir stellten fest, dass bis auf eine Freundin, die noch als Zahnärztin tätig ist, alle im wohlverdienten Ruhestand sind. Beendet wurde die Klassenstunde mit einer Abstimmung. Alle waren damit einverstanden, dass das nächste Treffen in drei Jahren stattfinden solle. Mit Sekt und dem siebenbürgischen Trinkspruch „Nor de Geseangd“ wurde das Festessen eröffnet. Bis zum frühen Morgen wurde rege das Tanzbein geschwungen. Wir beschlossen den ereignisreichen Tag mit einigen Gute-Nacht-Liedern.

Am Sonntag nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns wortreich voneinander. Wieder einmal hat der alte Klassengeist bewiesen, dass wir eine gute Gemeinschaft sind, welche weder die Zeit noch die Entfernungen auseinander bringen können. Dieses Mal haben Gerlinde und Angelika die Mühe auf sich genommen, diesen guten Geist wieder aufleben zu lassen. Ein herzliches Dankeschön von uns allen an sie. Und allen, die dabei waren und das nächste Mal dabei sein wollen: auf ein Wiedersehen in drei Jahren.

Karin Scheiner